Tango mit dem Tod
offenbar nicht passen."
„Jeder, der mit dem Video zu tun hat, scheint bisher ein ganz normales Leben geführt zu haben. Ein Täter, der eine solche Manie entwickelt, wie du sagst, muss doch einen Grund haben, ein Motiv. Irgendein Ereignis muss doch diesen Hass, diesen Wahnsinn bei ihm ausgelöst haben."
Doug sagte nichts. Kelly wusste, dass er ihr in diesem Punkt zustimmte. Dann schaltete er den Computer aus. „Morgen wird ein harter Tag."
„Ich habe schon ganz früh eine Szene mit Lance Morton", bestätigte Kelly und fügte dann lächelnd hinzu: „Du musst aber nicht unbedingt dabei sein."
„Werde ich aber auf jeden Fall."
„Glaubst du wirklich, er könnte ein Psychopath sein?"
„Es kommt nicht darauf an, was ich glaube. Ich werde dich nur keinen Moment mit ihm allein lassen."
„Wir werden alles andere als allein sein. Das ganze Team ist dabei, mindestens ein Dutzend Leute."
„Ich habe dir doch schon erklärt, dass ich selbst gesehen habe wie jemand ..."
Sie ließ sich auf die Knie sinken und nahm sein Gesicht in ihre Hände. „Ich weiß. Jemand wurde in aller Öffentlichkeit und vor einer Menge von Leuten umgebracht. Es tut mir so Leid, Doug. Aber..."
Sein Gesicht fühlte sich angespannt an, fast verkrampft. Er schien zu zögern, aber dann nahm er ihre Hand, küsste ihre Finger und ihre Handfläche. Sie hatte sich nie vorstellen können, dass die Berührung von Lippen auf ihrer Handfläche so elektrisierend, so erotisch sein könne. Oder dass jemand sie mit einer so sanften Berührung in derartige Aufwallung versetzen könnte.
Als seine Hand sich in ihren Bademantel schob und begann, ihre Brüste zu streicheln, schmiegte sie sich eng an ihn. Er zog sie auf seinen Schoss und nahm sie fest in die Arme. Sein Mund berührte ihre Lippen mit erstaunlicher Zärtlichkeit und dennoch hungrig und fordernd zugleich. Er stand auf und hob sie hoch, ohne seine Lippen von ihrem Mund zu lösen. Als sich ihre Lippen schließlich trennten, war seine Stimme rau, und sie merkte, dass sie das gleiche Feuer in ihm entfacht hatte wie er in ihr.
„Lass uns ins Bett gehen." Er trug sie zur Treppe und ging mit ihr hinauf. Sie schloss die Augen ...
Einige Stunden später saß er schon wieder vor seinem Computer und setzte seine Recherche fort. Eine Person hatte auf seiner Liste gefehlt. Matt Avery. Er war zwar in Kalifornien gewesen, aber nicht in Miami aufgetaucht.
Auf der Homepage seiner Firma war über ihn nur das übliche nachzulesen, nichts sagender PR-Schmalz aber keine interessanten Fakten oder Daten. Er war bei Adoptiveltern aufgewachsen, sein Pflegevater war Lehrer an einer High School gewesen. Er hatte Matt auf die besten und teuersten Privatschulen geschickt. Und das alles von dem nicht gerade üppigen Gehalt eines Lehrers?
Seine Adoptiveltern waren bei einem Autounfall umgekommen, vor etlichen Jahren schon. Ihr Wagen war auf dem Pacific Coast Highway von der Fahrbahn abgekommen. Sie starben in dem Wrack. Matt hatte offensichtlich einige Immobilien geerbt. Immobilien? dachte Doug. Irgendwie musste die Familie zu Geld gekommen zu sein, aber wie?
Wieder musste er an das fehlende Jahr in Dana Sumters Lebenslauf denken. Und an seine Vermutung, dass sie möglicherweise ein Kind bekommen hatte. Er sah auf seine Liste. Lance Morton? Matt Avery ?
Er ging noch einmal auf die Websites der beiden Männer. Beide waren gleich alt, Matt nur einige Monate älter als Lance. Also hätten beide in dem Jahr geboren sein können, das in Dana Sumters Lebenslauf fehlte.
Er rief eine Telefonnummer an der Westküste an, obwohl es dort schon später Abend war. Es war nicht einfach, im Gefängnis um diese Zeit an die richtigen Leute zu kommen, aber Doug schaffte es. Nach zehn Minuten hatte er Danas Ex-Mann Harvey am Hörer. Er hatte wohl schon tief geschlafen und war kaum ansprechbar.
„Wissen Sie, ob Ihre Ex-Frau ein Kind hatte, bevor Sie geheiratet haben?"
„Wie bitte?"
„Hat Ihre Frau ein uneheliches Kind zur Welt gebracht, bevor Sie sie geheiratet haben?" wiederholte Doug langsam.
Zuerst schwieg Harvey. „Warum fragen Sie das?" sagte er dann. Er schien ziemlich durcheinander. „Sie hat kein Wort davon gesagt, bevor wir heirateten, aber später einmal, im Verlauf einer Auseinandersetzung, die wir hatten, machte sie eine unbedachte Bemerkung. Sie hätte ein Kind aufgegeben oder so etwas in der Art. Damit wollte sie mir klar machen, wie wichtig ihre Karriere für sie gewesen sei. Ich war wie vor den Kopf gestoßen.
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