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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Lokals waren dunkel. Während sie den Fahrer bezahlte, fragte sich Gabi plötzlich erschrocken, ob sie am gestrigen Abend das Verdeck ihres Roadsters geschlossen hatte.
    Sie seufzte erleichtert, als sie den BMW da, wo sie ihn am Vorabend wenige Meter hinter dem Tangoclub geparkt hatte, mit geschlossenem Verdeck vorfand.
    Sie war diesmal beim Rotwein geblieben, und ihr Kopf dankte es ihr. Vor zwei Tagen hatte ihr wohl der Kir die Kopfschmerzen beschert.
    Gabi musste sich zum Türöffnen weit nach vorne beugen, um dann mit einem großen Schritt ihren Fuß über eine tiefe Pfütze hinweg direkt in den Wagen zu setzen. Sie nahm eine Sonnenbrille aus dem Handschuhfach, setzte sie auf und band sich ein Kopftuch um, während das Verdeck auf Knopfdruck nach hinten klappte.
    Schon auf den ersten Metern nach dem Ausparken trat sie kräftig auf das Gaspedal des Roadsters. Der satte Klang des Motors weckte ihre Lebensgeister.
    Während sie sich spontan entschied, statt nach rechts hinunter zu ihrer Wohnung links in Richtung Innenstadt abzubiegen, hatte sie wieder das Bild vor Augen, wie Martin sie am späten Vormittag, genau genommen war es schon nach zwölf, in ihrer Küche an einem opulent gedeckten Frühstückstisch erwartet hatte.
    Später hatten sie sich wieder hingelegt. Ohne Waldes Anruf wären sie wahrscheinlich das ganze Wochenende nicht mehr aus den Federn gekommen.
    Der Belag der leicht abschüssigen Straße war schmierig. Gabi musste ihren rechten Fuß mit aller Kraft auf das Bremspedal pressen, um den Wagen hinter einem an einer Haltestelle langsamer werdenden Bus abzubremsen. Dieselgestank stieg ihr in die Nase. Eine Verkehrsinsel hinderte sie daran zu überholen. Die Sonne blendete. Gabi schaute auf die Werbung einer Sanitärfirma auf dem Heck des Busses und wurde an die Situation in ihrem Bad erinnert, als sie dort mit Martin zu tanzen versucht hatte.
    Der Bus vor ihr fuhr an, und sie hielt diesmal einen größeren Abstand.
    Die Bremslichter des Busses leuchteten auf der abschüssigen Strecke. Gabis Fuß war augenblicklich auf dem Bremspedal. Der Bus kam näher. Sie schrie im selben Moment auf, als der vordere Kotflügel ihres Roadsters gegen das Heck des fahrenden Busses stieß. Der Aufprall verursachte einen leichten Knall. Gabis Hände hielten das Lenkrad fest umklammert, ihre Arme verkrampften. Der Abstand zum Bus wurde größer. Ihren rechten Fuß hatte sie immer noch mit aller Kraft gegen das Pedal gepresst.
    Ihr Telefon läutete.
    »Jetzt nicht!«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Der Bus kam wieder näher. Auf ihrem Tacho erschien die Bremswarnleuchte. Gabi nahm den Fuß von der Bremse und setzte ihn sofort mit voller Kraft wieder darauf. Sie fluchte. Die Stoßstange berührte erneut den langsamer fahrenden Bus. Diesmal kam sie gar nicht mehr davon weg. Der Wagen hatte keine Bremskraft mehr. Bei mehr als vierzig Stundenkilometern machte es keinen Sinn, die Handbremse zu ziehen. Gabi schlug auf den Knopf der Warnblinkanlage. Der Wagen driftete nach rechts zur Leitplanke. In der langen Kurve bergab bemühte sie sich, in etwa der gleichen Position an der Stoßstange des Busses zu bleiben. Erst als der Bus unten auf der ebenen Straße vor einer roten Ampel anhalten musste, zog Gabi die Handbremse.
    Sie stieg aus und unterdrückte den Impuls, gegen das Auto zu treten. Die Ampel sprang auf Grün. Dicker Qualm stieg aus dem Auspuff des Busses, der seine Fahrt fortsetzte. Gabi gestikulierte und rief vergeblich hinterher.
    *
    Als Walde an Grabbes Bürotür vorbeiging, wurde drinnen ein Telefonhörer geräuschvoll aufgelegt, gefolgt von einem ärgerlich klingenden Wortschwall.
    Auf seinem Schreibtisch fand Walde die Visitenkarte von Susanne Hörmann. Während er eine Mobilnummer wählte, zog er die Kopie von Ulis Artikel über die geplante City-Passage aus einem Stapel Papiere.
    »Susanne Hörmann.«
    »Waldemar Bock, Kripo Trier, guten Tag.« Walde war etwas überrascht, als sich die Prokuristin sofort meldete. »Ja, guten Tag, Herr Bock, wie geht’s?« Ihre Stimme klang eine Spur zu freundlich.
    »Gut, ich hoffe, ich störe Sie nicht.« Walde überflog die ersten Zeilen des Textes.
    »Aber keineswegs.« Wieder hob sie etwas übertrieben die Stimme. Im Hintergrund war Vogelgezwitscher zu hören. Sie schien sich im Freien zu befinden.
    »Die Trading Invest hat vor zwei Jahren die Treverer-Kellerei für vierundzwanzig Millionen Euro gekauft?«, fragte Walde und bezog sich auf Ulis Artikel,

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