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Tango Vitale

Tango Vitale

Titel: Tango Vitale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Wlodarek
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|46| Rolle spielt. Synchronizität hat nämlich immer eine ganz persönliche Bedeutung. Hätte ich anstelle von Sonja mit Richard Branson geplaudert, hätten seine Raumfahrtpläne mir höchstens ein gequältes »Wie interessant« entlockt. Mir wird nämlich schon bei leichter Brise auf einem Segelboot übel. Von schicksalhafter Begegnung wäre da wohl kaum die Rede gewesen.
    Synchronizität auf einer mechanistisch-materiellen Ebene zu ergründen bringt uns offenbar nicht weiter. Bezeichnungen wie Cederquists »Kosmische Choreografie« legen eher nahe, dass es so etwas wie einen höheren Einfluss gibt, der sich in Form von Synchronizität auf unser Schicksal auswirkt. Damit verlassen wir allerdings den Bereich wissenschaftlicher Sicherheit. Wir begeben uns auf das Gebiet der Metaphysik, auf dem man überwiegend mit Hypothesen arbeitet.
    Hängt alles mit allem zusammen?
    Die ältesten Überlegungen finden sich in östlichen Philosophien. Für sie ist alles Sein die Manifestation einer einzigen fundamentalen Identität. So glaubt man im Hinduismus an eine unendliche Realität, die als »Brahman« bezeichnet wird. In den Upanishaden, einer frühen Sammlung philosophischer Schriften, hat Brahman die Bedeutung einer kosmischen Kraft. Brahman ist der Grund aller Materie und Energie, umfasst Zeit und Raum.
    Auch der chinesische Taoismus kennt einen umfassenden Urgrund der Welt. Lao-Tse bezeichnet das allem zugrunde liegende Prinzip in seinem Hauptwerk
Tao te king
als »Tao«: »Ein Etwas gibt es, aus dem Chaos geworden, früher als Himmel und Erde entstanden. Ein einsam Stilles, endlos Weites, in sich allein unwandelbar kreisend, sich nie erschöpfend. Des Alls Urmutter könnte man es nennen. Ich kenne seinen Namen nicht. Ich nenne es Tao.« 11 Der Mensch soll das Tao möglichst wenig durch bewusstes Handeln und Streben stören, sondern |47| intuitiv im Einklang mit diesem kosmischen Gesetz leben. Dabei spielt der Grundsatz des »Handelns durch Nichthandeln« (wei wu wei) eine entscheidende Rolle. Nichthandeln bedeutet aber keineswegs Passivität, sondern besagt, dass man sich dem Tao nicht entgegenstellen soll: »So weiß ich denn: Nicht wider die Natur handeln fördert der Dinge Gedeihen.« 12
    C. G. Jung, immerhin der Urheber des Begriffes Synchronizität, war ein Kenner der östlichen Philosophie. So kommt es sicher nicht von ungefähr, dass der Mystiker unter den Vätern der Psychoanalyse über das persönliche Unbewusste hinaus ein kollektives Unbewusstes und einen tieferen Zusammenhang zwischen unserem Innenleben und äußeren Erscheinungen vermutete.
    In der Gegenwart scheinen Ergebnisse der Quantenphysik die Vorstellung einer universal gültigen Energie, die sämtliche materiellen und immateriellen Daseinsformen erfüllt und verbindet, zu stützen. Vor allem die sogenannte Nichtlokalität soll sie untermauern: eine Eigenschaft, die sich aus dem Wellencharakter von Quantenobjekten ergibt. Die winzigen Objekte switchen zwischen verschiedenen Zuständen hin und her. Mal sind sie Teilchen, dann wieder Energie. Auch die Heisenberg’sche Unschärferelation wird häufig als Beleg zitiert. Die 1927 von Werner Heisenberg im Rahmen der Quantenmechanik formulierte Theorie besagt, dass zwei Eigenschaften eines Teilchens, Ort und Geschwindigkeit, nicht gleichzeitig genau messbar sind. Das liegt jedoch keineswegs an einem unzulänglichen Messvorgang, sondern in der Natur des Objektes. Mit der Beobachtung ändert es sich. Offenbar gibt es eine Ganzheit, die sich von uns nicht vollständig erfassen lässt.
    Großes Interesse vor allem in der Populärwissenschaft erregt außerdem seit den 70er Jahren die Theorie des britischen Biochemikers und Zellbiologen Rupert Sheldrake. Seine an der Universität von Cambridge durchgeführten Forschungen über die Entwicklung von Pflanzen führten ihn zu der Frage, wie denn eigentlich die Form aller |48| Lebewesen entsteht. Genetische Codes reichten ihm als Erklärung nicht aus, dem Ganzen musste eine Idee oder höhere Informationen über die jeweilige Gestalt zugrunde liegen. Das brachte ihn auf etwas, das er als »morphische Felder« oder auch »morphogenetische Felder« bezeichnet. Als formgebende Ursache sollen sie für die Entwicklung von Strukturen sowohl in der Biologie als auch in der Physik und Chemie zuständig sein. Sheldrake ist davon überzeugt, dass letztlich alles Leben von Energiefeldern geprägt wird, wobei jede Spezies ihr eigenes Feld besitzt. Schlicht gesagt haben Katzen ihr

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