Tango Vitale
müssen wir nicht das Rad neu erfinden. Die Suche nach der Antwort hat eine lange Tradition. Über die Jahrhunderte beschäftigte sie Philosophen, Alchemisten und Astrologen, Theologen, Religionsstifter ebenso wie Mediziner, Dichter und Psychologen. Die konkreten Ergebnisse stimmen im Kern überein, auch wenn die Formulierung der jeweiligen Disziplin entspricht.
Da gibt es etwa das Gesetz des Wandels, das besagt, dass alles Irdische der Veränderung unterworfen ist. Diesen besonders in der Natur beobachtbaren Prozess von Entstehen und Vergehen brachte schon der griechische Philosoph Heraklit auf die Kurzformel »Panta rhei – alles ist im Fluss.« Ein weiteres bekanntes Gesetz ist das der Polarität: In unserer Welt bedingen sich Gegensätze, wie zum Beispiel Tag und Nacht, Liebe und Hass, Wachen und Schlafen, Gesundheit und Krankheit. Eines gibt es nicht ohne das andere. Für unser Schicksal jedoch |52| besonders wichtig ist das Gesetz von Ursache und Wirkung und das Gesetz der Resonanz, auch »Gesetz der Anziehung« genannt. Über diese beiden sollten wir unbedingt Bescheid wissen. Wenn wir sie nutzen, erhalten wir nämlich zu einem großen Teil die Kontrolle über das, was uns passiert. Wir müssen positive Ereignisse nicht länger allein auf glückliche Zufälle zurückführen und sehen uns in kritischen Situationen nicht mehr unbedingt als unschuldiges Opfer. Schauen wir uns diese beiden Gesetze deshalb doch einmal genauer an.
Das Gesetz von Ursache und Wirkung
Typisch für das Gesetz von Ursache und Wirkung – man spricht auch von Kausalität – ist sein Bumerang-Effekt. Die Folgen guter oder böser Taten treffen am Ende denjenigen, der sie begangen hat. Im Buddhismus und Hinduismus ist dieses Prinzip als »Karma« (Sanskrit »Wirkung, Tat«) sogar eine tragende Säule der Religion. Karma besagt: Jede Tat erzeugt eine Wirkung, die auf den Handelnden zurückschlägt. Dabei spielt auch das Denken eine Rolle, denn entscheidend ist immer die zugrunde liegende Absicht. Im Unterschied zur christlichen Lehre entsteht Karma automatisch durch eine Gesetzmäßigkeit und nicht, indem eine höhere Macht das Handeln als gut oder schlecht beurteilt. Der Mensch hat einen freien Willen und ist von daher für sein Karma selbst verantwortlich. In den indischen Religionen ist die Lehre vom Karma mit dem Glauben an Samsara, den Kreislauf der Wiedergeburten, verbunden. Die Folgen einer Tat müssen nicht unbedingt im gegenwärtigen Leben wirksam werden, sondern zeigen sich möglicherweise erst in einem späteren. So behält das Ursache-Wirkungs-Prinzip über mehrere Daseinsformen hinweg seine Gültigkeit.
So weit müssen wir in unserer westlichen Kultur nicht gehen. Für uns reicht schon ein einziges Leben, um die Auswirkungen von Denken und Handeln festzustellen. Das Wissen darum spiegelt sich in vielen |53| Sprüchen wider: »Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.« »An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.« »Was man sät, das erntet man.«
In unserem persönlichen Umfeld erleben wir meist hautnah, dass die Ernte der Saat entspricht. Da ist die Boutique-Verkäuferin, die uns aus Umsatzgründen einreden will: »Das trägt man jetzt so«, obwohl die Ärmel des sündhaft teuren Blazers deutlich zu kurz sind. Den Laden betreten wir bestimmt nicht mehr. So wenig wie die Autowerkstatt, in der die Reparatur unseres Autos schlampig durchführt wurde.
Der Zusammenhang von Saat und Ernte gilt natürlich genauso im positiven Sinne. Auch das Gute, das wir tun, kehrt zu uns zurück. Als eine beliebte Professorin durch Intrigen ihrer Kollegen aus der Uni geekelt werden soll, tun sich ihre Studenten zusammen und erreichen, dass sie bleibt. Auch der mittelständische Unternehmer, der in Krisenzeiten aus Fürsorge für seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen niemanden entlassen hat, obwohl ihm das Wasser bis zum Hals stand, erntet heute die Früchte seine Loyalität. Beim überraschenden Aufschwung seiner Branche hat er erfahrene Fachkräfte, während andere sie händeringend suchen. Und vor einiger Zeit las ich in einer Zeitschrift einen anrührenden Artikel über eine kranke Frau. Als sie noch gesund war, durften ihre Freunde immer auf sie zählen. Sie hörte sich ihren Kummer an, fütterte im Urlaub die Katze und bürgte für jemanden, der sich selbstständig machen wollte. Als sie dann erkrankte und sich nur noch teilweise selbst helfen konnte, sagten ihre Freundinnen: »Sie war immer für uns da, jetzt sind wir für
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