Tango Vitale
geeigneten Stelle einsetzen, ist Ihnen in jedem Fall innere Freude gewiss. Damit können Sie zufrieden leben. Aber vielleicht darf es auch ein bisschen mehr sein. Gerade wenn wir unsere Lebensaufgabe gefunden haben, entsteht meist ganz von selbst auch der Ehrgeiz, darin besonders gut oder gar hervorragend zu sein. Keiner hindert Sie, nach den Sternen zu greifen. Sie müssen nur wissen, wie Sie daran kommen.
|84| Mit Talent zur Spitzenleistung
Ein Team des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung wollte wissen, an welchen Faktoren es liegt, dass einige Menschen auf ihrem Gebiet Höchstleistungen erbringen, während andere darin allenfalls gut sind. Als Versuchsfeld wählten sie die Berliner Hochschule der Künste, die im Ruf steht, exzellente Musiker hervorzubringen. Die Professoren wurden gebeten, unter ihren Studenten diejenigen Violinisten auszuwählen, bei denen sie das Potenzial für eine internationale Solokarriere sahen. Außerdem sollten sie Violinisten nennen, die zwar sehr gute Leistung zeigten, aber nicht die Qualität der ersten Gruppe erreichten. Die Hochschule unterhält auch eine Abteilung, in der Musiklehrer ausgebildet werden, für deren Zulassung man niedrigere Maßstäbe anlegt. Auch aus diesen Studenten wurde eine Gruppe gebildet. Zusätzlich wurde die Einschätzung der Professoren durch objektive Kriterien von außen bestätigt: Die besten Musiker hatten am häufigsten bei Wettbewerben gewonnen, die besseren waren darin immerhin erfolgreicher als die guten. Es ergaben sich also drei Gruppen, die nach Alter und Geschlecht vergleichbar waren, sich aber hinsichtlich ihrer Leistung in Gute, Bessere und Beste staffelten.
Die Forscher befragten die Versuchspersonen äußerst gründlich und erfuhren, dass die sich in vieler Hinsicht ähnelten: Alle hatten mit etwa acht Jahren angefangen, Geige zu spielen, und schon als Teenager beschlossen, Musiker zu werden. Jeder von ihnen konnte zum Zeitpunkt der Befragung mindestens zehn Jahre Unterricht auf seinem Instrument nachweisen. Alle drei Gruppen verbrachten gleich viel Zeit mit musikbezogenen Pflichten wie Unterricht und Kurse. Sie waren sich auch darüber einig, dass eigenständiges Üben sehr wichtig ist. Allerdings zeigte sich in diesem Bereich, der allein der Kontrolle des Einzelnen unterliegt, ein Unterschied. Während die Gruppen der besten ebenso wie die der sehr guten Musiker durchschnittlich 24 Stunden pro Woche übten, setzte die Gruppe der guten dafür nur 9 Stunden an.
|85| Geht man davon aus, dass Üben weiterbringt, dann leuchtet ein, dass die Gruppe der Guten gegenüber den Besseren und Besten im Nachteil war. Doch wie kam es, dass die Besten eine stärkere Leistung erbrachten als die Besseren, obwohl sie aktuell nicht mehr übten als diese? Tatsächlich fanden die Wissenschaftler des Rätsels Lösung. Sie baten die Studenten, die Zahl ihrer wöchentlichen Übungsstunden für jedes Jahr seit den Anfängen ihres Violinspiels zu schätzen. Daraus berechneten die Forscher dann eine Gesamtsumme. Die Ergebnisse waren eindeutig: Bis zum 18. Lebensjahr hatten die Violinisten der Besten-Gruppe im Durchschnitt 7 410 Übungsstunden angesammelt, während die Gruppe der Besseren nur 5 301 Stunden aufwies. Die dritte bildete mit 3 420 Stunden das Schlusslicht. Der Unterschied in der Leistung wurde offenbar von der längeren Übungszeit beeinflusst. 18
Die Zehn-Jahres-Regel
Inzwischen gibt es auf wissenschaftlicher Basis Anhaltspunkte, wie viel Zeit man braucht, um in einem Bereich exzellent zu werden. Der amerikanische Nobelpreisträger Herbert Alexander Simon stellte die sogenannte Zehn-Jahres-Regel auf. In einer Studie über Schachspieler fand er heraus, dass offenbar keiner von ihnen ohne ein etwa zehnjähriges, intensives Studium die oberen Plätze der Rangliste erreicht. Diese Zeit braucht ein Schachexperte, um circa 50 000 mögliche Positionsmuster auf dem Brett zu beherrschen.
Das Interessante ist: Die Zehn-Jahres-Regel gilt für jeden von uns, auch wenn wir nicht die Schachweltmeisterschaft anstreben. Ob Mathematik, Schönheitschirurgie, Literatur, Kochen, Diagnose von Röntgenaufnahmen, Lehren, Psychotherapie – ohne einen langjährigen Einsatz wird niemand zum Experten oder zur Expertin. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Wenn heute ein Klient zu mir zum |86| Coaching kommt, finde ich mit ihm zusammen innerhalb von kurzer Zeit heraus, wo das Problem liegt und wie man es lösen könnte. Das gelingt mir auf der Grundlage
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