Tango Vitale

stürzen. Natürlich ist es wichtig, Risiken abzuwägen und zu prüfen, ob uns etwas auch wirklich entspricht. Aber mal ehrlich, wie oft wehren wir ohne wirklich nachzudenken ab: »Das bringt doch nichts.« »Das ist nichts für mich.« »Vielleicht ein andermal.«
    Offenheit, die einen Glückspilz auszeichnet, ist eine Haltung, die sich am besten mit »Aufgeschlossenheit« umschreiben lässt. Es handelt sich um eine Zugewandtheit, eine positive Neugier. Wer in diesem Sinne offen ist, hat keine unbegründeten Ängste vor Begegnungen oder unbekannten Situationen. Er glaubt daran, dass beides etwas Gutes für ihn enthält, das es zu entdecken gilt.
    Bei Offenheit dieser Art handelt es sich um eine innere Einstellung. Dabei spielt es keine Rolle, ob man ein introvertierter oder ein extrovertierter Typ ist. Nur scheinbar sind Extrovertierte im Vorteil, weil sie von ihrem Naturell her meist weniger Hemmungen haben, auf andere zuzugehen. Aber deshalb sind sie noch lange nicht automatisch offen im Sinne eines Glückspilzes. Sie können bei aller Lebhaftigkeit |156| komplett verschlossen sein, nämlich voller Vorurteile, ohne die Fähigkeit zuzuhören und sich wirklich auf etwas einzulassen. Bestimmt kennen auch Sie solche scheinbar offenen Menschen, die sofort mit allen per Du sind und viel von sich erzählen, dabei aber ihre wahren Gedanken und Gefühle trotzdem für sich behalten. Dagegen kann ein introvertierter Mensch in seiner ruhigen Art durchaus aufgeschlossen sein. Unbekannte Situationen geht er vielleicht weniger unbekümmert an als ein Extrovertierter, lässt sich aber dennoch mutig auf sie ein – und nur darauf kommt es an.
    Im Alltag wirkt sich diese Offenheit bei vielen Gelegenheiten aus. Sie führt etwa dazu, dass Sie im Zugabteil nicht gleich die Kopfhörer von Ihrem MP3-Player einstöpseln, sondern sich mit einem Mitreisenden unterhalten. Oder dass Sie sich aus purem Interesse als Gasthörer an der Uni eintragen lassen, obwohl Sie das Studentenalter längst überschritten haben.
    Glückspilze sind kontaktfreudig
    Es leuchtet sicher ein, dass Glückspilze durch Offenheit gegenüber anderen ihre Möglichkeiten für erfolgreiche Ergebnisse vergrößern. Je weiter man streut, was man sucht, und je mehr Informationen man von anderen sammelt, desto eher erreicht man meist sein Ziel. Ob es um eine neue Wohnung, einen guten Job, Reisen, Tipps für den besten Zahnarzt oder Frisör geht, Offenheit erhöht die Chancen.
     
    Der Vertriebsleiter Jörg, bei seinen Freunden als Glückspilz bekannt, hat das beim Brötchenholen bewiesen. Eine kleine Konditorei in seinem Stadtteil backt die leckersten Brötchen. Am Wochenende reicht deshalb die Schlange vor dem Laden oft bis zum nächsten Häuserblock. Jörg verkürzte sich die Wartezeit, indem er sich mit seinem ihm unbekannten Vordermann unterhielt. Dabei erfuhr er, dass dieser ein |157| Häuschen in Schweden besitzt, schön an einem See gelegen, das er preiswert vermietet. Jörg notierte sich die Telefonnummer auf seiner Brötchentüte und sah sich das Haus im Internet an. Im Juni hat er mit seiner Familie dort zwei traumhafte Wochen verbracht.
     
    Auch die Journalistin Verena findet, dass sie ein Glückskind ist. Was sie anfasst, gelingt ihr. Doch selbst Frohnaturen kennen Kummer. In diesem Fall bekam Verenas 15-jähriger Sohn Simon in der Pubertät eine starke Akne. Als Mutter litt Verena mit. Sie schleppte ihn zu zwei Hautärzten, die cortisonhaltige Salben verschrieben. Von den Nebenwirkungen mal ganz abgesehen, nutzten die kaum. Verena war sicher, dass es etwas geben musste, das half. Und dafür setzte sie ihre bewährte Glückspilzoffenheit ein. Sie beschloss, jedem, der sie nach Simon fragte, dezent von ihrem Problem zu erzählen, irgendjemand würde ihr sicher den entscheidenden Tipp geben. Sobald also Bekannte beim Small-Talk fragten: »Na, was macht denn dein Sohn?«, sagte Vera: »Dem geht es gut, er ist in der Schule ganz toll. Er hat nur leider so eine blöde Jugendakne. Weißt du da zufällig eine gute Adresse?« Das sagte sie auch bei einer Pressekonferenz zu einer Kollegin, die sie sonst selten sah. Die nannte ihr begeistert einen Hautarzt, der sich bereits bei ihr und anderen als wahrer Wunderheiler entpuppt hatte. Am gleichen Tag machte Vera dort für Simon einen Termin. Mit der richtigen Behandlung verschwand seine Akne in wenigen Wochen.
    Kontaktfreude lässt sich trainieren
    Falls Sie festgestellt haben, dass Sie in Sachen Offenheit gegenüber