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Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer

Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer

Titel: Tansania Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Eiletz-Kaube
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verläuft weitgehend in getrennten Sphären – angefangen beim Essen, das in vielen Ethnien getrennt voneinander eingenommen wird, über die Freizeitgestaltung bis zu dem Umstand, dass eine strikte Arbeitsteilung nach Geschlechtern herrscht. Tansanische Frauen und Männer finden es befremdlich, wenn beispielsweise westliche Paare ihren Urlaub oder ihre Freizeit gemeinsam verbringen.
Rituale
    In allen Ethnien existieren Initiationsriten, die den Übergang von einer Lebensphase in die nächste markieren, oft vom Kindsein ins Erwachsenenalter. Die Mädchen und Jungen werden so in eine neue gesellschaftliche Rolle eingeführt. Manchmal zeigen rein äußerliche Veränderungen diesen Statuswechsel an, beispielsweise neue Kleidung oder Schmuck. Bei den Maasai z. B. wird der Übergang von der Kindheit ins Knabenalter durch die Entfernung eines oder zweier unterer Schneidezähne markiert, was die charakteristische Zahnlücke zurücklässt. Oft sind damit feierliche Zeremonien verbunden, die Jungen müssen Mutproben bestehen oder Mädchen bestimmte Aufgaben meistern.
    Viel zu oft wird dieser Übergangsprozess auch durch verschiedene körperliche Markierungen symbolisiert, zu denen neben anderen die Beschneidung gehört. Erst beschnittene Mädchen gelten als vollwertige Mitglieder der Erwachsenengesellschaft; sie können sich lästiger Haushaltspflichten entledigen – und sind heiratsfähig. In vielen Ethnien wird die Beschneidung von Jungen und Mädchen heute noch genauso wie vor Hunderten von Jahren praktiziert. Im Vergleich zur harmlosen Beschneidung eines Jungen ist dieser Eingriff für Mädchen jedoch folgenschwer. Im Westen hat sich mittlerweile der Begriff
female genital mutilation
(FGM), also weibliche Genitalverstümmelung, durchgesetzt, um die Schwere des Rituals zu dokumentieren. Mit Rasierklingen werden Teile des weiblichen Genitalbereichs unter unsäglichen Schmerzen entfernt, um danach bis auf eine kleine Öffnung für das Urinieren zugenäht zu werden. Mangels hygienischer Verhältnisse und Kenntnisse in Wundheilung sowie Desinfektion sterben viele qualvoll daran.10 % der Mädchen finden bei der Verstümmelung den Tod, 20 % sterben durch die Spätfolgen wie etwa Komplikationen bei der Geburt. Dabei wird den Mädchen nicht einmal erzählt, was sie erwartet – auch nicht von den Schmerzen bei alltäglichen Verrichtungen wie dem Wasserlassen und schon gar nicht von der Hochzeitsnacht, wenn ein Teil der Naht durch den Mann mit einer Scherbe oder einem Messer geöffnet wird. Für die Geburt eines Kindes wird die Naht aufgeschnitten, aber danach (bis auf eine kleine Öffnung) gleich wieder verschlossen.
    Gerechtfertigt wird die Amputation mit hygienischen Gründen und vor allem mit althergebrachten Traditionen. In den meisten Ethnien aber geht es schlichtweg darum, die Frau vor sexuellem Lustempfinden zu „schützen”, damit sie sich ihrer Aufgabe als Mutter, Landwirtin, Sozialarbeiterin und Köchin widmen kann. Zusätzlich soll die Treue der Frau gewährleistet werden, denn wer lässt sich schon gerne auf eine außereheliche Affäre ein, wenn sie physisch schmerzt?
    Es sind vor allem die Mütter und Schwiegermütter, die an der Genitalverstümmelung festhalten, aus Angst, die Töchter könnten als unehrenhaftes und nicht heiratsfähiges Mitglied der Gemeinde in Verruf kommen. Neben den Müttern haben auch die Stammesoberhäupter und religiösen Führer ein kräftiges Wörtchen dabei mitzureden. Insgesamt besteht aber der Wunsch nach einer Beschneidung vorwiegend im traditionellen, ländlichen Dorf- und Familien-gefüge. In den modernen Städten distanzieren sich Mütter und Familienverbände eher davon.
    Obwohl die Genitalverstümmelung 1998 in Tansania verboten wurde, ist sie nach wie vor an der Tagesordnung, insbesondere bei den Maasai. Seit 1997 wird hauptsächlich im Norden Tansanias mit groß angelegten Kampagnen engagierte Aufklärungsarbeit geleistet, die teilweise von Erfolg gekrönt ist.
Religion
    Als eine der Grundfesten der afrikanischen Existenz kann die Religion angesehen werden. Sie ist fester Bestandteil des Alltags und umfasst alle Bereiche des Lebens: der Imam, der die moslemische Bevölkerung zum Gebet ruft; der wöchentliche Kirchgang der christlichen Gemeinde; Aufschriften auf Daladalas; Missionare in den entlegensten Winkeln; Frauen, die wegen angeblicher Hexerei verbrannt werden; Tischgebete vor dem Essen. Oft wird man in Tansania mit dem Ausspruch
Mungu akipenda
(„So Gott will”)

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