Tante Dimity und das verborgene Grab
aber vor, Dimity nach Mr Hodges Sohn zu fragen, wenn ich erst mal wusste, was auf dem Feld von Scrag End vor sich ging – was vielleicht noch etwas dauern würde.
»Francesca«, sagte ich, »ich weiß auch nicht, was ich von der ganzen Sache halten soll. Im Moment bin ich, was Adrian Culver betrifft, ziemlich ratlos.«
21
IM HAUS HERRSCHTE himmlische Ruhe. Die Jungen schliefen im Kinderzimmer, Francesca war in ihr Zimmer gegangen, und Bills regelmä
ßige Atemzüge verrieten mir, dass er seinen Söhnen ebenfalls ins Traumland gefolgt war. Ich lag da und sah an die Decke, und plötzlich wurde mir bewusst, dass ich seit Francescas Ankunft nicht eine einzige schlaflose Nacht gehabt hatte.
Noch vor einer Woche war ich nachts jede Stunde aufgestanden, um mich davon zu überzeugen, dass die Kinder noch atmeten. Doch an diesem Abend kam ich wegen Adrian Culver nicht zur Ruhe.
Ich wusste nicht, was ich von dem Mann halten sollte. Emmas EMailAusdrucke bewiesen, dass er finanzielle Unterstützung suchte, um hier in Finch das CulverInstitut zu bauen. Warum gab er sich dann solche Mühe zu beweisen, dass Scrag End ein Flop war? Wenn Katrina die Theorie von der römischen Villa auf dem Hügel nicht eingefallen wäre, dann hätte er vielleicht noch an diesem Nachmittag seine Sachen gepackt.
Ich setzte mich auf und fuhr mit der Hand durch die zerzausten Locken. Wenn Adrian bereit war, Scrag End auf Grund seiner Mängel aufzugeben, warum sollte er sich dann die Mühe machen, das GladwellDokument zu stehlen?
Hatte er sich die Sache mit dem Museum anders überlegt? Hatte Peggy Kitchens entschlossener Widerstand ihn zum Aufgeben bewogen? Oder hatte er entschieden, dass Scrag End einfach zu fragwürdig war, um seinen Zweck zu erfüllen?
Das Einzige, worüber ich mir sicher sein konnte, war, dass er Francesca anhimmelte. Er war nach dem Abendessen gekommen, angeblich, um den Jungen ein Bilderbuch über Pompeji zu bringen. Gerade als ich ihn beiseite nehmen und ihn noch einmal über seine Pläne bezüglich eines Museums fragen wollte, klingelte das Telefon.
Es war Emma, die mir berichtete, dass ihre Besichtigung des Schulhauses reine Zeitverschwendung gewesen war. Sie hatte weder einen Hinweis auf ein Museum noch auf einen Einbruch gefunden. Als sie jedoch vorschlug, sich Zugang zu Katrinas Zimmer zu verschaffen, riet ich ihr, einen Psychiater aufzusuchen, ehe sie wegen ihrer neuerdings auftretenden Besessenheit, in anderer Leute Häuser einzudringen, in ernsthafte Schwierigkeiten geriet.
Ein Anruf von Stan hatte meinen Tag abgerundet. Das Schriftstück unseres Mannes aus Labrador würde am Montagmorgen eintreffen.
Da ich nicht verstand, wie das Dokument, das Stan aufgetrieben hatte, mir helfen sollte, unser Dokument zu finden, vermochte ich mich auch nicht so recht zu freuen. Ich war mir nicht einmal mehr sicher, ob es überhaupt noch wichtig war, das fragliche Schriftstück zu finden. Adrian wollte es offenbar darauf ankommen lassen, dass der Schwindel aufflog, ob mit oder ohne dem schriftlichen Beweis des Pfarrers.
Ich sah auf die Uhr, die auf dem Frisiertisch schlug. Elf Uhr, und von Ruhe keine Spur. Wenn ich nicht bald einschlafen konnte, würde ich mich bis zum Morgengrauen herumwälzen, das wusste ich. Ich horchte auf Bills ruhigen Atem, dann glitt ich aus dem Bett, schlich nach unten und setzte den Kessel auf. Ein Tee und ein Plauderstündchen mit Dimity würden mich vielleicht beruhigen.
Na , atmen die Jungen noch?
Ich lächelte verlegen, während Dimitys Handschrift auf der leeren Seite erschien. »Ja, Dimity.
Den Jungen geht es gut. Das weißt du ganz genau.« Ich saß mit angezogenen Beinen im hohen Ledersessel, die Teetasse auf dem Tisch neben mir. »Ich wollte dir für den Tiger im Koffer danken. Rainey wird sich schrecklich freuen. Ich hoffe nur, dass sie ihn nicht zu Tode liebt.«
Wenn Reginald deine Kindheit überlebt hat , Liebes , dann wird der Tiger auch Raineys Kindheit überleben . Du warst auch nicht gerade ein umsichtiges Kind , musst du wissen . Ich erinnere mich da an unzählige Versuche , Reginald zum Mond zu schicken …
»Hat Mum dir das geschrieben?«, fragte ich.
Die Erinnerung amüsierte mich. »Armer Reg.
Die Starts waren nicht so schlimm, aber die Landungen hätten ihm beinahe den Rest gegeben.«
Ich goss mir eine Tasse Tee ein. »Reginald ist in letzter Zeit wieder ein vielbeschäftigtes Häschen, er hüpft aus dem Laufstall in den Mercedes, und das, ohne dass es jemand bemerkt
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