Tante Dimity und der Kreis des Teufels
sagte:
»Du hast ja wieder Farbe bekommen. Dann hast du bestimmt gut geschlafen.«
Meine Farbe wurde noch etwas intensiver, als ich mich an das Ende meines Traumes erinnerte.
»Nachdem die toten Viecher weg waren, schlief ich wie ein Murmeltier.«
Adam grinste, dann deutete er mit dem Kopf auf die Eingangstür. »Ich sehe, du bist wieder mobil.«
»Mein Mann hat es geschickt.« Bei dem Gedanken an den Gegensatz zwischen Adams Wrack und meinem glänzenden neuen Spielzeug war mir Bills Großzügigkeit etwas peinlich. »Der andere Range Rover war auch von ihm«, erklärte ich. »Es war ein Weihnachtsgeschenk, als Ersatz für meinen alten Morris Mini. Der war genauso mitgenommen wie …« Ich wurde verlegen und beendete den Satz nicht.
»Dein Mini war genauso ein Wrack wie mein Fiesta«, führte Adam den Gedanken für mich zu Ende, und fügte hinzu: »und du hast einen sehr großzügigen Mann.«
»Ich bin aber finanziell nicht abhängig von ihm«, protestierte ich, als müsste ich mich verteidigen. »Ich habe eine ziemliche Geldsumme geerbt, von … von einer Tante.«
Adams Mund verzog sich zu einem wehmütigen Lächeln, als er nachdenklich sagte: »Nützlich, so eine Erbschaft.« Er legte mir die Hand auf die Schulter. »Du brauchst dich nicht dafür zu entschuldigen, dass es dir finanziell gutgeht, Lori. Du weißt doch, wir sind Freunde.«
Bei seiner Berührung durchströmte es mich warm. Meine Verlegenheit war weg, und plötzlich erinnerte ich mich wieder. »Du wirst nicht glauben, was ich gefunden habe«, sagte ich und sah ihn an. »Einen ganzen Stapel von Botschaften, die Edward an Claire geschrieben hat.«
Adams Augenbrauen schossen in die Höhe.
»Derselbe Edward, der die Widmung in Shuttleworth’ Vögel geschrieben hat?«
»Die Handschrift ist identisch«, bestätigte ich.
»Du hast einen guten Riecher gehabt. Claire hatte viele Bücher, und Edward liebte sie. Sie haben sich immer heimlich an einem Ort getroffen, den sie ›den Kreis‹ nannten.«
»Der Teufelskreis«, sagte Adam. »Den kenne ich gut.«
»Können wir morgen dort hingehen?«, fragte ich.
»Ich kann jetzt mit dir hingehen«, bot er an.
»Jetzt kann ich nicht«, sagte ich mit einem Anflug des Bedauerns und erzählte ihm von meiner Verabredung mit Guy.
Adams Gesicht wurde dunkel vor Ärger.
»Wenn dieser Kerl versuchen sollte, dich über mich auszuhorchen, dann …«
»Ich werde schon mit ihm fertig«, versicherte ich ihm.
Lächelnd und zugleich fragend sah ich ihn an.
»Glaubst du wirklich, dass jemand etwas von mir bekommen kann, was ich nicht geben will?«
Adam wartete so lange mit der Antwort, dass diese Frage eine Bedeutung bekam, die ich nicht beabsichtigt hatte. Ich senkte den Blick, hatte aber nicht das Bedürfnis, die Frage anders zu formulieren.
»Ich glaube«, sagte er endlich, »dass ich mich auf unseren Ausflug freue.«
Ein köstliches, taumeliges Glücksgefühl überkam mich, und die Konturen des Raumes schienen zu verschwimmen. Ohne es zu wollen, trat ich näher an Adam heran und ertappte mich dabei, wie ich mich an ihn anlehnen wollte, als ich Nicoles Stimme hörte.
»Du wirst eine Jacke brauchen, nicht wahr, Lori?« Sie stand an der Tür und betrachtete uns besorgt. »Captain Manning müsste jeden Moment hier sein.«
»Das Stichwort für meinen Abgang«, murmelte Adam. Er drehte sich um, und ich folgte ihm hinaus. »Ich hole dich so etwa um zehn ab. Zieh dir feste Schuhe an, außerdem solltest du einen Regenschutz mitnehmen. Die Sonne könnte sich vielleicht herablassen zu scheinen, aber in Northumberland ist der Regen nie sehr weit.«
Ich wartete, bis sein Auto verschwunden war, und erst dann, als erwachte ich aus einem Traum, ging ich langsam auf mein Zimmer, um eine Jacke zu holen.
Das Päckchen aus braunem Packpapier lag da, wo ich es hingelegt hatte, mitten auf der blutroten Bettdecke, aber ich war viel zu stark mit meinen Gedanken beschäftigt, um mich jetzt darum zu kümmern. Stattdessen ging ich zum Fenster und blickte auf das weite Moor hinaus.
Was war nur über mich gekommen, dort unten in der Halle? Natürlich war ich gegen Adams Charme nicht völlig immun, aber andererseits war ich reif genug, um ihm zu widerstehen. Warum hatte ich mich dann wie ein verliebter Teenager benommen?
Ich konnte es nicht länger auf meine Erschöpfung schieben oder mit tief empfundener Dankbarkeit entschuldigen, aber ein Anflug von Leidenschaft war es sicher auch nicht. Meine Gefühle waren komplizierter. In
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