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Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Titel: Tante Dimity und der Kreis des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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ich vor mich hinstarrte, nahm eine unbestimmte Idee Konturen an. »Was wäre, wenn Jared gar nicht nach Newcastle fährt? Wenn er nur vorgibt wegzufahren, dann sein Auto irgendwo versteckt und sich nach Wyrdhurst zurückschleicht?« Meine Stimme wurde zu einem Flüstern. »Ich habe eine Männerstimme gehört.«
    »Wo?«, fragte Guy verwirrt. »Wann?«
    »Gestern. Ich hatte von der Bibliothek aus eine versteckte Treppe entdeckt, als …« Ich verstummte, weil mir ein neuer Gedanke kam.

    »Vielleicht lauerte er Nicole auf und erwischte stattdessen mich.«
    »Wer lauerte Nicole auf?«, wollte Guy wissen.
    »Jared natürlich.« Ich sah ihn an. »Könnte es sein, dass er absichtlich versucht, Nicole zu erschrecken?«
    »Was sollte er …« Guy verstummte, ehe er nachdenklich sagte: »Mrs Hollander ist eine sehr wohlhabende junge Frau.«
    »Sie ist eine wohlhabende junge Frau mit einer schwachen Konstitution«, gab ich zu bedenken.
    »Und mit einer lebhaften Fantasie«, ergänzte Guy.
    Ich verschränkte die Arme. »Also haben wir hier eine wohlhabende junge Frau, deren Gesundheit nicht sehr robust ist, die jedoch eine lebhafte Fantasie hat und die jeden Monat eine Woche lang allein in einem Haus verbringt, in dem es angeblich spukt – in einem Haus, das ihr Mann unbedingt haben wollte.«
    »In einem Haus, wo diese merkwürdigen Dinge immer nur dann passieren, wenn ihr Mann abwesend ist.« Guy runzelte die Stirn. »Interessant …«
    Tief in Gedanken versunken saßen wir da, während der Regen wieder einsetzte und leise an die Scheiben schlug. Als wir wieder sprachen, taten wir es gleichzeitig und brauchten einen Moment, um uns zu einigen.
    »Sie zuerst«, sagte Guy.
    »Okay.« Ich holte tief Luft. »Was wäre, wenn Jared in Wyrdhurst als Gespenst auftritt? Was, wenn er schauerliche Geräusche von sich gibt, bei Nacht an Nicoles Fenster erscheint und sich die Legende zunutze macht, um sie zu Tode zu erschrecken? Wenn er das alles absichtlich tut?«
    »Es könnte durchaus von Nutzen für ihn sein«, erwiderte Guy.
    »Ganz sicher«, sagte ich. »Denn wenn er es fertigbrächte, Nicole in den Wahnsinn zu treiben, oder« – ich dachte an meinen Sturz die Treppe hinunter – »wenn er, Gott behüte, einen tödlichen Unfall verursachen würde, ja, dann …«
    Ich zuckte die Schultern. »Dann wäre Jared ein sehr wohlhabender Mann.«
    »Das ist er doch bereits«, sagte Guy. »Er ist mit Nicole verheiratet. Was ihr gehört, gehört auch ihm.«
    »Das kommt darauf an, was man unter verheiratet sein versteht«, erwiderte ich. »Die beiden haben getrennte Schlafzimmer, Guy. Damit meine ich, dass diese Ehe immer noch nicht …«
    Ich verstummte, entsetzt über meine Indiskretion, aber es war zu spät.

    »Sie ist noch nicht vollzogen?«, brach es aus Guy heraus.
    »Ich hätte es nicht erwähnen dürfen.« Ich zog den Kopf ein. »Nicole hat es mir im Vertrauen erzählt.«
    »Es ist bei mir gut aufgehoben«, versprach Guy. Er schien fassungslos, als könnte er sich nicht vorstellen, dass ein Mann an Nicoles Seite lebte, ohne das Bett mit ihr zu teilen.
    »Was ich damit sagen will«, fuhr ich fort, »ist, dass Jared sich nicht so verhält, wie Frischvermählte sich normalerweise verhalten. Er lässt seine junge Frau viel zu oft allein und kümmert sich nicht die Bohne um ihre Ängste, sondern erzählt ihr auch noch, dass das alles nur Einbildung sei.«
    »Und sie ist so naiv, dass sie ihm glaubt.« Guy seufzte sehnsüchtig, aber sein Gesicht war entschlossen, als er sein Handy aus der Tasche zog.
    »Vielleicht sollte ich ein paar Erkundigungen einziehen. Es wäre interessant festzustellen, ob Mr Hollander in den letzten drei Monaten wirklich in Newcastle gewesen ist.«
    Ich vermutete, dass der Captain, wenn er mit seinen Untersuchungen fertig war, sogar Jareds Sockenmarke wissen würde. Und eines wusste ich ganz sicher: Sollte Jared tatsächlich planen, seine junge Frau aus dem Weg zu räumen, dann würde er das noch sehr bereuen. Wenn Dickie Byrd sich ihn nicht zur Brust nehmen sollte, würde ich es tun.

    Der Little Blackburn beschrieb zu unserer Linken eine Schleife, und die Landstraße ging in die Hauptstraße von Blackhope über. Das Dorf war größer, als ich es mir vorgestellt hatte. Die Häuser, von Efeu umrankt und hinter Gebüsch versteckt, zogen sich den Berghang hinauf, in sicherer Entfernung von dem angeschwollenen Bach.
    Über allem erhob sich der spitze Kirchturm, der vom höchsten Punkt aus das enge Tal

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