Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Titel: Tante Dimity und der Kreis des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
Bibliothekar gewesen?
    Ich nahm mir den handgeschriebenen Katalog wieder vor, aber ehe ich ihn aufschlagen konnte, kündigte die quietschende Tür der Bibliothek Nicoles Rückkehr an.
    Sie durchquerte den Raum, wobei sie den Kopf und die Schultern traurig hängen ließ, und reichte mir ein Handy.
    »Captain Manning möchte mit dir sprechen«, sagte sie und ließ sich teilnahmslos auf einen der staubigen Sessel fallen.

    »Guy?«, sagte ich ins Telefon. »Lori hier. Was gibt’s?«
    »Hätten Sie Lust, heute Mittag mit mir zu essen?«, fragte er.
    »Kommen Sie nicht hierher?«
    »Ich musste meine Pläne ändern«, erwiderte er. »Ich würde lieber in Blackhope zu Mittag essen.«
    »Und was ist mit Nicole?«, fragte ich. »Ich bin sicher, sie würde gern mitkommen.«
    Nach einer Pause, in der ich einen unterdrückten Seufzer wahrnahm, sagte er: »Ich würde unser Gespräch lieber vertraulich behandeln.«
    Ich war etwas verschnupft. Was konnte Guy mir sagen, das er nicht auch vor Nicole sagen konnte? Ich sah auf den Katalog und sagte mir, dass er auch noch da sein würde, wenn ich zurückkam, also nahm ich Guys Einladung an. Wir vereinbarten, dass ich ihn in fünfundvierzig Minuten am Eingang erwarten würde.
    Ich klappte das Handy zu, gab es Nicole zurück und erklärte ihr, wie leid es mir tue, dass ihre Einladung ins Wasser gefallen sei.
    »Es macht nichts.« Sie seufzte traurig. »Der Captain muss seinen Job machen, ich verstehe das schon. Oh«, fügte sie plötzlich hinzu, als fiele es ihr erst jetzt wieder ein, »dein neues Auto ist da.«

    »Mein was?«
    »Dein neues Auto«, wiederholte sie. »Es kam gerade, als Captain Manning anrief. Ich habe dem Fahrer gesagt, er soll es in die Remise stellen. Es hat eine sehr außergewöhnliche Farbe.«
    »Kanariengelb.« Ich rollte mit den Augen.
    »Einer von Bills kleinen Scherzen.« Mein Mann war fest davon überzeugt, dass andere Autofahrer gewarnt werden mussten, wenn ich auf der Straße war. Mein neuestes Unglück war nicht geeignet gewesen, ihn von dieser Überzeugung abzubringen.
    »Der Fahrer ließ auch ein Päckchen auf dem Sitz liegen.« Nicole stand auf und klopfte sich lustlos den Staub vom Rock. »Soll ich es dir bringen?«
    »Ich hole es schon«, sagte ich. »Wahrscheinlich wird es ein neues Handy sein. Bill denkt auch an alles.« Ich legte den grauen Katalog auf den Stapel mit Edwards Botschaften und ging hinter Nicole her zur Haustür.

    Der kanariengelbe Rover war identisch mit dem, der am Berg abgestürzt war, bis hin zu den extra starken Sitzgurten, welche die Autositze der Zwillinge hielten. Die Schlüssel steckten im Zündschloss, und auf dem Fahrersitz lag ein braunes Paket. Ich öffnete die Tür, um es herauszunehmen, hielt aber inne, als ein mir unbekanntes Auto aus dem dampfenden Wald heranfuhr.
    Ein reichlich mitgenommener Ford Fiesta, der wohl einmal blau gewesen sein mochte, jetzt aber mit rostigen Sommersprossen übersät war und dessen Motor klang, als hätte man ihm einen Berg zu viel zugemutet.
    Nicole, die oben auf der Treppe stand, sah über den Rover hinweg auf diese Rostlaube, die näher kam. »Wer um alles in der Welt …«, fing sie an, aber als sie weitersprach, setzte mein Herz einen Moment aus. »Ach«, sagte sie, »es ist Mr Chase.«
    »Ich bringe nur schnell das Paket in mein Zimmer«, sagte ich. »Ich bin gleich zurück.«
    Ohne weitere Erklärung schoss ich an meiner eleganten Gastgeberin vorbei, hinauf in mein Zimmer, wo ich mich bemühte, wenn auch auf bescheidenere Art und Weise als Nicole, mich so ansehnlich wie möglich zu machen. Zwanzig Minuten später erschien ich unten, frisch gewaschen und gekämmt, in einem dicken handgestrickten Pullover, einer engen Hose aus Wollstoff und Wildlederstiefeln.
    Adam stand in der Halle und plauderte mit Nicole. Das Licht des Kronleuchters aus Hirschgeweihen legte einen goldenen Glanz auf sein dunkles Haar und verlieh seiner blassen Haut einen warmen Ton. Er trug denselben schwarzen Pullover aus Fleece, den er auch tags zuvor angehabt hatte, aber die Radlerhose hatte er gegen eine schwarze Jeans vertauscht. Als unsere Blicke sich trafen, hielt ich unwillkürlich den Atem an.
    Nicole biss sich auf die Unterlippe und sah mit besorgtem Gesicht erst Adam, dann mich an.
    »Ich werde nach Captain Manning Ausschau halten«, sagte sie, blickte sich jedoch, während sie zur Tür ging, verstohlen nach uns um.
    Adam kümmerte es nicht. Er strich mir mit den Fingerknöcheln übers Gesicht und

Weitere Kostenlose Bücher