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Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Titel: Tante Dimity und der Kreis des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Aufklä-
    rungsarbeit zu helfen. Und wenn mein Verdacht sich bestätigen sollte, dann hatte ich es auch mit einem skrupellosen Mann zu tun, dessen Ziel es war, seine junge Frau in den Wahnsinn zu treiben.
    Ich versuchte mir vorzustellen, wie Aubrey Shuttleworth eine solch merkwürdige Verkettung von Umständen illustriert hätte. Lächelnd nahm ich Shuttleworth’ Vögel zur Hand und blätterte darin, wobei ich immer wieder bei bestimmten Bildern und Versen hängen blieb. Ich hatte gerade die herrliche Zeichnung eines herabstoßenden Turmfalken aufgeschlagen, als die Tür sich öffnete und Nicole mit beschwingtem Schritt hereinkam. Sie sah sehr zufrieden aus.
    »Du siehst ja aus, als hättest du das große Los gezogen«, sagte ich. »Was gibt’s?«
    »Ich bin in Alnwick gewesen.« In ihrer Stimme lag etwas wie Trotz, als hätte sie damit absichtlich gegen eines der vielen Verbote ihres Mannes verstoßen. »Warst du schon in Alnwick Castle? Es ist wie ein Märchenschloss. Man nennt es auch das Windsor des Nordens, weißt du, und jetzt ist mir auch klar, warum. Der rote Salon dort ist ein richtiges Juwel, und die Bibliothek …« Sie zog sich einen Stuhl heran und stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Die Bibliothek ist der schönste Raum, den ich je gesehen habe. Du musst sie dir ansehen, ehe du wieder aus Northumberland abreist. Und der Führer war ein richtiger Schatz.«
    »Das werde ich mir merken.« Ich war froh, dass sie sich durch Guys Untreue nicht hatte den Tag verderben lassen. »Warst du den ganzen Nachmittag in Alnwick?«
    »Ich bin gleich nach dem Mittagessen losge-fahren«, sagte sie. »Jared wird nicht sehr erfreut sein – er mag es nicht, wenn ich allein wegfahre –
    , aber das ist mir egal. Ich musste einfach weg aus Wyrdhurst.«
    »Warum?«, fragte ich sofort. »Ist etwas passiert?«
    Nicoles Gelächter klang wie ein Glöckchen.
    »Ich habe mich gelangweilt, weiter ist nichts passiert. Vermutlich sollte ich dankbar sein, dass ich zur Abwechslung mal nicht diese elende ständige Angst haben musste.«
    Wenn Nicole den Nachmittag in Alnwick Castle verbracht hatte, dann konnte sie den Katalog nicht verschoben und auch Edwards Briefe nicht gelesen haben. Ich wollte gerade fragen, ob Mrs Hatch in der Bibliothek Staub gewischt hatte, als Nicole das Gespräch plötzlich in eine völlig andere Richtung lenkte.
    »Was hast du denn da?«, fragte sie und sah auf das Bild des herabstoßenden Turmfalken.
    »Ein Kinderbuch?«
    Es war, als hätte jemand mitten im Raum ein Leuchtfeuer entzündet. Der flüchtige Gedanke, dem ich bisher vergeblich nachgejagt war, stand plötzlich wie eine Neonreklame vor mir. Von dem Turmfalken sah ich auf die Bücher in der Holzkiste und flüsterte: »Edith Ann …«
    »Wie bitte?«, sagte Nicole.
    Ich war viel zu stark mit meinen sich über-schlagenden Gedanken beschäftigt, um ihr zu antworten. Warum war ich nicht viel eher darauf gekommen?
    Shuttleworth’ Vögel war ein Kinderbuch.
    Claire musste Dutzende davon besessen haben.
    Märchen, Fabeln und die Sagen von König Artus gehörten zur Zeit Edwards VII. in jedes Kinderzimmer.
    Und eine der beliebtesten Schriftstellerinnen von Kinderbüchern jener Zeit war die etwas ex-zentrische Edith Ann Malson gewesen. Ihre Bü-
    cher waren längst vergessen, aber Stan Finderman hatte in der Sammlung bibliophiler Bücher unserer Universität einige Exemplare für die Abteilung Jugendliteratur angeschafft.
    »Malson war ziemlich verrückt«, hatte er er-klärt und einen Band hoch oben vom Regal genommen. »Aber die Kinder liebten sie. Alle Kinder lieben diesen schrägen Humor. Siehst du, hier? Monmouth Maus und Romney Ratte gehen in Sussex in ein naturhistorisches Museum.
    Monmouth glaubt in einem der Ausstellungsstü-
    cke seinen Vetter zu erkennen. Wie sich heraus-stellt, ist es tatsächlich sein Vetter.«
    Ich erinnerte mich noch so deutlich an die Il-lustrationen, als hätte ich das Buch vor mir: der ausgestopfte Vetter, Monmouths entsetztes Gesicht und Romney, der ihm tröstend die Pfote auf die Schulter legt. Die Geschichte hat dennoch eine Art von Happyend – sie schmuggeln den Vetter aus dem Museum und geben ihm ein an-ständiges Begräbnis. Aber obwohl die Kinder sie liebten, wurde Malsons makabrer Humor von den Eltern späterer Generationen nicht geschätzt, bis ihr Name schließlich in Vergessenheit geriet.
    Vor Ärger über mich selbst stöhnte ich leise.
    Warum hatte ich so lange gebraucht, um auf diese einfache Lösung zu

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