Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Titel: Tante Dimity und der Kreis des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
zu sein, aber mir blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, mit wem.
    Adam brauchte mich.
    Er lag zusammengekrümmt in der Krypta, im finstersten Winkel des Mausoleums. Er stöhnte und hielt sich die Rippen. Seine Nase blutete, seine Lippen waren aufgeplatzt, und sein linkes Auge war fast zugeschwollen.
    Ich ließ mich neben ihm auf die Knie nieder und strich ihm übers Haar. Es fühlte sich feucht an, und als ich die Hand zurückzog, war sie voll Blut. Erschrocken schnappte ich nach Luft und wischte die Hand an meinem Ärmel ab.
    »Es ist gut, Adam«, sagte ich und beugte mich über ihn. »Ich bin jetzt da.«
    »Lori?« Es klang undeutlich, aber dringend, und beim Sprechen spuckte er Blut aus. »Geh schnell weg. Sie werden … sie werden …«
    »Nein, sie werden nicht«, sagte ich, um ihn zu beruhigen. »Guy ist hinter ihnen her. Und jetzt komm mit mir aus diesem schrecklichen Gemäuer heraus.«
    Ich legte seinen Arm um meine Schulter und half ihm auf, aber wir kamen nur langsam voran.
    Wir hatten gerade zwei Schritte vor die Tür getan, als der Himmel zu explodieren schien.
    Ein ohrenbetäubendes Krachen warf uns zu Boden, und der Horizont war hell erleuchtet.
    Blitze zuckten über den Himmel wie ein Feuerwerk, das außer Kontrolle geraten war, und die Wolken wurden von leuchtenden Bändern durchzogen, die durch die Luft pfiffen. Hohe Stichflammen loderten auf, und immer wieder spürten wir die Druckwellen der Explosionen, deren Donner übers Moor rollte, von Wyrdhursts Mauern widerhallte und die Bibliotheksfenster hinter uns in tausend Stücke zerspringen ließ.
    Ich kroch zu Adam, der auf den Knien lag und den hell erleuchteten Himmel betrachtete.
    »Ein wunderschöner Albtraum«, murmelte er.
    Diesen Ausdruck hatte Edward gebraucht, und jetzt wusste ich, was er damit gemeint hatte.
    Der Anblick war spektakulär, und die Furcht, die man dabei empfand, war seltsam erregend. Es hätte zauberhaft sein können, wären da nicht die fernen Schüsse und das Stakkato von Maschinengewehren gewesen.

    »Geh … ins Haus.« Adam zuckte schmerzhaft zusammen und sackte wieder zu Boden. »Sicherer … dort.«
    Eigentlich wäre das Mausoleum sicher genug gewesen, aber Adam brauchte ärztliche Hilfe. Ich wusste auch, was immer diese Hölle dort auf dem Moor zu bedeuten hatte, Guy hatte alles fest im Griff. Die Explosionen waren bereits abgeklungen, hier und da hörte man noch ein vereinzeltes leises Krachen. Erneut stützte sich Adam auf meine Schulter, und halb trug, halb zerrte ich ihn ins Haus.

22
    NOCH LANGE NACHDEM Dr.  MacEwan  wieder gegangen war, wachte ich bei Adam. Es war fast Morgen, als Nicole sich leise wie ein Schatten ins Zimmer stahl und mich zu Bett schickte.
    Adam hatte Rippenprellungen, eine leichte Gehirnerschütterung, ein blaues Auge, seine Kopfwunde war mit zwanzig Stichen genäht worden, und sein Körper war mit mindestens zwei Dutzend blauen Flecken übersät. Dr. MacEwan fasste den Zustand seines Patienten zusammen, indem er sagte: »Er wird’s schon überleben, obwohl er sich in den nächsten Tagen vielleicht manchmal das Gegenteil wünschen wird.«
    Adam hatte kaum gesprochen, seit wir im Haus waren, und ich tappte noch immer im Dunkeln darüber, wer ihn zusammengeschlagen und im Mausoleum liegen gelassen hatte. Aber ich hatte meinen Verdacht. Adam war ein Mann, der sein Leben für einen Flanellhasen aufs Spiel setzte, also war es nicht schwer, sich vorzustellen, dass er sich auch einer Einbrecherbande im Alleingang stellen würde. Ich vermutete, dass er sie dabei überrascht hatte, wie sie in das Grabmal des alten Josiah eindrangen, und dass er versucht hatte, sie daran zu hindern. Er hatte gro ßen Mut und großen Leichtsinn bewiesen und dafür bezahlt.
    Ich hatte auch in Bezug auf die Explosionen meine Vermutungen. Es war eine Schießübung, die aus dem Ruder gelaufen war und in der versehentlich ein ganzes Munitionslager in die Luft geflogen war, aber da ich von Guy nichts mehr gesehen oder gehört hatte, seit er in die Dunkelheit davongestürzt war, wusste ich nichts Bestimmtes.
    Als ich kurz nach Mittag nach Adam sah, war Mrs Hatch bei ihm. Major Ted war auch da, er stand auf dem Nachttisch stramm, als bewachte er einen verwundeten Kameraden. Adam schlief noch immer fest, einen dicken weißen Verband um den Kopf, das linke Auge dick geschwollen und das blasse Gesicht grausam zugerichtet. Ich hätte am liebsten seine Hand genommen, um ihm zu zeigen, dass ich da war, aber ich wollte ihn nicht

Weitere Kostenlose Bücher