Tante Dimity und der Kreis des Teufels
anzustarren, und hör zu, was Captain Manning zu sagen hat. Es ist bestimmt sehr wichtig.«
Ich erwachte aus meinen Träumen und setzte mich neben Nicole aufs Sofa. Hatch war hinausgegangen, und Guy saß im Sessel vor dem Kamin, den verletzten Arm auf dem Kissen, die Fü ße in den Soldatenstiefeln auf einer ledernen Ottomane.
»Es ist eine ziemlich komplizierte Geschichte«, sagte Guy einleitend, »es könnte Ihnen schwerfallen, sie zu glauben.«
»Ich glaube Ihnen, egal was Sie mir erzählen, Captain Manning«, sagte Nicole.
Guy nahm dieses Versprechen zur Kenntnis und wandte sich an sie, während er mit seinem Bericht begann. Er sprach ruhig und ohne Umschweife, ganz der Soldat, der auf professionelle Art und Weise Bericht erstattet.
»Vor einem Jahr, als die Renovierung von Wyrdhurst Hall in Angriff genommen wurde, fing jemand eine Kampagne an, die zum Ziel hatte, Ihnen und Ihrem Mann zu zeigen, dass Sie in Blackhope unerwünscht sind, und dass Sie sich in Ihrem Haus nicht wohl fühlen sollten …«
Guy fasste kurz die Tatsachen zusammen, die er mir bei der Kirche von Blackhope bereits mitgeteilt hatte. Er sprach von den Blumen, die vor der Gedenktafel für Clive Aynsworth abgelegt wurden, von dem Freudenfeuer, das absichtlich an einer Stelle stattfand, wo man es von Wyrdhurst aus sehen konnte, von den neu aufflackernden Gerüchten um den Mord an dem Lehrer und von dem Wiederaufleben des Gespensts von Wyrdhurst.
»Man ging sogar so weit, ein Gespenst spuken zu lassen«, sagte er zu Nicole. »Die Geräusche, die Sie nachts gehört haben, Mrs Hollander, waren sehr echt.«
»Ich weiß.« Nicole nickte eifrig. »Lori glaubt, dass es Einbrecher waren.«
»Ich fürchte, wir haben es mit einer sehr viel ernsteren Sache zu tun als Einbruch«, sagte Guy.
»Die Geräusche, genau wie die Gerüchte, gehörten zu einem Komplott, mit dem man Sie dazu bringen wollte, Ihr Haus aufzugeben.«
Nicole machte ein ratloses Gesicht. »Warum sollte jemand wollen, dass ich aus Wyrdhurst weggehe?«
»Sie waren im Weg.« Guy holte vorsichtig Luft und brachte seinen Arm in eine bequemere Lage, ehe er die Bombe platzen ließ, die genauso unerwartet war wie jene, welche die Fenster zertrümmert hatte. »Ich muss Ihnen leider sagen, Mrs Hollander, dass Wyrdhurst seit drei Jahren als Waffen-und Munitionsdepot benutzt wird, von Terroristen, die das Ziel haben, das schottische Parlament zu zerschlagen.«
Nicoles Mund blieb offenstehen, und niemand sprach.
»Terroristen?«, wiederholte ich heiser.
»Ich glaube, ich hätte Gespenster vorgezogen«, sagte Nicole schwach.
»Ich bitte um Entschuldigung«, sagte Guy.
»Ich weiß genau, wie alarmierend diese Neuigkeit für Sie sein muss.«
Nicole hob den Kopf. »Es ist längst nicht so alarmierend, wie die Wahrheit nicht zu kennen.
Bitte sprechen Sie weiter.«
Guy folgte ihrem Wunsch. »Vor drei Jahren war Wyrdhurst praktisch eine verlassene Ruine.
Das Haus liegt hier sehr einsam und dicht an der schottischen Grenze, damit war es also ein idealer Ort, um Waffen und Sprengstoff zu lagern, Dinge, die die Gruppe im Laufe der Zeit ansammelte.«
»Wollen Sie damit sagen«, unterbrach Nicole,
»dass mein Mann und ich in einem Haus voller Sprengstoff gelebt haben?«
»Ich fürchte, ja«, sagte Guy.
Nicole stieß ein nervöses Lachen aus, dann räusperte sie sich und bat Guy fortzufahren.
»Ein weiterer Vorteil war, dass Wyrdhurst so nahe am Truppenübungsgelände liegt.«
Er sah mich an. »Die merkwürdigen Steinmuster, die Sie und Chase auf dem Moor entdeckt haben, sind nichts anderes als der Grundriss des schottischen Parlamentsgebäudes in Edinburgh.
Die Terroristen haben damit den zeitlichen Ablauf des geplanten Angriffs geübt.«
»Du lieber Himmel«, murmelte ich, aber je länger ich darüber nachdachte, desto plausibler wurde alles. In der Nähe von Wyrdhurst wurden keine Übungen abgehalten, und das Übungsgelände war ohnehin für Zivilisten gesperrt. Solange sie also in der Nähe von Wyrdhurst blieben, brauchten die Terroristen nicht zu befürchten, dass sie versehentlich vom Militär beschossen oder von Wanderern überrascht wurden.
Guy nahm einen Schluck Kaffee, ehe er fortfuhr. »Die Renovierung des Hauses hat sie völlig überrascht«, sagte er. »Keiner der Dorfbewohner wusste etwas davon, ehe die ersten Handwerker hier erschienen.«
Nicole errötete. »Es war ein ziemlich kurzfristiger Entschluss von meinem Onkel«, erklärte sie. »Ich hatte ihn gebeten, mir
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