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Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Titel: Tante Dimity und der skrupellose Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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halten.«
    Claudia wurde des Themas offenbar bereits müde. Sie fragte Nell nach ihrer Meinung über Simons neues Pferd.
    »Deacon ist ein Engel«, meinte Nell verträumt.
    »Ein Engel?« Claudia starrte Nell abschätzig an. »Es sah nicht besonders engelhaft aus, wie er heute Morgen die Hürde verweigerte.«
    »Deacon hat sich erschreckt«, sagte Nell. »Er braucht eine starke Hand, die ihn führt.«
    »Niemand hat stärkere Hände als Simon«, widersprach Claudia. »Meiner Meinung nach ist Deacon ein übellauniges Mistvieh. Es würde mich nicht im mindesten überraschen, wenn Simon ihn bald wieder verkauft.« Sie sah zu Oliver hinüber. »Wo ist Simon überhaupt?«
    »In einer Beratung mit Onkel Edwin, glaube ich«, sagte Oliver.
    »Simon zusammen mit Gina und Bill?«, ki-cherte Claudia. »Das dürfte ihm nicht gefallen.«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte ich etwas hastiger, als es die Situation gebot.
    Claudia blickte kaum von ihrer sole à la meunière auf. »Ich meine, dass der arme Simon Bill und Gina kaum das Wasser reichen kann, wenn es um geistige Fähigkeiten geht. Die beiden sind die reinsten Intelligenzbestien, und sie nehmen alles so ernst. Sie passen eigentlich viel besser zusammen als …«
    »Für diese Jahreszeit ist das Wetter wirklich außergewöhnlich gut«, warf Oliver in letzter Sekunde ein. Er hatte wahrscheinlich bemerkt, dass sich mein Messer wie von selbst auf Claudias Kehle gerichtet hatte.
    Ich lockerte meinen Griff, aber erst nachdem ich ein paar Gurken in Petersiliensauce zerklei-nert hatte, gelang es mir einigermaßen höflich zu fragen: »Womit verdient Ihr Ehemann denn sein Geld, Claudia?«
    »Er ist Parlamentsmitglied, einer der aufstre-benden jungen Stars seiner Partei«, antwortete sie. »Ein ziemlich guter Fang für ein Mädchen, das noch nicht mal die Mittlere Reife geschafft hat. Onkel Edwin war furchtbar stolz auf mich.
    Man kann gar nicht genug Parlamentsmitglieder in der Familie haben.«
    Oliver und ich tauschten einen einverständigen Blick aus. Claudia mochte ein unsensibles, klatschsüchtiges Trampel sein, aber wie Simon hatte sie bewiesen, dass sie der Familie nützlich sein wollte und konnte. Die beiden hatten eine Top-Anwältin und ein aufstrebendes Parlamentsmitglied mit ins Portfolio gebracht. Wenn die Elstyns eine Firma gewesen wären, hätten sie einen Bonus bekommen.
    Zitronentörtchen erschienen, wir machten uns über sie her, und das Mahl war beendet. Als ich aufstand, fragte mich Claudia nach meinen Plä-
    nen für den Nachmittag.
    »Ich muss mit dem Kindermädchen meiner Söhne telefonieren«, sagte ich. »Und dann will ich ein bisschen lesen.«
    »Klingt aufregend«, sagte sie. »Ich besuche ei-ne alte Schulfreundin in Westbury, zu schade, dass Sie nicht mitkommen können. Wenn es Ihnen gelingt, sich von Ihrem Buch loszureißen –
    Tee wird um halb fünf im Salon serviert.«
    » Bücher «, murmelte ich und ging wieder nach oben.

12
    ICH LEGTE EINEN Zwischenstopp auf meinem Zimmer ein und rief Annelise per Handy an, um ihr dafür zu danken, dass sie mir meine Schuhe geschickt hatte, und um mich davon zu überzeugen, dass an der Heimatfront Frieden herrschte.
    Will und Rob schalteten sich mit einem atemlosen Bericht darüber ein, dass eine Ziege sich auf die Wiese auf unserem Grundstück verirrt hatte, und auch wenn Annelise mir versicherte, dass der Eigentümer das Tier abgeholt hatte, beschlich mich der Verdacht, dass auf dem weihnachtlichen Wunschzettel meiner Jungen in diesem Jahr auch Ziege auftauchen würde.
    Ich legte das Handy wieder in meine Schultertasche und zog mich um. Ich wählte eine weiche Wollhose mit geräumigen Taschen, in denen ich den Drohbrief leichter bei mir tragen konnte als unter dem Bund meines Rockes. Ich band mir die Schuhe zu, als ich Schritte auf dem Flur hörte.
    Ich ging zur Tür und lauschte. Die Person, die die Schritte verursachte, blieb kurz vor meinem Zimmer stehen und ging dann weiter zu Simons.

    Kurz darauf hörte ich, wie seine Tür geöffnet und geschlossen wurde.
    Ich trat in den Flur hinaus und ging auf Zehenspitzen zu Simons Zimmer, wo ich das Ohr an die Tür presste. Zuerst hörte ich nichts, dann ein leises Stöhnen, als leide jemand Schmerzen.
    Ich erkannte die Stimme.
    »Simon«, rief ich. »Ist alles in Ordnung?«
    Nach einer Weile öffnete sich die Tür und Simon stand vor mir. Sein Gesicht was blass und schmerzverzerrt, und sein schwarzer Pullover hing über der Hose.
    »Es ist nett von Ihnen

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