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Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Titel: Tante Dimity und der skrupellose Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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mich auf den Weg zurück ins Kinderzimmer machen, um die Bücher zu untersuchen, aber ein Blick auf meine Uhr sagte mir, dass in Kürze der Lunch serviert wurde, und ich begab mich zum Speisesaal. Ich öffnete die Tür und blieb an der Schwelle stehen. Zu meiner Überraschung war Bill dort, ganz allein.

    Mein Ehemann schaute mit verschränkten Armen zum Fenster hinaus. Er war außer Giddings an diesem Tag der Einzige, der keine legere Kleidung trug. Bills dreiteiliger Anzug und sein gestärktes weißes Hemd erinnerten mich daran, dass unser Besuch auf Hailesham Park für ihn ein Arbeitsurlaub war.
    Ich betrachtete ihn eine Weile schweigend und bewunderte seine schlanke Figur und den gut sitzenden Anzug. Seine gebräunte Haut bot einen attraktiven Kontrast zum weißen Hemd. Aber an der Haltung seiner Schultern sah ich, dass etwas nicht stimmte, und als er sich umwandte, überraschte es mich nicht, dass sich auf seinem Gesicht ein Herbststurm anzukündigen drohte.
    »Oh, du bist es, Lori.« Er wich meinem Blick aus. »Tut mir leid, dass ich so viel arbeiten muss.
    Du langweilst dich sicherlich zu Tode.«
    »Langweilen?« Wenn ich eines seit meiner Ankunft auf Hailesham nicht verspürt hatte, war es Langeweile. »Nein, nein, ich habe mich ganz gut unterhalten. Wo ist Gina?«
    »Sie arbeitet.« Er sah auf seine Uhr. »Ich sollte auch zurück.«
    »Bleibst du nicht zum Lunch?«, fragte ich.
    »Keinen Hunger«, antwortete er.
    »Du musst doch was essen«, bedrängte ich ihn.
    »Ich bin nicht hungrig«, wiederholte er in schärferem Ton. Er legte die Hand auf die Stirn, als müsse er sich beruhigen. »Du verstehst das nicht, Lori. Gina und ich … die letzten drei Monate … ich dachte, es würde leichter werden, aber es ist immer schlimmer geworden.«
    Ich bereitete mich auf ein Geständnis vor, das ich eigentlich lieber nicht gehört hätte. »Was ist schlimmer geworden, Bill?«
    Er zögerte kurz und murmelte: »Lord Elstyn.«
    Ich blinzelte. Das war nicht die Antwort, die ich erwartet hatte.
    »Ich wünschte, Derek hätte ihm nichts von Nell und Kit erzählt«, fuhr Bill fort, halb zu sich selbst. »Es hat meine Arbeit sehr viel schwieriger gemacht.«
    »Deine Arbeit?«, echote ich. »Deine Arbeit ist viel schlimmer geworden?«
    »Ja, sie wird immer … komplizierter.« Er senkte den Kopf und ging an mir vorbei. »Es wird spät heute Abend«, sagte er über die Schulter. »Warte nicht auf mich.«
    »Das werde ich nicht«, sagte ich, aber meine Worte wurden von Claudias Ankunft übertönt.
    Ich sank in Gedanken verloren auf einen Stuhl am Tisch, zu beschäftigt, um auf Claudias Begrüßung angemessen zu reagieren oder mehr als ein Nicken für Oliver und Nell übrig zu haben, die kurz darauf eintrafen. Das erste Wiedersehen mit meinem Ehemann seit zwölf Stunden hatte mich völlig verwirrt.
    So nervös und unstet hatte ich Bill noch nie erlebt. Erst hatte es den Anschein gehabt, als wolle er mir etwas über die drei Monate erzählen, die er mit Gina zusammengearbeitet hatte, doch dann kam er mit diesen vagen Sorgen bezüglich Lord Elstyn heraus. Warum war er so schnell vom einen Thema zum anderen gewechselt? Litt er unter der Last der Arbeit – oder unter der eines schlechten Gewissens?

    »Darf ich Madam die Austern offerieren?«

Giddings’ Frage riss mich aus meinen verschlungenen Gedanken. Er bot mir auf einem Serviertablett Austern auf Eis an. Da ich dank Dimitys Lektionen in Etikette wusste, wie man mit den Dingern umging, griff ich zu und machte dann einen halbherzigen Versuch, der allgemei-nen Konversation zu folgen.
    Claudia ließ sich über die Unverantwortlichkeit der Gärtner aus, auch wenn sie die Effektivi-tät ihrer Anstrengungen anerkennen musste.
    »Sie haben die verbrannten Teile gründlich gekappt«, bemerkte sie. »Es wird fürchterlich zerrupft aussehen, bis die neuen Büsche gepflanzt sind. Schade, schade, aber was kann man schon von Studenten erwarten?«
    »Studenten?«, fragte ich nach.
    »Vom örtlichen College für Landwirtschaft«, klärte mich Oliver auf. »Sie pflegen die Gärten unter der Aufsicht von Walter, dem Chefgärtner.
    Es ist Teil ihres Studiums.«
    »So wie die Lehrlinge in den Werkstätten«, sagte ich.
    Oliver nickte. »Onkel Edwin hat diese Werkstätten schon vor Jahren eingerichtet. Mit seinem Bestreben, die traditionellen Handwerkskünste zu bewahren, war er seiner Zeit damals weit voraus. Und außerdem wäre es sonst fast unmöglich, ein Anwesen wie Hailesham instand zu

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