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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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widerstehen.«
    Ruth gesellte sich zu uns. Ihre leuchtenden Augen schossen von mir zu Nicholas. »Der liebe Nicholas ist den ganzen Weg …«
    »… vom Pfarrhaus zu uns gelaufen«, sprang Louise ein. »Wir waren gerade im Vorgarten, als er vorbeikam …«
    »… und er war so begeistert von unseren Hyazinthen«, fuhr Ruth fort, »dass wir ihn einfach auf eine Tasse Tee einladen mussten. Aber jetzt setzt euch doch, alle beide.«
    Bevor er wieder Platz nahm, postierte Nicholas für mich einen massiven Queen-Ann-Stuhl am Teetisch, während die Schwestern sich uns gegenüber niederließen.
    Der kleine Walnussholztisch bog sich schier unter dem Gewicht dessen, was die Pym-Schwestern »Tee« nannten. Drei Teller mit Sandwiches ohne Kruste wetteiferten mit zwei von Gebäck überhäuften Schalen; gedeckt war mit einem bezaubernden Teeservice, das die Schwestern offenbar eigenhändig mit ein paar zierlichen Erdbeeren bemalt hatten, auf denen glänzende Tautropfen perlten.
    Während Louise mit der Teekanne herumhantierte, bedrängte Ruth mich, von allen Leckerbissen zu kosten. Gewissenhaft lud ich mir einen Teller voll und hoffte inständig, dass Lilian Bunting nur ein leichtes Mittagessen vorgesehen hatte.
    »Am Anfang haben wir Nicholas überhaupt nicht erkannt«, informierte mich Ruth. »Bei seinem letzten Besuch …«
    »… war er viel jünger«, übernahm Louise,
    »und sein herrliches Haar war viel, viel kürzer.«
    »Ich sehe Tante und Onkel nicht so oft, wie ich sollte«, gab Nicholas zu. »In London ist einfach zu viel los. Da vergisst man schnell, dass der Rest der Welt auch noch existiert.«
    »Wir sind noch nie in London gewesen«, sagte Ruth, »aber wir haben gehört, dass es …«
    »… riesengroß und schrecklich aufregend sein soll«, zwitscherte Louise. »Unsere kleine Gemeinschaft muss einem im Vergleich dazu …«
    »… todlangweilig vorkommen«, schloss Ruth.
    »Bestimmt nicht«, widersprach Nicholas.
    »Finch ist ein reizendes Dorf.«
    »Und es hat letzthin auch ganz schön viel Aufregung geboten«, schaltete ich mich ein. »Ich kann euch gar nicht sagen, wie überrascht ich war, als ich das mit Mrs Hooper gehört habe!«
    Ein eisiger Luftzug schien plötzlich durch das Zimmer zu wehen, als die Pyms die Lippen missbilligend zu identischen Strichen zusammenkniffen. Und Nicholas, der sich soeben noch an den federleichten Eclairs der Schwestern gütlich getan hatte, erstarrte jäh.
    »Das liegt nur daran, dass du sie nicht kanntest«, sagte Ruth. »Sie war eine äußerst …«
    »… fragwürdige Frau.« Louise nippte an ihrem Tee, dann fügte sie hinzu: »Bei der Totenwache war es ruhig wie nie. Weil niemand Böses über die Tote sagen wollte …«
    »… wurde überhaupt nicht gesprochen.« Ruth nickte. »Nur der Pfarrer hat natürlich etwas gesagt. Und Mrs Hoopers Sohn. Das hat uns an die Totenwache für den Einsiedler erinnert …«
    » … obwohl der nicht mal einen Sohn hatte, der zu seinem Gedenken hätte sprechen können«, informierte uns Louise. »Und die Leute schwiegen nicht, weil der arme Kerl unbeliebt war, sondern weil man so wenig über ihn wusste.«
    »Über Mrs Hoopers Tod scheint auch niemand was zu wissen«, griff ich den Faden voller Hoffnung auf, doch Ruth redete weiter, als ob sie meinen Einwurf nicht gehört hätte.

    »Auf seine Weise stand der Einsiedler natürlich außerhalb der Gesellschaft«, bemerkte sie.
    »Genauso wie …«
    »… Mrs Hooper auf ihre Weise«, vollendete Louise. »Der einzige Unterschied ist, dass der Einsiedler ja niemandem was getan hat, wohingegen Mrs Hooper …«
    »… eine Menge Schaden angerichtet hat.«
    Ruth hielt mir ein Stück Kümmelkuchen entgegen. »Wenn etwas an dieser Angelegenheit bedauerlich ist, dann nur, dass sie selbst nach …«
    »… ihrem Tod noch weiter Schaden anrichtet.« Louise füllte Nicholas’ Teetasse nach.
    »Hat sie denn euch auch was getan?«, wollte Nicholas wissen.
    »Mit ihr hat das Dorf eine Schlange an seinem Busen genährt«, erklärte Louise. »Und meine Schwester und ich wissen, was mit Schlangen zu tun ist.«
    »Man geht ihnen aus dem Weg«, sagte Ruth.
    »Also sind wir Mrs Hooper aus dem Weg gegangen. Andere haben das nicht beherzigt und sind von ihr …«
    »… gebissen worden. Und das mit schmerzhaften Folgen.« Ruth wischte einen Krümel von der Tischdecke. »Jetzt beißen sie sich gegenseitig.
    Und das ist das Schlimme daran. Fragen …«

    »… über Fragen, und auf keine gibt es eine Antwort.« Louise

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