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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Einschätzung meiner Freundin. Emma Harris war ein Fels in der Brandung und bewahrte in allen Situationen unerschütterlich ihren gesunden Menschenverstand, womit auch schon erklärt war, warum wir uns so gut verstanden. Ihr kühler Kopf bildete das ideale Gegenstück zu meiner bisweilen hitzigen Art.

    »Ich glaube, sie und Derek sind noch in Devon«, sagte ich. »Aber ich werde mit ihr sprechen, sobald sie wieder da ist. Darf ich fragen, wofür ich sie gewinnen soll?«
    Ihr zwei solltet so oft wie nur möglich das Pfarrhaus besuchen und herausfinden , was die Untersuchung ergeben hat . Und dann solltet ihr regelmäßig eure Runde in Finch drehen . Ihr geltet als Einheimische , und du , Lori , warst lange weg . Die Leute werden dir bestimmt brühwarm erzählen wollen , was es im Dorf alles gegeben hat . Ich will , dass ihr zwei es zu eurer Mission macht , den ganzen Klatsch zu sammeln .
    Ich hatte das Gefühl, zwischen den Zeilen lesen zu müssen. »Du willst also, dass Emma und ich rausfinden, ob Mrs Hooper außer über Kit noch über jemand anderes Gerüchte verbreitet hat.«
    Richtig . Ich glaube , dass Mrs Hooper genau das war , als was Mr Barlow sie bezeichnet hat : eine Unruhestifterin . Wenn sie es schaffte , Kit , Annelise und Mrs Sciaparelli bis zur Weißglut zu reizen , dann ist es mehr als wahrscheinlich , dass sie auch gegen andere gehetzt hat .
    »Und das könnte den Mörder provoziert haben«, überlegte ich.
    Das nehme ich an , ja . Komm hinter das Motiv , dann findest du den Mörder – und der Mörder muss gestellt werden . Jedes Verbrechen ist eine Seuche , die alle zerfrisst , die damit in Berührung kommen . Wir dürfen nicht zulassen , dass der Herd sich ausbreitet . Unternimm was . Sofort .
    Ich wartete, bis Dimitys Schrift verblasst war, dann hob ich die Augen und starrte nachdenklich ins Leere. Vor Tante Dimity hätte ich es nie zugegeben, doch ich war mir bei weitem nicht so sicher wie sie, dass der Mörder gefangen werden sollte. War es nicht manchmal klüger, schlafende Hunde nicht zu wecken?
    Ich klappte das Tagebuch zu und grübelte weiter über meine Aufgabe nach. Dass Emma und ich wirklich auf nützliche Erkenntnisse stoßen würden, hielt ich für unwahrscheinlich. Aber was, wenn wir doch etwas erfuhren? Was, wenn wir etwas höchst Pikantes ausgruben, das zur Verhaftung und Verurteilung des Mörders führte? Würden die Dorfbewohner uns vergeben, dass wir einen der Ihren an die Polizei auslieferten? Würde ich mir das vergeben?
    Mir war klar, dass ich Mitgefühl für das Opfer haben sollte, aber in diesem Fall hatte das Opfer den Fehler begangen, einen meiner liebsten Freunde anzugreifen, der noch dazu völlig wehrlos war. Gut, diese Frau hatte das nur mit Worten getan, doch mit Worten konnte man unter Umständen schlimmere Wunden verursachen als mit Ruten oder Steinen. Nein, wenn ich Mitgefühl empfand, dann für die Opfer des Opfers.
    »Tja, Reginald«, sagte ich an meinen pinkfarbenen Stoffhasen gewandt, der mit dem Tagebuch die Ecke im Regal teilte, »ich habe meinen Marschbefehl erhalten.«
    Manche mögen es für eine milde Form des Wahnsinns halten, wenn jemand mit einem Stoffhasen redet, doch für mich war das genauso normal wie Gespräche mit einem Buch. Reginald war in mein Leben getreten, kurz nachdem ich das Licht der Welt erblickt hatte, und seitdem unterhielt ich mich mit ihm. Er war, wie auch Nicholas Fox, ein begnadeter Zuhörer.
    »Ich wünschte nur«, fügte ich besorgt hinzu,
    »ich wüsste ganz sicher, dass ich in die richtige Richtung laufe.«
    Reginalds ’ schwarze Knopfaugen verrieten keine Regung. Er war viel zu weise, um Tante Dimity zu widersprechen.
    »Na gut«, sagte ich, »dann werbe ich eben Emma an, sehe zu, dass ich ins Pfarrhaus eingeladen werde, und …«
    Das Telefon auf dem alten Eichensekretär begann zu klingeln und beendete damit meinen Monolog. Ich nahm ab und spürte schlagartig einen Stich im Herzen, als ich Kits sich überschlagende Stimme vernahm, noch ehe ich überhaupt etwas sagen konnte.
    »Lori! Die Polizei war heute auf Anscombe Manor und hat mich verhört! Die glauben offenbar, dass ich Pruneface Hooper umgebracht hab!«

6
    DIE POLIZEI WAR nicht völlig dumm. Sie hatte Wind von dem infamen Gerücht bekommen, das Pruneface Hooper über Kit in die Welt gesetzt hatte, doch der Informant hatte die Geschichte mit einer noch gemeineren Einzelheit ausgeschmückt. Laut seiner Version hatte Mrs Hooper Kit auf frischer Tat dabei ertappt, wie er

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