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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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sie ihre Andacht beendet und kauerte über ihrem jüngsten Blumenopfer, um es noch ein wenig zurechtzuzupfen.
    Ich trat auf leisen Sohlen heran und wappnete mich innerlich gegen den schmetternden Klang ihrer Stimme. Peggy Taxman war weder groß noch übermäßig beleibt, und ihre Kleidung entsprach genau dem, was man von einer Dame mittleren Alters in Trauer erwarten würde, doch die Wucht ihrer Persönlichkeit machte das bescheidene Erscheinungsbild mehr als wett. Wenn sie sprach, erzitterte ganz Finch.
    »Guten Tag, Peggy«, begrüßte ich sie vom anderen Ende des Grabes aus. »Bitte verzeih die Störung, aber ich wollte dir sagen, wie leid es mir tat, als ich das von deiner Freundin hörte.«
    »Danke«, sagte sie mit unnatürlich gedämpfter Stimme und bedachte Nicholas mit einem abschätzenden Blick, ehe sie auf uns zutrat. »Sie sind Lilian Buntings Neffe Nicholas, nicht wahr? Ich glaube, Sie haben auch schon die Pyms besucht.«
    Sollte Peggy Nicholas mit der plumpen Demonstration ihrer detektivischen Fähigkeiten überrascht haben, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.
    »Die Schwestern waren so freundlich, sich eines Wanderers mit wunden Füßen zu erbarmen«, sagte er höflich.
    »Haben sie sich auch deiner erbarmt, Lori?«
    Peggys Augen verengten sich hinter der mit Strass besetzten Brille. »Ich habe gehört, dass du auf dem Weg zum Pfarrhaus bei ihnen reingeschneit bist.«

    »Ruth und Louise haben mich gebeten, ihre vergoldeten Ingwerplätzchen zu verteilen«, erwiderte ich nicht ganz wahrheitsgemäß und senkte die Augen auf das Grab, um Peggys durchdringendem Blick zu entgehen. Der gerade aufragende Stein mit der frisch gemeißelten Inschrift stand in auffälligem Kontrast zu seinen von Flechten überwachsenen und sich in den verrücktesten Winkeln neigenden Nachbarn. »Ihr Automobil … äh, ihr Auto ist kaputt.«
    »Davon höre ich zum ersten Mal!«, blaffte Peggy. »Sie warten wohl darauf, dass Mr Barlow den Wagen repariert. Haben sie gesagt, wann er zurückkommt?«
    »Nein. Nur dass er im Norden oben bei Verwandten zu Besuch ist.«
    »Niemand scheint zu wissen, wann er wieder zurückkommt«, brummelte Peggy. »Höchst verdächtig, wenn du mich fragst.«
    Ich blickte sie unschuldig an. »Warum?«
    »Weißt du das etwa nicht?«, bellte Peggy.
    »Billy Barlow hat das Dorf an dem Tag verlassen, an dem Prunella gestorben ist. Bei Tagesanbruch, habe ich mir sagen lassen. Und keiner hat seitdem von ihm gehört!«
    »Aber es würde doch auch kein Mensch eine Nachricht von ihm erwarten«, hielt ich ihr entgegen. »Schließlich sagt Mr Barlow sonst auch nie Bescheid, wenn er verreist.«
    »Das mag schon sein«, knurrte Peggy gereizt.
    »Aber was hat er so früh am Morgen auf dem Dorfplatz getrieben? Das würde ich gern wissen.
    Und die Polizei mit Sicherheit auch.«
    Schaudernd nahm ich wahr, wie Peggys selbstgerechte Art, mit der sie jeden Einwand gnadenlos niederwalzte, wieder Oberhand gewann, hielt ihr aber tapfer entgegen: »Wahrscheinlich hat er Buster noch mal Gassi geführt, bevor er losgefahren ist.«
    Peggy fletschte die Zähne, räumte aber ein, dass da etwas dran sein könnte. Es war allgemein bekannt, dass Mr Barlow seinen Terrier über alles liebte.
    »Es liegt mir wirklich fern, vor anderer Leute Tür zu kehren«, tönte Peggy, »aber niemand kann bestreiten, dass Mr Barlow mit Prunella nicht gut auskam.«
    »Es muss ziemlich schwer sein, es ihm recht zu machen«, warf Nicholas jetzt ein. »Meine Tante und mein Onkel haben mir berichtet, dass Mrs Hooper eine bewundernswerte Frau war.«
    Peggy musterte ihn scharf, als witterte sie Sarkasmus, doch Nicholas’ Ausdruck verriet nichts außer tiefem Mitgefühl.

    »Sie war eine bewundernswerte Frau«, sagte Peggy mit Nachdruck. »Sie war vielleicht nicht jedermanns Fall, aber mir ist sie eine gute Freundin gewesen.«
    »Niemand kann jedermanns Fall sein«, bestä tigte Nicholas.
    »Sie nahm Anteil am Leben der anderen«, fuhr Peggy fort. »Daran ist doch nichts auszusetzen, oder?«
    »Nicht das Geringste«, beschwichtigte sie Nicholas.
    Peggys Blick schwenkte zu mir herum. »Sie hatte offenbar einen guten Grund, sich für Nell Harris’ Wohlergehen zu interessieren.«
    Plötzlich zogen rote Nebelschwaden vor meinen Augen vorbei, und meine Finger krallten sich um die Schachtel mit den Ingwerplätzchen.
    Wenn Nicholas mich nicht mit dem Ellbogen gestupst hätte, hätte ich mich mit Wonne auf Peggy Taxman gestürzt, um ihr eine Abreibung zu

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