Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
kann kein Blut sehen, und darum kaufe ich sie bei einem Schweinezüchter in der Nähe von Eversham.
    Dick hat sie heimlich liefern lassen, damit keiner merkt, dass sie gar nicht selbst gemacht sind.«
    Benommenes Schweigen trat ein.
    »Kein altes Familienrezept?«, fragte Sally.
    »Nein«, gab Christine beschämt zu. »Zumindest keines von meiner Familie.«
    »Aber es sind trotzdem verdammt gute Würstchen«, meinte ich einlenkend.
    »Ich würde sie nicht von dort nehmen, wenn sie das nicht wären«, sagte Christine brüsk. »Ich habe nämlich durchaus meine Standards.«

    »Schade nur, dass nicht auch die Wahrheit dazugehört«, flüsterte Miranda, doch weil der Kreis so klein war, blieb kein Kommentar unbemerkt.
    Dicks Stuhl knarzte bedrohlich, als er sich kerzengerade aufrichtete. Seine Augen blitzten erbost. »Wenn Sie unbedingt die Wahrheit wollen, Miss Morrow, könnten Sie schon mal bei sich anfangen. Sie sind schließlich unter Freunden. Da macht es Ihnen sicher nichts aus, uns zu verraten, was für Nummern Sie und George neuerdings schieben.«
    Ein betretenes Schweigen trat ein, nachdem Miranda ohne sich zu zieren die Natur von George Wetherheads fortgesetzter Physiotherapie beschrieben hatte. Auch wenn der eine oder andere etwas wie »Gut für dich, George« murmelte, klangen die Kommentare bestenfalls halbherzig. Die Dorfbewohner hätten offenkundig die Schauergeschichten, die sie zusammenfabuliert hatten, bei weitem der banalen Wahrheit vorgezogen. Geschmuggeltem Schnaps und unzüchtigen Nummern konnten Würste und therapeutische Massagen eben nicht das Wasser reichen.
    »Kommt mir trotzdem albern vor, so an die Sache ranzugehen«, brummelte Sally und gab damit die unausgesprochene einhellige Meinung aller wieder. »Das ist wieder typisch für Hexen, dass sie ein Geheimnis aus allem machen, obwohl das überhaupt nicht nötig ist. Mysteriös soll so was sein? Ich nenne es einfach hintenrum.«
    Ich wappnete mich schon für eine Explosion und hielt die Luft an. Zum zweiten Mal in nur zwanzig Minuten hatte Sally Miranda und ihre Lebensweise beleidigt. Irgendwie erwartete ich, dass Sally sich gleich in eine pfirsichfarbene Rauchwolke auflösen würde.
    »Hexen sind aber nicht die Einzigen, die gerne Geheimnisse hüten, nicht wahr, Mrs Pyne?« Miranda lächelte, doch ihre Augen glichen Eiszapfen. »Woher wussten Sie denn, wo Dick am Morgen von Mrs Hoopers Tod war? Waren Sie auch schon so früh auf den Beinen? Auch schon unterwegs?«
    Sally lief rot an. »Ich … weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Natürlich wissen Sie das, Mrs Pyne, aber ich werde Sie nicht verraten. Sie wissen ja, wie gut wir Hexen uns darauf verstehen, Geheimnisse zu hüten.« Miranda streckte die Arme aus und betrachtete nachdenklich die Silberringe an ihren Fingern. »Ich werde keiner Menschenseele verraten, dass ich gesehen habe, wie Sie am fraglichen Morgen aus dem Crabtree Cottage kamen .«

23
    JETZT HÄTTE EIN kollektiver Aufschrei folgen müssen, doch die Einzigen, die nach Luft schnappten, waren Lilian und ich. Nicholas saß regungslos da, den Blick zu Boden gesenkt, während die anderen mit den Füßen scharrten und überallhin schauten, nur nicht zu Sally.
    Wenn Blicke töten könnten, hätte Sally jetzt Miranda auf dem Gewissen gehabt. »Wer wird Ihnen denn schon glauben?«
    »Dafür braucht man nicht den Eid einer Heidin«, erwiderte Miranda mit einem unschuldigen Wimpernaufschlag. »George ist ein guter, ehrbarer Christ, und er hat Sie auch gesehen.«
    »Miranda wollte gerade mein Haus verlassen«, meldete sich der kleine Mann gehorsam zu Wort, »als Sally Pyne auf Zehenspitzen aus dem Crabtree Cottage geschlichen kam. Wir beide sind gleich wieder in den Flur zurück, damit sie uns nicht sieht.«
    »Es war kurz vor sechs«, ergänzte Miranda.
    »Der Himmel war von Wolken bedeckt, aber trotzdem reichte das Licht, um Mrs Pyne zu erkennen.« Sie wickelte sich eine rotblonde Locke um den Finger. »Warum so angespannt, Mrs Pyne? Es war doch sicher bloß ein Kurzbesuch unter Freundinnen. Vielleicht um sich über die Kunst des Blumenarrangements auszutauschen?«
    Sallys Bleistift brach entzwei.
    »Ihre Botschaft ist angekommen, Miss Morrow«, schaltete sich Nicholas mit seiner sanften Stimme ein. »Es ist nicht nötig, noch eins draufzusetzen.« Er hob den Kopf und sah Sally Pyne mit stetem Blick an. Nach und nach taten es ihm die anderen gleich.
    Sally legte die Bleistifthälften und ihren Block auf den Boden und erklärte, die Hände

Weitere Kostenlose Bücher