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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Gesicht zu sagen, was sie bisher hinter seinem Rücken getuschelt hatten. Aber keiner biss an. Sie waren zu sehr damit beschäftigt, mich zu sezieren.

    »Es ist meine feste Überzeugung«, ließ sich Jasper Taxman in der pedantischen Art des pensionierten Buchhalters vernehmen, »dass Loris Zurschaustellung von Zuneigung als bloßer Streich gedacht war.«
    George Wetherhead nickte. »Sie hatte in der Tat viel Spaß. Du hast uns an der Nase herumgeführt, damit hier mal was los ist, Lori.«
    »Natürlich war das nur ein Spaß.« Christine tupfte sich Schlagsahne aus dem Mundwinkel.
    »Wenn sie was Unsauberes vorgehabt hätte, hätten sie in den Büschen geknutscht und nicht vor aller Leute Augen.«
    »Mrs Peacock«, beschied Lilian sie streng.
    »Ich möchte Sie doch sehr bitten, Ihre Zunge zu zähmen. Mein Neffe würde nicht einmal im Traum daran denken …«
    »Wirklich nicht nötig, sich in den Büschen zu verstecken«, rief Peggy dazwischen, »wo sie doch ins Wysteria Lodge gehen können. Aber was für eine Frau wäre das, die das Büro ihres Mannes für Liebesspiele benutzt? Wo ist der junge Schwerenöter überhaupt?«
    »Ich bin hier.«
    Sämtliche Köpfe flogen herum, und mein Herz setzte einen Schlag aus, als Nicholas ins Klassenzimmer trat. Sein Auftritt hätte nicht dramatischer sein können, sodass ich mich unwillkürlich fragte, ob er vielleicht im Verborgenen das Eintreffen unserer letzten Verdächtigen abgewartet hatte.
    Unter seinem Tweedblazer trug er diesmal einen braunen Pullover; den Trenchcoat hatte er sich wieder über den Arm gehängt. Er wirkte ruhig, doch sein Gesicht war äußerst blass, und die Linien um seine Augen zeichneten sich deutlicher ab als noch am Tag davor. Ich hätte ihn am liebsten beiseitegenommen und nach dem Ergebnis der medizinischen Untersuchung gefragt, aber da war er schon zu etwas anderem übergegangen.
    Mit einem durchdringenden Blick nagelte er meine Quälgeister einen nach dem anderen fest.
    »Ihre Verdächtigungen, was die Natur meiner Freundschaft mit Lori angeht, sind unbegründet«, erklärte er kühl. »Ich wünschte, ich könnte dasselbe über die Verdächtigungen sagen, die Sie sich gegenseitig in die Schuhe geschoben haben.«
    Niemand sagte etwas, niemand schaute weg.
    Als Nicholas auf den Stuhlkreis deutete, ließen die Dorfbewohner ihre Leckerbissen und Teetassen stehen und staksten wie in Trance zu den Stühlen. Nur zwei blieben unbesetzt. Acht Augenpaare folgten danach Nicholas, wie er gemessenen Schrittes auf mich zutrat, mir den Arm reichte und mich zu dem vorletzten freien Stuhl führte. Während ich mich setzte, zog er selbst es vor, sich hinter den seinen zu stellen. Bedächtig hängte er seinen Mantel über die Lehne, dann richtete er sich zu seiner vollen Größe auf und verschränkte die Hände hinter dem Rücken.
    »Sie sind unter falschen Vorgaben hierhergelockt worden«, verkündete er, ohne die Stimme zu heben. »Es gibt kein Osternachtskomitee.«
    Peggy stieß ein Schnauben aus, die anderen entspannten sich sichtlich, als hätte sie der Klang seiner Stimme aus ihrer Verzauberung erlöst.
    »Erzählen Sie uns mal was Neues«, erwiderte sie.
    »Ostern ist ja schon in einer Woche. Ihre Tante mag ja etwas schusselig sein, aber mit der Planung einer Osterwache würde sie nie bis zur letzten Minute warten.«
    Miranda bedachte Lilian mit einem schelmischen Blick. »Irgendwie bezweifle ich ja auch, dass Mrs Bunting mich zu einem solchen Treffen einladen würde, es sei denn natürlich, sie bräuchte mich, um ein Licht auf die heidnischen Ursprünge des Osterfests zu werfen.«
    »Von diesem heidnischen Unsinn werden wir hier nichts dulden, besten Dank«, ereiferte sich Sally Pyne. »Ostern ist ein Fest für gute, anständige Christenmenschen.«

    Mirandas Nasenflügel blähten sich gefährlich, aber Sally achtete nicht darauf. »Ich weiß nur, dass Mrs Bunting mich kaum zu einem Vorbereitungstreffen für Ostern einladen würde, ehe ihr Mann sich vorher bei mir entschuldigt hätte.« Sie drohte Lilian mit dem Zeigefinger. »Wenn der Pfarrer glaubt, ich würde einfach so vergessen, was …«
    »Niemand glaubt, dass Sie was vergessen«, knurrte George Wetherhead und presste die Handflächen an seinen Kopf. »Diese vermaledeiten Blumendekorationen werden uns noch bis zum Jüngsten Gericht um die Ohren fliegen.«
    »Meine Damen und Herren, bitte.« Lilian klopfte mit ihrem Bleistift auf ihren Block.
    »Mein Mann wird noch bis morgen Vormittag außer Haus

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