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Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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senior, und ich hatte einfach einen starken Arm gebraucht, aber das alles war doch keine Entschuldigung dafür, dass man im Mondschein einen fremden Mann küsste! Selbst wenn Bill mir verzieh, wie konnte ich mir selbst jemals verzeihen?
    Ich hatte mich in eine solche Orgie der Selbstanklage hineingesteigert, dass ich vor Schreck beinahe aufschrie, als eine kühle Stimme an mein Ohr drang: »Biddiford Lodge. Wer spricht da bitte?«

    Ich merkte, dass es ein Bediensteter war, ein Butler oder ein Sekretär, der offenbar nichts von Anrufen um – ich rechnete schnell nach und zuckte zusammen – um zwei Uhr morgens seiner Zeit hielt. Ich entschuldigte mich umständlich, verlangte Bill und zitterte, als ich die verschlafene Stimme meines Mannes hörte.
    »Lori, bist du das?« Bill klang, als ob er halb bewusstlos war. »Hast du eigentlich eine Ahnung, wie spät es hier ist?«
    »Bill …«, fing ich eilig an, unterbrach mich aber beim nur allzu vertrauten Klang eines herzhaften Gähnens.
    »Warum rufst du nicht ein bisschen später an, Liebes?«, brummte er verschlafen. »Ich war seit Tagesanbruch auf den Beinen und muss in – o Gott  – in vier Stunden wieder aufstehen.«
    »Aber Bill …«
    »Lori, ich bin total erledigt. Ich habe einen Sonnenbrand und bin von Mücken zerstochen und habe mir einen Angelhaken in den Daumen gerammt, und ich muss jetzt einfach schlafen, sonst bin ich morgen zu nichts zu gebrauchen.«
    Ich schwieg einen Moment. »Ganz durch den Daumen durch?«, fragte ich dann entsetzt.
    »Es ist nur eine Fleischwunde, aber es tat wahnsinnig weh, und von der Spritze, die der Arzt mir gab, bin ich sofort eingeschlafen.« Bill unterbrach sich, um abermals zu gähnen, ehe er fortfuhr: »Bitte, lass mich weiterschlafen. Ich hatte einen wahnsinnig schweren Tag.«
    »Aber … aber, Bill …« Ich starrte auf den makellosen Fliesenboden, ohne etwas zu sehen, dann hob ich den Blick zum Fenster, durch das die Morgensonne fiel. Bill hatte überhaupt nicht gefragt, wie mein Tag gewesen war oder warum ich zu so einer unmöglichen Zeit anrief, noch wollte er meine Telefonnummer wissen, um zurückzurufen. Sein Vater könnte einen zweiten Herzinfarkt gehabt haben, ich könnte den Mini zu Schrott gefahren haben, Nell könnte kopfüber vom Turm von St.  Bartholomäus gefallen sein – aber Bill konnte nur an seinen Sonnenbrand, seine Mückenstiche und an seinen Daumen denken.
    »Okay«, sagte ich langsam. »Ich verstehe schon.«
    »Danke, Liebes«, murmelte Bill. »Gute Nacht.«
    Ich legte den Hörer auf und mir war, als sei mir der Boden unter den Füßen weggezogen worden.
    Erwartete ich zu viel, wenn ich gehofft hatte, mein Mann würde die Panik in meiner Stimme bemerken?
    Ich berührte den goldenen Ring, der immer noch an der Kette an meinem Hals hing. Es war nicht das erste Mal, dass Bill mich ausgeblendet hatte, oder dass ich vergeblich versucht hatte, seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Dieser Kampf hatte sofort nach Ende unserer Hochzeitsreise angefangen.
    Ich dachte an mein gestriges Gespräch mit Emma und horchte plötzlich sehr aufmerksam auf die leise Stimme in meinem Hinterkopf.
    Bill wollte gar kein Kind. Denn das würde den Fehler, mich zu heiraten, ja nur noch schlimmer machen. Und darum hielt er mich auf Distanz, darum vergrub er sich in Arbeit und vermied jegliches Gespräch über unsere Zukunft. Ich hatte gedacht, dass ein Erfolg mit den Biddifords mir meinen Mann zurückbringen würde, aber ich war grenzenlos dumm gewesen, daran zu glauben. Die Biddifords waren lediglich ein weiteres Glied in einer langen Kette von Ausflüchten, die Bill gefunden hatte, um sich so weit wie möglich von mir zu entfernen. Mein Märchenprinz hatte die ganze Zeit gewusst, wie diese Romanze enden würde. Er hatte nur darauf gewartet, dass ich es auch merkte.
    Ich saß zusammengesunken auf der Badewanne und hielt das Telefon umklammert. Mir schwindelte und mir war übel. Die Grundfesten meines Lebens waren erschüttert worden. Was würde ich jetzt machen? Wohin sollte ich gehen? Wie konnte ich es ertragen, noch mal von vorn anzufangen?

    Zitternd stellte ich den Apparat auf den Boden und wankte zum Waschbecken, um mir das Gesicht mit kaltem Wasser zu waschen. Ich konnte es mir nicht leisten, zu weinen, denn ich wusste, würde ich einmal damit anfangen, könnte ich nicht so schnell wieder aufhören. Also lehnte ich mich gegen das Waschbecken und atmete tief, bis das Schwindelgefühl vergangen war. Dann sah ich mich im Spiegel

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