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Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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wäre es gut, einen Tag Pause zu machen.
    Du hast auch gesagt, dass du das Herumjagen satt hast.«
    »Das ist doch nicht dein Ernst!«, rief ich aus.
    »Jetzt aufgeben, wo wir so … wenig wissen?
    Kommt gar nicht in Frage.« Ich versuchte mit dem Finger, den Kragen meiner Bluse zu lockern. »Ist es wirklich so warm hier drinnen, oder kommt es mir nur so vor?«
    Nell schaltete die Klimaanlage ein, damit etwas frische Luft hereindrang, aber auch, wie ich vermutete, um die Gerüche meines Mittagessens loszuwerden. Dann zog sie die Sitzgurte von Reg und Bertie fest und lehnte sich zurück. »Ich finde, wir haben schon sehr viel erfahren«, bemerkte sie.
    Ich lächelte ratlos. »Mag sein, aber wir wissen immer noch nicht, was das alles zu bedeuten hat.«

    »Stimmt.« Nell nickte. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, warum William den armen, verrückten Onkel Williston besuchen will.« Sie legte den Kopf auf die Seite und wickelte sich eine ihrer goldenen Haarsträhnen um den Finger. »Es sei denn …«
    »Es sei denn, was?«
    »Es sei denn, William denkt, dass Williston etwas über diese Papiere weiß«, erwiderte Nell.
    »Diese Papiere, die Lucy an Tante Anthea in Yorkshire geschickt hat.«
    »Ja, das mit den Papieren ist schon merkwürdig
    …« Ich biss wieder von meiner Blutwurst ab und nahm einen Schluck Mineralwasser. »Komisch, dass sie ausgerechnet jetzt aus London verschwunden sind, wo William auftaucht und Fragen stellt.
    Ich frage mich, ob der Kaufvertrag von Nummer drei so echt ist, wie Lucy behauptet.«
    »Glaubst du etwa, dass Anne Elizabeth Court wirklich William gehören könnte?«, fragte Nell mit großen Augen.
    »Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand ein Dokument fälscht, um etwas zu bekommen, was er  – oder sie – haben will«, sagte ich. »Mir ist auf meinen Bücherreisen für Stan Finderman schon so mancher Fall dieser Art untergekommen.« Ich war mit der ersten Blutwurst fertig und nahm die zweite in Angriff. »Aber warum sollte William Lucys Haus wollen? Ich weiß nicht, inwieweit dir das bekannt ist, Nell, aber mein Schwiegervater ist nicht gerade arm. Wenn er in London ein Geschäftshaus haben will, dann kann er sich eins kaufen, ohne mit der Wimper zu zucken.«
    »Vielleicht will er nicht nur irgendein Geschäftshaus«, schlug Nell vor. »William hält sehr viel auf Tradition. Vielleicht möchte er Lucys Haus, weil es schon so lange in der Familie ist.«
    »Damit er es an seinen Sohn vererben kann?«
    Ich schnaubte verächtlich. »Als ob Bill jemals sein Reich in Boston aufgeben würde …« Ich bedauerte meine Worte, sowie ich sie gesagt hatte, nicht weil ich es nicht ernst gemeint hätte, sondern weil Nell sie gehört hatte. Sie zog den Kopf ein und sah schnell zum Fenster hinaus, als ob ich sie verletzt hätte, und der anklagende Blick in Regs Augen reichte, um mich zum Telefon greifen zu lassen.
    »Da wir gerade von ihm sprechen«, sagte ich fröhlich, »ich habe ja Bill noch immer nicht zurückgerufen. Ich glaube, das mache ich jetzt.« Nell wusste schließlich nichts von meinem Anruf in Maine zu nachtschlafender Zeit.
    Sie sah mich besorgt an. »Das ist eine gute Idee.«
    Während ich Bills Nummer am Little Moose Lake wählte, bereitete ich mich innerlich darauf vor, die Rolle der geduldigen Frau zu spielen –  mehr Nell zuliebe als wegen Bill –, aber die Vorstellung wurde abgeblasen, ehe sie beginnen konnte, denn am anderen Ende ging niemand an den Apparat. Nichts. Nicht einmal ein kühles »Guten Abend« von einem hochnäsigen Bediensteten.
    Ratlos rief ich Bills Sekretär an, der in Boston geblieben war. Von ihm erfuhr ich, dass es an der Küste von Maine einen schweren Sturm gegeben hatte, der Stromleitungen heruntergerissen und viele ländliche Bezirke von der Außenwelt abgeschnitten hatte. Bill war im Moment nicht zu erreichen und es war noch unklar, wann die Telefonverbindung wiederhergestellt sein würde. Es schien, als ob die Natur sich in diesem Tauziehen um meine Ehe mit dem Schicksal verbündet hätte.
    Mein Frust wurde durch ein winziges Körnchen Schadenfreude gewürzt, als ich daran dachte, wie mein Mann, der Großstadtmensch, es jetzt in der Wildnis unter lauter Biddifords aushalten musste.
    Während ich Nell die Situation erklärte, weidete ich mich an der Vorstellung, wie Bill vielleicht gerade im Finstern saß und trostlos an einem Stück Trockenfleisch nagte. Vielleicht gab es doch so etwas wie eine höhere Gerechtigkeit.
    Nell schien jedoch beruhigt,

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