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Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Mutter …«
    Lucys Hand zitterte ein wenig, und etwas Tee schwappte auf die Tischdecke. »Meine Mutter hat sich auf unserer Farm in Yorkshire zur Ruhe gesetzt«, beendete sie den Satz schnell. »Sie schreibt eine Biografie über Julia Louise.«
    Ich nahm die Tasse, die sie mir reichte, und fragte: »Glauben Sie, dass William sie vielleicht besuchen wird?«
    Lucy stellte die Teekanne hin und sah aus, als ob sie mit sich selbst die Geduld verlöre. »Natürlich tut er das. Warum ist mir das bloß nicht eher eingefallen? Ich weiß auch nicht, was momentan mit mir los ist.«
    Ich wollte ihr gerade sagen, dass es schließlich nicht ihre Aufgabe sei, die Reiseroute meines Schwiegervaters zu verfolgen, als es leise an der Tür klopfte. In der offenen Tür stand Arthur, die Hände in den Hosentaschen und einen verletzten Ausdruck im Gesicht.
    »Lucy«, sagte er heiser. »Tut mir Leid, hier so hereinzuplatzen, aber könntest du vielleicht ein Wort mit Lady Rutherford sprechen?«
    Lucys Augen wurden besorgt. »Ach Arthur, was ist denn nun schon wieder passiert?«
    »Ich habe ihr unser Beileid ausgesprochen«, erwiderte Arthur böse. »Wie konnte ich denn wissen, dass sie diesen Esel von einem Mann gehasst hat?
    Ich dachte, Ehefrauen liebten ihre Männer wenigstens, sobald sie unter der Erde sind.«
    »Das ist auch meist der Fall, Arthur, aber in diesem Falle nicht. Ich dachte, ich hätte es dir gesagt
    …« Lucy seufzte. »Macht nichts, mein Lieber.
    Bleib hier und kümmere dich um unsere Gäste, und ich gehe und glätte Lady Rutherford das Gefieder.«
    Lucy stellte uns kurz ihrem Vetter vor und ging hinaus.
    Arthur blieb dort stehen, wo er gestanden hatte, er sah uns schüchtern an und fuhr sich immer wieder mit der Hand durch das Haar.
    »Arthur …?«, sagte Nell leise. »Möchten Sie sich nicht zu uns setzen? Ich habe etwas ganz Besonderes zum Tee mitgebracht.«
    »Was?«, sagte Arthur. Sein Interesse war geweckt. »Was meinen Sie?«
    Nell nahm Geralds Keksdose aus der Umhängetasche. »Sehen Sie selbst.«

15
    »DIE HABE ICH schrecklich lange nicht mehr gegessen.« Arthur seufzte vor Behagen, als er das letzte Karamellbrownie verputzt hatte. »Der alte Onkel Tom hat sie jeden Sonntag gebacken, ehe er den Herzkasper kriegte. Er fehlt mir. Und die Brownies auch.« Er lehnte sich zurück und klopfte die Krümel aus seinem Bart, wobei sein zierlicher Sessel laut aufstöhnte. »Onkel Tom hätte sicher Spaß daran, Vetter William kennen zu lernen. Ist ein netter Kerl. Hoffe sehr, dass er Verstärkung schickt. Könnten sie gebrauchen.«
    »Verstärkung?«, wiederholte ich und plötzlich dämmerte es mir. »Arthur, hat mein Schwiegervater sich mit Ihnen darüber unterhalten, dass er nach England kommen will?«
    »Was?« Arthur warf mir einen verstohlenen Blick zu, als ob ihm erst jetzt einfiele, wer ich war.
    »Eigentlich nicht. Nein. Wirklich nicht. Kein Wort.« Er hüstelte verlegen. Die Lehnen seines Sessels bogen sich alarmierend, als er sich aufstützte, um aufzustehen. Er ging zum Fenster und sah hinaus. »Hat Lucy aber total zugequasselt. Die Arme, sie tut mir wirklich Leid.«

    »Warum?« Ich machte eine halbe Drehung auf der Couch und sah Arthur an, der zwischen den Fenstern hin und her ging.
    Er zuckte die Schultern. »Das ancien régime hörte hier ganz plötzlich auf, alle gleichzeitig. Tante Anthea ging vorzeitig in den Ruhestand, Tom wurde krank und mein Vater drehte durch. Dann ging Gerald. War nicht leicht für sie. Ich selbst mag die Juristerei – arbeiten, wann es einem Spaß macht, gut essen gehen. Bin aber nicht sehr gut.
    Detaillierte Arbeit liegt mir nicht besonders. Große Enttäuschung für meinen Vater.«
    »Und Lucys Schwestern?«, fragte Nell.
    »Grünschnäbel«, erwiderte Arthur. Er schlenderte hinüber und sah sich Lucys Bücher an. »Beide grade erst aus der Uni raus.«
    »Sie sind doch selbst noch nicht viel älter«, bemerkte Nell.
    »Sicher, aber ich bin ein Mann. Andere Spielregeln. Alte Weiber ziehen einen dummen Mann immer einer klugen jungen Frau vor. Idiotisch, aber wahr.« Er deutete auf das Porträt über dem Kamin.
    »Darum hat Lucy auch so ein Getöse um die alte Julia Louise veranstaltet. Starke Frau, wurde schon zu ihrer Zeit respektiert. Sagt Lucy jedenfalls.«
    Ich leerte meine erste Tasse Tee und schenkte mir eine zweite ein. Ich hatte so viele kleine Sandwiches gegessen, dass es mir peinlich war, aber ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass Lucy sicher denken würde, Arthur

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