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Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Schnäuzchen mit der Nase.
    »Manche Leute würden es kindisch finden.« Ich streifte die Schuhe ab und setzte mich mit ausgestreckten Beinen auf das Bett. Nach dem langen Sitzen im Auto fühlten sie sich leicht geschwollen an.

    »Manche Leute sind ungehobelte Dummköpfe«, sagte Lucy mit ehrlicher Überzeugung. »Er erinnert mich an meinen Onkel Tom. Nicht dass der wie ein Kaninchen aussieht«, fügte sie lachend hinzu.
    »Aber er hat eine Stoffgiraffe, schon seit seiner Kindheit. Sie heißt Geraldine. Im Büro hatte sie ihren Platz auf dem Bücherbord hinter seinem Schreibtisch, und ich sagte Gerald immer …« Lucy kniff Reginald leicht ins Ohr, während das Lachen aus ihren Augen verschwand. »Ich sagte ihm immer, dass er nach einer ausgestopften Giraffe benannt worden sei«, schloss sie leise. Sie sah mit so wehmütigem Lächeln zu mir hinüber, dass ich mich getroffen fühlte. »Du weiß ja, wie Cousins so sein können.«
    »Das weiß ich nicht«, entgegnete ich, »ich hatte nie welche.«
    »Gar keine?«, fragte Lucy ungläubig.
    »Meine Eltern waren beide Einzelkinder«, erzählte ich. »Und ich auch. Und nun, wo meine Eltern tot sind, habe ich gar keine Verwandten mehr.«
    »Doch, hast du«, erklärte Lucy. Sie setzte Reginald wieder auf den Nachttisch, setzte sich auf die Bettkante und nahm meine Hand. »Du hast sogar eine ziemlich große Verwandtschaft. Da sind zunächst Arthur und meine Schwestern und ich, dann meine Mutter und Swann und Onkel Tom und Onkel Williston.« Sie beugte sich etwas näher zu mir.
    »Und wie du weißt, zählt Onkel Williston doppelt.«
    Sie hielt kurz die Luft an, als ob sie nicht glauben konnte, was sie soeben gesagt hatte, dann platzten wir los und kicherten wie zwei Schulmädchen im Schlafsaal. Von dem Augenblick an war Lucy Willis keine Fremde mehr und ich wusste, was immer zwischen Bill und mir geschehen würde, meine englische Familie würde ich nie mehr loslassen.
    »Es ist nicht nett, über meinen armen Onkel Witze zu machen«, sagte Lucy, indem sie sich erschöpft gegen das Kopfteil des Bettes lehnte. »Er hat so viel durchgemacht.« Sie wischte sich mit dem Ärmel eine Lachträne aus dem Augenwinkel, dann fragte sie etwas ernster: »Hat er wirklich gesagt, dass er sich vor Julia Louise fürchtete? Ich frage nur, weil er noch nie zuvor von ihr gesprochen hat. Ich wüsste einfach gern, was das zu bedeuten hat.«
    »Ich glaube, er hat sie nicht direkt namentlich erwähnt«, improvisierte ich. »Er sagte so etwas wie  …« Ich schloss die Augen und versuchte, mich an das Protokoll zu erinnern: »›Ich kann Ihnen nicht alles erzählen, denn wenn Mutter davon hörte, würde sie mich bestrafen.‹«

    »Und hast du irgendeine Ahnung, was er damit gemeint haben könnte?«
    »Ich vermute, es hat mit deinem Vater und Onkel Willistons Frau zu tun.«
    »Douglas und Sybil«, murmelte Lucy kopfschüttelnd. »Manchmal scheint es, als sollten wir nie aufhören, für ihre Sünden zu büßen.«
    »Ich würde sagen, deiner Mutter ist es gelungen.«
    Lucys Lächeln erreichte ihre Augen nicht. »Ja, aber sie hat Swann. Wir haben nicht alle so ein Glück.« Sie stand auf. »Ich darf dich nicht länger von deinem Nickerchen abhalten. Ich kann dir gar nicht sagen, wie ich mich freue, dich so schnell wiederzusehen, Lori. Nach diesen vielen Gesprä chen über die Familiengeschichte bekam ich plötzlich Lust, Mutter zu besuchen, und ich bin froh, dass ich gekommen bin. Es gibt doch nichts Besseres als die saubere, gesunde Luft von Yorkshire, um einen wieder zuversichtlich zu machen.«
    Nachdem sie gegangen war, sah ich nachdenklich auf die Tür, dann nahm ich den Telefonhörer ab und wählte Emmas Nummer.
    »Was gibt’s?«, fragte sie. »Hast du neue Detektivarbeit für mich?«
    »Wir brauchen nur noch ein paar zusätzliche Informationen zu der alten Geschichte«, sagte ich ihr. »Erinnerst du dich an Sybella Markham? Die Frau, deren Name auf der Kaufurkunde des Hauses steht, das der Familie Willis in London gehört?
    Nell scheint zu denken, dass sie eine Waise war und Julia Louise zum Vormund hatte, aber Lucy behauptet, dass Julia Louise nie ein Mündel hatte.«
    »Interessant.« Emma schwieg einen Moment.
    »Haben wir etwa den Verdacht, dass Julia Louise ihr Mündel ebenfalls verbannt hat, genau wie ihren Sohn, um sich dann ganz bequem ihren Besitz unter den Nagel zu reißen?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, erwiderte ich. »Wie zuverlässig sind eigentlich Nells Ahnungen?«
    »Die sind

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