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Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Weiden umgeben, die ohne ein paar grasende Pferde unvollkommen ausgesehen hätten. In einem Feld, das hinter uns auf der anderen Straßenseite lag, waren Heuballen zu einer Pyramide aufgetürmt; vor uns, auf der anderen Seite des Hofes, standen ein Heuwagen und eine hochrädrige Kutsche vor einer soliden Scheune aus grauem Stein.
    Zu unserer Rechten lag ein langes Steingebäude, das mit roten Dachziegeln gedeckt war, es sah aus wie ein Stall und roch auch so. Das weite, hölzerne Tor stand offen und gab den Blick frei auf eine Reihe von Pferdeboxen, auf deren Boden frisches Stroh lag. An den Pfosten hingen säuberlich diverse Eimer und Bürsten, Zaumzeug und Geschirre. Das einzige Lebewesen jedoch war eine zierliche schwarzweiße Katze, die in einem Fleck Sonnenlicht auf dem Stroh saß und sich putzte.
    Dem Stall gegenüber stand ein großes einstöckiges Haus. Es war quadratisch und aus seinem bemoosten Dach ragten vier mächtige Schornsteine.
    Der kleine Windfang hatte eine weiße Tür mit einem Kippfenster darüber. Vor dem Haus lag ein kleiner Ziergarten, eine schlichte Anlage aus liebevoll beschnittenen Hecken und viereckigen Blumenbeeten, zwischen denen ein gepflasterter Weg zur Haustür führte.
    Ich sah keinen Hinweis auf den Mercedes von Willis senior, aber die Möglichkeit, dass er uns wieder entwischt war, regte mich nicht mehr auf.
    Ich würde ihn schon irgendwann einholen, aber ich wusste nicht, wann ich wieder die Gelegenheit haben würde, mit Anthea Willis zu sprechen, deshalb wollte ich die Chance jetzt nutzen. Es interessierte mich, wie sie das Trauma verkraftet hatte, über dem Onkel Williston den Verstand verloren hatte.
    »Hallo!«
    Ich drehte mich um und sah einen Mann an der Tür stehen.
    »Tut mir Leid, Sie warten zu lassen«, rief er.
    »Mein Soufflé war gerade in einem sehr heiklen Stadium, als Sie ankamen.« Der Mann war noch größer als Anthea, mindestens eins fünfundachtzig oder gar mehr. Seinem flachsblonden Haar und dem relativ faltenlosen Gesicht nach zu urteilen war er einige Jahre jünger als sie. Er war lässig gekleidet: ein ausgeblichenes grünes Polohemd, beige Chinos und Halbschuhe. Wenn es für ihn eine Überraschung war, eine schwarze Limousine in seinem Hof vorzufinden, dann zeigte er es nicht.
    »Ich bin Swann«, sagte er, indem er durch den Vorgarten zu uns kam. »Wenn Sie zu Anthea möchten, dann fürchte ich, müssen Sie etwas warten. Sie überwacht eine Lieferung auf dem Nachbarhof und wird vor dem Tee nicht zurück sein.«
    Er sah uns mit höflichem Interesse an. »Sind Sie wegen eines Pferdes gekommen?«
    »Nein«, sagte ich. »Eigentlich, Mr Swann …«
    »Einfach nur Swann«, sagte er.
    »Also Swann. Wie ich schon sagte, wir sind wegen einer ganz anderen Sache gekommen. Wir hatten gehofft …«
    »Sie sind Amerikanerin!« Swann griff sich an den Kopf. »Natürlich. Wie dumm von mir.«
    »Verzeihung?« Ich sah Nell an, weil ich das Gefühl hatte, als habe ich etwas verpasst, aber sie schien ebenfalls verwirrt.
    »Na ja, es ist ja ganz offensichtlich! Sie müssen Lori sein.« Swann wandte sich an Nell. »Und du bist sicherlich Nell Harris. Lucy hat mir gerade von dir erzählt.«
    »Lucy ist hier?«, fragte ich.
    »Sie ist auf einen Tag heraufgekommen, um Anthea und mich zu besuchen«, sagte Swann. »Sie wird sich freuen, Sie zu sehen. Wir wollten uns gerade zum Tee hinsetzen. Bitte, darf ich Sie einladen?«
    »Sind Sie ein weiterer Vetter?«, fragte ich zö gernd.
    Swann warf den Kopf zurück und lachte, wobei man seine prächtigen weißen Zähne sah. »Du lieber Himmel, nein«, sagte er. »Ich bin Antheas Mann.«
    Mein Gehirn machte eine Notbremsung, beschrieb eine Pirouette und ging auf Abstand. »Ich –  ich dachte, Sie seien tot«, sagte ich, wobei ich ein ziemlich dummes Gesicht machte.
    »Das ist der andere«, erklärte Swann freundlich.
    »Ich bin der Mann, den Anthea eigentlich schon immer hätte haben sollen.«

22
    SWANN FÜHRTE UNS in die Küche, wo Lucy Willis sein Spinatsoufflé überwachte, dann ging er wieder nach draußen, um zusammen mit Paul unser Gepäck nach oben zu tragen. Denn wie er uns erklärte, durfte niemand, der die lange Fahrt zur Cobb Farm gemacht hatte, diese verlassen, ohne mindestens ein Mal hier zu übernachten.
    Die Küche war ein warmer, anheimelnder Raum mit einem ziegelroten Fliesenboden und Wänden, die ebenfalls aus unverputzten roten Ziegelsteinen bestanden. In der Mitte stand ein gescheuerter Holztisch, der für zwei

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