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Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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findest du nicht?«, sagte ich zweifelnd.
    »Na ja, aber es geht darum, die Firma und die Familie zu schützen«, sagte Lucy entschlossen.
    »Schließlich kenne ich Gerald. Ich weiß, wie sehr ihm das alles am Herzen liegt. Ich hab’s ja immer gewusst. O GeGerald …« Wieder vergrub sie das Gesicht im Küchenhandtuch.
    Ich merkte, wie meine Augen ebenfalls feucht wurden. Ich wusste, wie es sich anfühlt, wenn der eigene Glaube an einen Menschen plötzlich bestä
    tigt wird – entgegen allen Vorurteilen. »Mensch«, sagte ich verträumt, indem ich das Kinn auf den Ellbogen stützte, »Gerald ist wirklich …«
    »Ja, nicht wahr?«, sagte Lucy schniefend.
    » Was ist er?« Bill stand hinter mir in der Tür, er sah ausgeschlafen, aber misstrauisch aus. Er war sehr verständnisvoll gewesen letzte Nacht, als ich ihm schließlich meine Begegnung mit Gerald gebeichtet hatte, aber es wäre unklug gewesen, mehr zu erwarten.
    »Loyal«, erwiderte ich ohne zu zögern. »Er ist seiner Familie gegenüber so verdammt loyal, dass einem ganz schwindelig davon werden kann. Tee?«
    Lucy hatte sich so weit beruhigt, dass sie für Bill ein ›richtiges Frühstück‹ zubereiten konnte, wie sie es nannte. Spiegeleier, Schinken, Würstchen und Tomaten erschienen auf dem Tisch, und obwohl mir beim Anblick dieser fettigen Sachen etwas flau wurde, biss ich die Zähne zusammen und goss Bill Tee ein. Während er aß, erzählten Lucy und ich ihm, was ich über die Frau erfahren hatte, mit der Gerald regelmäßig im Flamborough zusammenkam.
    »Also trifft er sich mit einer Erpresserin«, sagte Bill. »Ich möchte nur wissen, warum er nach Haslemere gezogen ist?«
    »Wegen der Lebenshaltungskosten«, sagte Lucy sofort. »Er mietet dieses fürchterliche Haus in Haslemere billig von einem Freund.«
    »Wahrscheinlich hat er sein Haus in London verkauft, um sein Konto aufzubessern«, warf ich ein, »damit er die Forderungen der Schlampe befriedigen kann.«
    Bill sah Lucy an. »Hast du eine Ahnung, womit sie ihn erpresst?«

    Lucy lehnte sich gegen die Spüle und verschränkte die Arme. »Ehrlich gesagt, nein. Erst dachte ich, es könnte etwas mit Douglas zu tun haben, aber Lori hat Recht. Das ist zu lange her.
    Vielleicht …« Sie hielt einen Moment inne, als habe sie eine Eingebung. »Ich weiß«, sagte sie und schnippte mit den Fingern. »Ihr müsst Onkel Tom besuchen. Niemand kennt Gerald besser als er. Er weiß bestimmt, was los ist.«
    »Wenn das der Fall ist, Lucy, warum hat er es dir dann nicht schon gesagt?«, fragte Bill.
    Lucy wurde rot. »Ich habe allen den Kopf abgebissen und bin in Tränen ausgebrochen, sobald nur einer Geralds Namen erwähnte«, sagte sie verlegen.
    »Ich glaube, ich hätte gar nicht zugehört, selbst wenn Onkel Tom versucht hätte, mit mir zu reden.«
    »Dann komm mit«, sagte ich und füllte Lucys Tasse auf.
    »Das kann ich nicht«, sagte sie. »Wenn ich Arthur länger als einen Tag allein in der Firma lasse, brauche ich hinterher einen Monat, um das Chaos wieder aufzuräumen. Ich muss einfach heute Nachmittag wieder in London sein.«
    »Aber bestimmt …«, fing Bill an, doch ich unterbrach ihn.
    »Du kennst Arthur nicht«, sagte ich. »Er ist wirklich nicht der Zuverlässigste.«

    Lucy seufzte. »Er ist ein großer ungeschickter Tölpel, wie Mutter ihn nennt, aber er ist ein wirklich lieber Kerl, und ich mag ihn sehr.« Sie horchte nach draußen, denn aus dem Flur kamen Stimmen.
    Leise fügte sie hinzu: »Erwähnt davon aber gegen über Mutter und Swann noch nichts. Ich möchte nicht, dass sie sich große Hoffnungen machen, ehe wir Genaueres wissen.«
    »Wir werden schweigen wie ein Grab«, versprach Bill.
    Anthea, Swann und Nell kamen in die Küche, alle drei in Socken und Reitkleidung und in eine Wolke Eau de cheval gehüllt. Anthea und Swann trugen ihre eigenen Reithosen und Jacken, aber Nell hatte sich ein paar Kleidungsstücke geliehen, die noch aus den Tagen stammten, als die Cousinen zusammen über das Hochmoor geritten waren.
    Sie kam hereinmarschiert, den Kopf hoch, den Rü cken kerzengerade, als sei sie im Sattel groß geworden, aber ihre aufrechte Haltung war dahin, als sie Bill sah.

    »Bill!«, rief sie und warf die Arme um seinen Hals. »Bertie und ich  wussten , dass du kommst.«
    Bill sah mich über ihre Schulter hinweg fragend an, aber ich konnte auch nur die Achseln zucken.
    Nell behielt sich derartig begeisterte Begrüßungen gewöhnlich für ihren Vater vor, und ich konnte mir nicht

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