Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Titel: Tante Dimity und der unheimliche Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
Kopf schüttelte, brach sie ab.
    Ich hatte keine Schwierigkeiten zu verstehen, warum jemand dem Reiz erlegen war, sich auf Schatzsuche zu begeben. James und Wally waren junge Männer, kaum erwachsen.
    Sie waren der Hölle entkommen und geradewegs an einem märchenhaften Ort gelandet, unberührt von feindlichen Bomben. Wie konnten sie da der Verführung einer Schatzsuche widerstehen? Wie konnten sie überhaupt etwas widerstehen, das sie, wenn auch nur für eine kurze Zeit, das Blutbad von Omaha Beach vergessen ließ?
    »Mir erscheint es überhaupt nicht leichtfertig«, sagte ich. »Seid ihr hierher gekommen, um die Suche für sie zu Ende zu bringen?«
    »Das mussten wir nicht«, sagte Wendy, »denn sie waren erfolgreich. Sie waren zwei entschlossene junge Männer mit aller Zeit der Welt, und sie haben die Parure gefunden.«
    Verwirrt sah ich zuerst sie an, dann Jamie. Er leckte sich mit der Zungenspitze über die Lippen, und als er wieder das Wort ergriff, war es, als spräche er zu dem Mann mit dem Schnurrbart und der molligen Frau, die seinen Blick zu erwidern schienen.
    »Ich glaube nicht, dass sie die Juwelen stehlen wollten«, sagte er, »aber als sie die Diamanten erblickten, die wie tausend Sonnen strahlten, haben sie … da konnten sie einfach nicht anders.
    Sicherlich verstehst du, welche Gedanken ihnen durch den Kopf gingen. Lucasta war eine wohlhabende junge Frau, dazu bestimmt, eines Tages einen ebenso wohlhabenden jungen Mann zu heiraten. Nie hätte sie sich Gedanken darüber machen müssen, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen oder eine Hypothek abzubezahlen oder eine wachsende Familie zu ernähren. Ob sie nun die Parure hatte oder nicht, auf ihr Leben hätte das kaum einen Einfluss, aber ihr Leben würden die Juwelen von Grund auf verändern …«

    »Warte«, unterbrach ich ihn, vollkommen verwirrt. »Was sagst du da, Jamie? Willst du mir sagen, dass …«
    Jamies dunkle Augen fixierten meine. »Ich sage, dass Wendy und ich nicht versucht haben, die Parure zu stehlen. Wir möchten sie zurückbringen.«

17
    IN MEINEM KOPF drehte sich alles, als die letzte meiner falschen Mutmaßungen in sich zusammenfiel. Wenn ich Jamie richtig verstanden hatte, so hatte er soeben seinen und Wendys Vater beschuldigt, ein verabscheuungswürdiges Verbrechen an einer jungen Frau begangen zu haben, die die beiden jungen Männer auf das Liebenswürdigste behandelt hatte. Wenn Jamie die Wahrheit sagte, hatte ich mit meiner Theorie unrecht gehabt, ebenso wie Dimity, und – was am wichtigsten war – die Militärbehörden hatten unrecht daran getan, Lucastas Hilferufe zu missachten.
    »Um das noch mal klarzustellen«, sagte ich,  »dann sagst du also, dass der Diebstahl tatsächlich stattfand? Dass James und Wally die Pfauen-Parure gestohlen haben?«
    Jamie nickte einmal. Er schlug das Jubiläumsalbum zu, blieb jedoch weiterhin mit gebeugtem Kopf auf seinem Stuhl sitzen, sodass sein langes Haar das Gesicht wie ein Vorhang einhüllte.
    »Captain James Macrae war mein Vater. Corporal Walter Walker war Wendys Vater. Captain Macrae und Corporal Walker stahlen die Parure, teilten sie untereinander und schmuggelten sie aus England heraus, als sie in die Staaten verschifft wurden.«
    Einen schmerzenden Moment lang galt mein einziger Gedanke Lucasta, die den Männern hinterherschimpfte, welche sie betrogen hatten, die nach Gerechtigkeit schrie und sie nicht bekam.
    »James und Wally logen, als sie von ihren vorgesetzten Offizieren befragt wurden.« Jamies Stimme war kaum hörbar. »Und sie belogen die Männer, mit denen sie gemeinsam gedient hatten. Als andere des Diebstahls beschuldigt wurden, schwiegen sie. Sie hatten eine unschuldige junge Frau zutiefst verletzt, die bereits aufs Schrecklichste verletzt worden war. Ich glaube, dass ihre Tat sie in den Wahnsinn trieb.« In einer müden Geste rieb er sich über den Nasenrücken.
    »Ich wünschte, dass du recht gehabt hättest, Lori. Ich wünschte, ich wäre der gerissene Verbrecher in dieser Geschichte, aber ich bin es nicht.
    Ich versuche nur, das Vergehen meines Vaters zu sühnen.«
    »Und die meines Vaters«, sage Wendy bitter.
    Sie zog die Beine an und schlang die Arme um die Knie. »Wir wollen nicht vergessen, dass Wally ebenso an dem Verbrechen beteiligt war. Er hätte das Geheimnis mit ins Grab genommen, hätte Jamies Vater ihn nicht durch einen Schock zum Reden gezwungen.«
    Ich konnte die verschiedenen Emotionen aus ihrer Stimme heraushören, die tiefe Liebe und die

Weitere Kostenlose Bücher