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Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Titel: Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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nicht hat. Er weiß nicht mal, dass sie tot ist.«
    Vielleicht ist er ja auch schon tot .
    »Das bezweifle ich. Sie hat ihn als ihren nächsten Angehörigen genannt. Wenn er tot wäre, hätte sie seinen Namen bestimmt nicht eingetragen.«
    Vielleicht waren sie einander fremd geworden .
    »Dann hätte sich jemand anderes um sie Sorgen gemacht«, beharrte ich. »Eine Freundin oder eine Nachbarin … Sie lag zwei Wochen lang im Krankenhaus, Dimity, und ich war ihre einzige Besucherin. Es bricht mir das Herz, wenn ich daran denke, wie allein sie war.«
    Aber sie war ja nicht allein . Du warst bei ihr . Es muss für sie ein großer Trost gewesen sein zu wissen , dass du um sie trauern würdest .
    »Ein feiner Trost.« Ich verzog den Mund zu einem freudlosen Grinsen. »Der einzige Mensch, der um sie trauert, bin ich, eine völlig Fremde.«

    Dein Kummer zeigt mir deutlich , dass du keine Fremde mehr warst , Lori . Du warst Miss Beachams Freundin .
    »Stimmt, das war ich.« Ich schluckte schwer.
    »Und sie wird mir schrecklich fehlen.« Es klingelte, und ich sah von dem blauen Notizbuch auf. »Ich mache jetzt besser Schluss, Dimity. Wenn Annelise zur Tür geht, sieht sie den Rover und fragt sich, wo ich stecke.«
    Nur noch ein paar Anregungen , bevor du gehst , meine Liebe : Gönn dir unbedingt ein bisschen Selbstmitleid . Du hast guten Grund dazu . Du hast jemanden verloren , der dir viel bedeutete . Aber hob kein Mitleid mit Miss Beacham . Sie wusste , dass sie dem Tod nahe war , und hatte Zeit , sich darauf vorzubereiten . Auch wenn es dir schwerfällt , das zu verstehen , musst du mir einfach glauben , wenn ich dir sage , dass der Tod nicht das Schlimmste ist , was einen Menschen treffen kann .
    Ich spreche aus eigener Erfahrung .
    Ich beobachtete, wie die eleganten, mit königsblauer Tinte geschriebenen Zeilen langsam verloschen, dann stellte ich das Notizbuch an seinen Platz auf dem Regal zurück, wischte mir mit dem Ärmel die Augen und trottete mit schweren Schritten über den Flur zur Haustür.
    Annelise stand auf der obersten Stufe und plauderte freundschaftlich mit Terry Edmonds, dem uniformierten Kurier, der Bills Kanzlei in Finch regelmäßig juristische Schriftstücke zustellte.
    Annelise zog eine Augenbraue hoch, als sie mich bemerkte, sagte aber nichts.
    Terry tippte sich an die Mütze. »Expresspost für dich, Lori«, sagte er und reichte mir ein Klemmbrett mitsamt einem Kugelschreiber. »Du brauchst nur noch zu unterschreiben, dann gehört es dir.«
    »Mir?«, fragte ich, während ich meinen Namen hinkritzelte. »Nicht Bill?«
    »Schau selbst.« Terry nahm das Klemmbrett zurück und händigte mir ein schmales Päckchen aus.
    Einen Moment später hatte er sich bereits wieder abgewandt und sprang zu seinem Lieferwagen.
    »Grüße Bill und die Zwillinge von mir!«, rief er mir noch über die Schulter hinweg zu.
    »Mach ich, Terry!« Ich winkte dem davonbrausenden Wagen nach, dann drehte ich mich zu der verdächtig stillen Küche um. »Wo sind Rob und Will? Sie versuchen doch nicht wieder, ihr Mittagessen selbst zu kochen?«
    Annelise verdrehte die Augen. »Nach dem Mordsspaß, den sie mit den Marmeladebrötchen hatten? Nicht sehr wahrscheinlich. Sie spielen im Wintergarten mit der Modelleisenbahn, solange die Suppe köchelt.« Sie verstummte und sah zu, wie ich die Sendung, einen festen Umschlag, aufriss.
    Dann sagte sie leise: »Schwester Willoughby hat heute früh angerufen. Sie hat mir das mit deiner Freundin im Radcliffe erzählt. Soll ich dir die Jungs noch eine Weile vom Leib halten?«
    Ihr Angebot war wirklich rücksichtsvoll, doch ich reagierte nicht. Meine ganze Aufmerksamkeit galt einem weißen Kuvert, das ich aus dem festen äußeren Umschlag gezogen hatte.
    »Lori?«, fragte Annelise. »Was ist das?« »Ein Brief«, antwortete ich benommen. »Ein Brief von Miss Beacham.«

3
    ES WAR NICHT der erste Brief, den ich von einer Toten erhalten hatte – meine Mutter hatte mir ebenfalls einen hinterlassen, der erst nach ihrer Beisetzung geöffnet werden durfte –, aber ich hoffte von ganzem Herzen, dass das der letzte war.
    Das Zusammenleben mit zwei Fünfjährigen verschaffte mir ein vollkommen ausreichendes Maß an Panik und Schrecken. Mehr brauchte ich wirklich nicht.
    »Miss Beacham?«, rief Annelise. »Ist das nicht
    …?«
    »Das ist die Frau, die heute Morgen gestorben ist«, bestätigte ich.
    »Himmel«, seufzte Annelise. »Post aus dem Jenseits …« Sie legte mir eine Hand auf den Arm. »Du

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