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Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Titel: Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Beacham

    Unten auf der letzten Seite hatte Miss Beacham ihre Adresse und die ihres Anwalts notiert.
    Ich ließ die Blätter sinken. Es dauerte eine Weile, bis ich mich gefasst hatte. Als ich wieder klar sehen konnte, wanderte mein Blick von Miss Beachams verblüffenden Zeilen zu den Schlüsseln. Schließlich griff ich nach der Parkgenehmigung und starrte sie ungläubig lächelnd an.
    Es erschien mir unbegreiflich, dass eine Frau sich noch auf dem Totenlager um solch banale Details kümmerte, doch ich war froh und dankbar, dass Miss Beacham es getan hatte. Oxford war nicht gerade berühmt für reichliche Parkgelegenheiten in seinen Straßen. Diese Genehmigung würde sehr nützlich sein.
    Ich hatte die feste Absicht, Miss Beachams letzten Willen zu erfüllen, auch wenn ich damit rechnete, dass mir die Aufgabe wenig Freude bereiten würde. Mehr denn je wünschte ich mir, mehr über meine verstorbene Freundin zu erfahren, und doch ließ mich die Vorstellung, dass ich in ihr persönliches Reich eindringen sollte, zurückschrecken. Mir fiel wieder das billige Kopftuch ein, das ihr das Krankenhaus zur Verfügung gestellt hatte, damit sie die kahlen Stellen verdecken konnte, und wie wenig eigene Besitztümer sie bei sich gehabt hatte.
    Ich starrte auf den Brief hinab, und als ich zum zweiten Mal die Worte da ich selbst nie ein Auto besessen habe las, spürte ich jäh einen Stich im Herzen.
    Miss Beacham hatte als ehemalige Anwaltssekretärin von ihrer Rente gelebt. Sie hatte ein Übermaß an persönlicher Würde bewiesen, andererseits bezweifelte ich, dass sie viel besessen hatte, was weltliche Güter betraf. Ihre Wohnung lag sicher in einem der billigeren Oxforder Mietshäuser, und die Einrichtung war dementsprechend spärlich. Die Versteigerung hatte sie wahrscheinlich deswegen organisiert, um so die Extrakosten für das Privatzimmer im Krankenhaus begleichen zu können. Ich würde einen herzzerreißenden Gang antreten müssen, wenn ich den mageren Nachlass einer Frau sichtete, die so viel Reichtum in mein Leben gebracht hatte. Dennoch war ich dazu bereit, allein schon, weil es das Einzige war, was ich für sie tun konnte.
    Etwas aufzuheitern vermochte mich die Aussicht darauf, bei einem Besuch von Miss Beachams Wohnung vielleicht ein paar Anhaltspunkte zur Identität des rätselhaften Hamish zu entdecken, der ihr so viel bedeutet hatte. Ja, vielleicht gab es dort sogar Hinweise auf den Verbleib ihres Bruders.
    Und wenn ich dahingehend fündig wurde, nahm ich mir erbost vor, würde ich ihn wie den Lump, der er war, stellen und ihm mit unmissverständlichen Worten unter die Nase reiben, was ich von Leuten hielt, die ihre Schwester in die Grube fahren ließen, ohne ihr …
    Das Schrillen des Telefons riss mich aus meinen überhitzten Gedanken. Ich nahm ab und hörte die vertraute Stimme von Julian Bright, dem Priester, der das Obdachlosenasyl der St. Benedict’s Church führte. Erfreut erwiderte ich seinen Gruß und lehnte mich auf meinem Stuhl zurück.
    »Ich weiß schon, warum Sie anrufen«, sagte ich.

    »Schwester Lucinda hat Ihnen aufgetragen, bei mir nach dem Rechten zu sehen, richtig?«
    »Schwester Willoughby hat mir gesagt, dass Sie mit niemandem sprechen möchten«, informierte mich Julian. »Aber ich musste einfach anrufen.
    Heute ist nämlich etwas ganz Verrücktes passiert.
    Es grenzt schier an ein Wunder. Sie werden es mir gar nicht glauben, wenn ich es erzähle.«
    »Momentan glaube ich fast alles«, erwiderte ich mit einem Blick auf den Parkschein. »Schießen Sie los.«
    »Vor noch nicht mal einer Viertelstunde hat ein Kurier geklingelt«, erklärte Julian aufgeregt. »Er brachte einen Brief eines gewissen Mr Moss, dem Anwalt jener Patientin, die Sie im Radcliffe besucht haben und die heute früh gestorben ist.«
    Ich setzte mich kerzengerade auf. »Miss Beachams Anwalt hat Ihnen geschrieben?«
    »Richtig. Und laut Mr Moss hat Miss Beacham der St. Benedict’s Church zwanzigtausend Pfund hinterlassen. Zwanzigtausend Pfund !«
    Mein Kinn klappte nach unten. »Sie machen Witze.«
    »Würde ich über eine Spende an St. Benedict’s Witze reißen?« Julian hielt inne, um Luft zu holen.
    »Es wird einige Zeit dauern, bis das Testament amtlich beglaubigt ist, aber Mr Moss hat mir zu verstehen gegeben, dass die Höhe der Hinterlassenschaft sich deswegen nicht ändert. Lori! Ist Ihnen klar, wie viele hungrige Münder wir mit zwanzigtausend Pfund füttern können? Was haben Sie Miss Beacham bloß über uns

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