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Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Titel: Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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dass es Ihnen besser geht«, lächelte ich und wandte mich an Julian, der sich auf seinem Drehstuhl hinter dem Schreibtisch niedergelassen hatte. »Sie haben mich hergebeten. Worum geht’s denn?«
    Julian blickte Big Al an. »Al, möchten Sie Lori selbst erzählen, was Sie mir vorhin berichtet haben?«
    »Sicher, Father.« Al räusperte sich. »Blinker hat mir von seinem Gespräch mit Ihnen erzählt, und da ist mir eingefallen, dass ich den Typen, den Sie suchen, schon mal gesehen habe.«
    Aufgeregt beugte ich mich vor. »Kenneth Beacham?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass er es war«, sagte Big Al. »Ich hab damals im Woolery’s Café gearbeitet, fegen und so, und damals ist ein Typ mit dem Namen Kenny regelmäßig mit seiner Schwester zum Mittagessen gekommen. So nannte sie ihn: Kenny. Und er nannte sie Lizzy. Todschick angezogen war er, mit einer edlen Lederaktentasche unterm Arm.«
    Ich nickte eifrig. »Das ist er.«
    »Die Sache ist die, dass ich ihn nicht bloß im Woolery’s gesehen habe«, fuhr Big Al fort. »Ich war auch bei ihm zu Hause.«
    Ich schnappte nach Luft.»Sie waren in Kenneth Beachams Haus?«
    »Ja. Seine Frau hat eine Wohltätigkeitsparty in ihrem Garten veranstaltet. Der Mann, der für Essen und Trinken sorgte, war ein Freund von Mr Woolery. Er hatte mich gefragt, ob ich mir danach mit Aufräumen ein paar Pfund dazuverdienen will, also bin ich hingegangen.«
    »Wann waren Sie dort?«, setzte ich nach. »Wie lange ist das her?«
    »Vielleicht fünf, sechs Jahre. Der Grund, warum ich mich daran erinnere, ist, dass ich noch nie in so einem Haus war. Riesengroß, alle modernen Schikanen und ein irrsinnig toller Garten. Hat mich mächtig beeindruckt.«
    »Erinnern Sie sich noch an die Adresse?«
    »Die Hausnummer weiß ich nicht mehr, aber es war in der Crestmore Crescent, eine von diesen protzigen neuen Villensiedlungen im Norden drau ßen. Aber wenn ich es sehe, erkenne ich es bestimmt wieder. Zwei Steinlöwen standen davor und bewachten die Auffahrt.«
    »Big Al«, sagte ich feierlich, »ich könnte Sie küssen.«
    Er grinste. »Nicht nötig, Ms Lori. Aber wenn Sie uns vielleicht ein paar Pfund leihen könnten
    …«
    Mit erhobener Hand erstickte ich Father Julians Protest bereits im Ansatz und drückte Big Al einen Fünfpfundschein in die ausgestreckte Hand. Er steckte das Geld ein und verschwand, sorgfältig darauf bedacht, Julians vorwurfsvollem Blick auszuweichen.
    »Ich weiß schon, Julian«, sagte ich beschwichtigend, »die Tugend sollte keiner Belohnung bedürfen, aber nichts kann Dank beredter ausdrücken als ein bisschen Geld auf die Hand. Außerdem: Wie betrunken kann man von ein paar Pfund schon werden?«
    »Besinnungslos besoffen«, knurrte Julian. »Aber weil er seine monatliche Sauftour gerade erst hinter sich hat, wird er Ihre wohltätige Gabe wohl für etwas anderes als Schnaps verwenden. Ich darf also annehmen, dass seine Information von Nutzen ist?«

    »Das ist noch milde ausgedrückt. Ihr Netzwerk von Spionen hat sich als mein größter Trumpf erwiesen. Ohne Big Al wäre ich dazu verdammt gewesen, unzählige Stunden im Zeitungsarchiv der Bibliothek zu brüten. So aber kann ich am Montag der Crestmore Crescent einen Besuch abstatten und mit Kenneth Beachams früheren Nachbarn plaudern.«
    »Es freut mich, wenn wir Miss Beacham helfen konnten«, lächelte Julian.
    »Sie haben wertvolle Hilfe geleistet«, versicherte ich ihm und fuhr beschwingt nach Hause.

    Kurz vor ihrem Untergang schaffte es die Sonne, sich von den Wolken loszureißen, und um neun Uhr prangten die Sterne in voller Pracht am Nachthimmel.
    Die Jungs schliefen bereits, Annelise hatte sich in ihr Zimmer zurückgezogen, und Bill las im Wohnzimmer. Ich war auf den Rasen hinter dem Haus hinausgeschlendert, um frische Luft zu schnappen und die Sterne zu bewundern. Ihr kristallenes Leuchten, das beruhigende Plätschern des Bachs am Rand der Wiese und das entfernte Blöken der Schafe auf den Weiden der Nachbarn stellten drei weitere Argumente für mich dar, nie wieder in eine Stadt zu ziehen.

    Gleich nach der Ankunft im Cottage hatte ich Gabriel angerufen, um ihm die gute Nachricht über Kenneths frühere Adresse mitzuteilen. Wir hatten vereinbart, uns am Montagvormittag zu treffen und zusammen in die Crestmore Crescent zu fahren.
    Ohne Big Al Laytons und Blinkers Hinweise wä ren wir an diesem Tag leer ausgegangen. Bill hatte seine Recherchen hinsichtlich Miss Beachams Kanzlei nicht fortsetzen können, weil er

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