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Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Titel: Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Ihnen ein Taxi«, bot Gabriel Joanna an und stolperte ihr voraus zur Tür.

    »Ich hätte das nicht annehmen dürfen«, gestand mir Joanna, sobald er außer Hörweite war. »Mein Budget erlaubt mir keine Fahrten mit dem Taxi.«
    »Lassen Sie Gabriel zahlen«, riet ich ihr. »Er fühlt sich heute so heldenhaft.«
    »Ich finde ihn wirklich sehr nett«, meinte Joanna mit einem Blick über die Schulter.
    »Wenn er daran denkt, für mich auch ein Taxi zu rufen, stimme ich Ihnen zu. Ich bin es nicht gewöhnt, auf harten Bürgersteigen zu laufen. Meine Füße bringen mich noch um.«
    Joanna wandte sich wieder mir zu. »Leben Sie auf dem Land?«
    Ich nickte zerstreut. Für einen Moment lenkte mich eine brillante Idee ab, die in meinen Gedanken immer deutlicher Gestalt annahm. Gemäß Dimitys Anweisungen hatte ich Augen und Ohren offen gehalten. Jetzt schien die Zeit reif für einen kleinen Stups in die richtige Richtung.
    »Haben Sie morgen zufällig Zeit?«, fragte ich.
    »Meine Nachbarin eröffnet nämlich eine Reitschule. Es wird eine Party geben, und jeder, der kommen will, ist eingeladen. Warum kommen Sie mit Chloe nicht einfach raus? Jede Wette, dass ein Tag auf dem Land Ihnen Spaß machen wird.«
    Joanna zögerte. »Ich weiß nicht …«
    »Sie brauchen sich auch nicht in Schale zu werfen. Es ist keine förmliche Angelegenheit, sondern nur ein lockeres Beisammensein von Freunden.
    Meine Zwillinge kommen auch mit. Chloe wird also Spielgefährten haben – in doppelter Ausführung sogar. Und es wird natürlich Pferde geben.«
    »Ach Gott, ich glaube, ich werde langsam schwach«, seufzte Joanna. »Chloe ist im Moment ganz verrückt nach Pferden. Sie bettelt die ganze Zeit, dass ich mit ihr zum Reiten gehen soll, aber das übersteigt meine Möglichkeiten.«
    »Für Kinder unter sechs ist das Reiten auf den Ponys kostenlos«, versprach ich hastig.
    Eine halbe Sekunde leistete Joanna noch Widerstand, dann gab sie sich geschlagen. »O ja, danke, wir kommen gern.«
    »Wunderbar. Je mehr, desto lustiger.« Ich zerrte einen Papierfetzen aus meiner Umhängetasche und kritzelte eine Wegbeschreibung zum Anscombe Manor darauf.
    Während Joanna den Zettel in ihrer Handtasche verstaute, fragte sie in beiläufigem Ton: »Kommt Gabriel auch?«
    »Ganz bestimmt«, versprach ich und fügte für mich hinzu: Sobald ich ihm sage , dass du hinfährst .

13
    AUF DIE IDEE, auch uns für den Rückweg in die St. Cuthbert Lane ein Taxi zu rufen, kam Gabriel erst, nachdem er Joannas Fahrer bezahlt und ihr ausgiebig zum Abschied gewinkt hatte. Doch das verzieh ich ihm. Er hatte schließlich an Wichtigeres zu denken. Dazu gehörte unter anderem der Zustand, in dem seine Wohnung war. Das schien ihn ziemlich zu belasten.
    »Meine Wohnung ist nicht so wie die von Miss Beacham«, warnte er mich.
    »Nicht viele Wohnungen sind wie die von Miss Beacham«, entgegnete ich.
    »Bestimmt nicht.« Er sah mir eindringlich ins Gesicht. »Aber was ich dir zu sagen versuche: Sie ist nicht ansatzweise wie die von Miss Beacham.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich habe Zwillinge im Haus, die mein Wohnzimmer jeden zweiten Tag mit Dinosauriern vollstopfen. Wie schlimm kann es da bei dir schon aussehen?«
    Er schnitt eine Grimasse und sagte nichts mehr, bis wir vor seiner Wohnungstür standen und er mir erneut zu erklären anfing, dass er nicht oft Besuch bekam und dass er, wenn er heute welchen erwartet hätte, ganz bestimmt …
    »Wofür hältst du mich?«, unterbrach ich ihn entnervt. »Für die Wohnungspolizei? Sperr einfach die Tür auf und bring’s hinter dich. Ich verspreche dir, dass ich nicht vor Entsetzen umfalle, egal was ich sehe.«
    Er straffte die Schultern und steckte endlich den Schlüssel ins Schloss. »Sag aber nicht, dass ich dich nicht gewarnt hätte.«
    Wie sich herausstellte, herrschte in seiner Wohnung überhaupt kein Durcheinander. Vielmehr bot sie ein Bild des Jammers. Das Wohnzimmer glich von Größe und Schnitt her dem von Miss Beacham, doch die wenigen Möbel, die darin standen, waren billig, modern und ärmlich – ein mit rissigem grünem Kunstleder bezogener Sessel, ein Bücherregal, dessen Holzfaserbretter sich unter dem Gewicht aller möglichen Nachschlagewerke über Kunst durchbogen, eine wacklige Stehlampe und gegenüber dem riesigen Fenster ein Arbeitstisch, dem auf einer Seite ein Stapel Telefonbücher als Bein diente.
    »So schlimm ist es hier doch gar nicht!«, rief ich mit aufgesetzter Fröhlichkeit. »Kein Saurier weit und

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