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Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Titel: Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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seine früheren Nachbarn ein paar Lücken füllen«, meinte ich. »Gabriel und ich nehmen sie uns am Montag vor.«
    Apropos Gabriel … Wie geht es diesem bedauernswerten Mann? Ist er immer noch so einsam?
    »Vorläufig.« Ich legte die Stirn nachdenklich in Falten. »Aber ich brauche nur noch den Ehering von Joannas Finger abzustreifen und Gabriel neue Möbel zu besorgen, dann sind die beiden die längste Zeit einsam gewesen.«
    Ehering? Neue Möbel? Ich werde aus deinen Andeutungen nicht schlau , Lori . Bei deiner Zusammenfassung der gestrigen Ereignisse hast du offenbar einige wesentliche Details ausgelassen .
    »Sagen wir es einfach mal so: Bei Gabriel und Joanna hat es gefunkt. Joannas Mann ist vor fünf Jahren gestorben, und sie trägt immer noch den Ehering. Und Gabriel ist seit einem Jahr geschieden, hat es aber bisher nicht geschafft, die Möbel, die seine schreckliche Ex mitgenommen hat, durch neue zu ersetzen. Wenn er Joanna zu sich einlädt, muss er ihr schon eine bessere Sitzgelegenheit anbieten als einen hässlichen grünen Kunstledersessel.
    Und wenn sie seine Einladung annimmt, muss sie vorher diesen Ehering loswerden.«
    Für jemanden , der sich dagegen verwahrt , Kupplerdienste zu leisten , schlägst du dich außerordentlich gut .
    »Lach nur über mich!«, rief ich naserümpfend.
    »Ich mag mich ja mehr und mehr zu einer Wichtigtuerin nach allen Regeln der Fincher Kunst entwickeln, aber das tue ich doch nur zu ihrem Besten!
    Beide stecken in ihrer schmerzhaften Vergangenheit fest, Dimity. Da betrachte ich es fast schon als meine Pflicht, sie da heraus und in eine viel glücklichere Gegenwart zu ziehen. Und ich muss schnell handeln. Gabriel ist sogar noch unglücklicher, als ich dachte.«
    Inwiefern?
    »Er ist unzufrieden mit sich und seinem Beruf.
    Er hat mir gesagt, dass er sein Geld mit gemalten Lügen verdient. Wie er das sieht, würde ein echter Künstler seine Gaben nicht damit verschwenden, schmeichelhafte Porträts von Honoratioren zu malen.«
    Ist er begabt?
    »Unbedingt. Ich habe seine Arbeiten gesehen.
    Sie sind verblüffend. Außerdem würde er seine Sachen nicht so runtermachen, wenn er wirklich bloß ein Schmierfink wäre.«
    Vielleicht sollte sich Gabriel anregendere Motive suchen .
    »Er hat schon eines gefunden.« Ich grinste. »Er lechzt nur so nach einer Chance, Joannas Gesicht auf Leinwand zu bannen. Der arme Kerl hat ihr Profil heute Nachmittag in Lasagne nachgebildet.«
    Originell , aber so was lockt zwangsläufig Fliegen an .
    »Mach dir keine Sorgen, ich hab mich schon dahintergeklemmt. Sie kommen beide morgen zu Emmas Party, und Gabriel bringt seinen Skizzenblock mit. Er glaubt, dass er Pferde zeichnen wird, aber ich werde ihn dazu ermutigen, sich auf eine ganz bestimmte Stute zu konzentrieren.«
    Das klingt nicht so , als ob er viel Ermutigung brauchte . Darf ich dir einen Rat anbieten , meine Liebe?
    »Ich bin ganz Ohr.«
    Lass Gabriels Wohnung vorerst so , wie sie ist .
    Wenn alles nach Plan geht , hat er bald jemand anderen , der ihm bei der Renovierung hilft .

14
    ICH DACHTE SCHON, ich müsste die Zwillinge ans Bett fesseln, damit sie am nächsten Tag nicht schon in der Morgendämmerung zum Anscombe Manor davonjagten, doch einmal mehr bewies Annelise Klugheit und ihren unermesslichen Wert, indem sie sie im Wintergarten ein Banner für Emma Harris und Kit Smith bemalen ließ, mit dem sie ihnen zur Eröffnung des Anscombe Riding Centre gratulieren sollten. Für diesen Zweck wurden viele Eimer Farbe und drei übergroße Bettlaken geopfert, doch das war ein geringer Preis dafür, dass die Jungs bis zehn Uhr, dem vorgesehenen Beginn der für den ganzen Tag geplanten Einweihungsfeier, glücklich vor sich hin werkelten und alles andere um sich herum vergaßen.
    Welche Opfer auch immer Emma gebracht hatte, um die Wettergötter gnädig zu stimmen, sie waren huldvoll angenommen worden: Es war ein herrlicher Tag. Der Himmel, der in der Nacht aufgeklart war, blieb blau, die Temperatur war kühl, aber angenehm, und der sanfte Südwind würde dafür sorgen, dass sich in der Luft über Anscombe Manor nicht allzu viel Pferdegeruch halten konnte.
    Da die englischen Wettergötter für ihren Wankelmut berüchtigt waren, warfen wir alle, Bill, Annelise, Rob, Will und ich, trotzdem unsere Regenjacken und Gummistiefel in den Kofferraum des Rover, ehe wir zum Anscombe Manor mit seiner gewundenen, von Azaleen gesäumten Auffahrt aufbrachen.
    Die herrliche Umgebung des Herrenhauses hatte Emma

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