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Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Titel: Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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lenkte und in Richtung Oxford abbog.

17
    NACHDEM WIR UNS unterwegs in einem am Fluss gelegenen Pub mit einem Ploughman’s Lunch
    – Käsebrot und Salat – gestärkt hatten, kehrten wir in die St. Cuthbert Lane 42 zurück. Kurz gingen wir in Gabriels Wohnung, um Stanley zu holen, dann fuhren wir mit dem Aufzug nach oben. Miss Beachams Wohnung roch etwas muffig, sodass ich gleich die Balkontür aufriss, sobald ich die Jacke im Bad aufgehängt und meine Tasche auf dem Zylinderpult abgelegt hatte. Der heftige Wind sorgte schnell für frische Luft.
    »Ich verstehe nicht, warum du unbedingt Stanley mit nach oben nehmen wolltest«, brummte Gabriel, während der schwarze Kater über den Gang zur Küche raste. »Hier gibt es doch kein Futter mehr für ihn.«
    Ich maß ihn mit einem strengen Blick. »Im Leben einer Katze gibt es mehr als nur Fressen.«
    »Aber nicht sehr viel mehr.«
    »Es ist nicht gut für sie, wenn sie so lange allein sind«, erklärte ich und schloss die Balkontür wieder. »Katzen fühlen sich dann einsam, weißt du.

    Sie brauchen Gesellschaft. Außerdem hat Stanley schöne Erinnerungen an diese Wohnung.«
    »Die meisten davon wohl eher an gutes Futter.«
    Ich beschloss, darauf nicht mehr einzugehen.
    Stattdessen öffnete ich den Mahagonischrank in der Ecke, in dem ich zwei Schreibblöcke und Bleistifte fand. »In Mrs Pollards Geplapper waren ja auch viele brauchbare Informationen verborgen.
    Wir beide schreiben jetzt jeder für sich auf, was wir davon in Erinnerung haben, und vergleichen dann unsere Ergebnisse.«
    Kaum hatten wir uns an den Spieletisch gesetzt und mit der Aufstellung unserer Listen begonnen, suchte sich Stanley ausgerechnet diesen Platz aus, um herumzutollen und uns die Arbeit zu erschweren, indem er mit einer Vielzahl versteckter Hinweise unsere Aufmerksamkeit forderte. So sprang er auf den Tisch, marschierte zwischen unseren Blocks hin und her, ließ sich zwischendurch darauf nieder, stieß Gabriel und mir abwechselnd den Kopf zärtlich gegen Kinn und Wangen und schlug verspielt mit den Pfoten nach den Bleistiften. Ich war schon drauf und dran, ihn auf den Balkon zu verbannen, doch dann brachte er unvermittelt mein Herz zum Schmelzen, als er auf meinen Schoß kletterte und darauf einschlief.

    »Wenn du nicht so süß wärst, wärst du längst tot«, flüsterte ich und streichelte ihm den Rücken.
    »Aha!«, grinste Gabriel. »Du verstehst was von Katzen.«
    Schweigend schrieben wir noch ein paar Minuten weiter, bis Gabriel seinen Stift beiseitelegte.
    »Fertig«, verkündete er.
    »Ich auch. Dann lass uns mal sehen, was wir haben.« Ich legte seinen Block neben meinen und begann vorzulesen. »In London arbeitet Kenneth Beacham für eine namentlich nicht genannte Investmentgesellschaft, die einem gewissen Walter James Fletcher gehört. Dabei lernt er Mr Fletchers Tochter Dorothy kennen, wirbt um sie und heiratet sie. Ein Jahr später bekommt sie ein Kind, das nach ihrem Vater Walter James genannt wird. Kurz darauf wird er befördert und – was für eine Überraschung – mit der Leitung der Zweigstelle in den Midlands betraut.«
    Gabriel spann den Faden weiter. »Kenneth und Dorothy ziehen von London in ein Haus in der Crestmore Crescent in Willow Hills, eine Enklave für gut Betuchte zehn Meilen nördlich von Oxford.
    Kenneth verdient gut genug, um sich Anzüge aus der Savile Row leisten zu können, und Dorothy entwickelt sich zu einem wahren Vorbild sowohl in karitativen als auch in gesellschaftlichen Kreisen.«

    »Während sie gleichzeitig ihren Sohn vernachlässigen«, warf ich ein.
    Gabriel sah von unseren Notizen auf. »Ich kann deiner Argumentation nicht ganz folgen.«
    »In meinen Augen ist das vollkommen logisch«, verteidigte ich mich. »Sie haben James auf ein Internat geschickt – in diesem lächerlichen Land können Kinder schon mit acht in Eliteschulen gehen – und ihn dort gelassen, bis er alt genug war, um auf die High School zu wechseln, und das war bestimmt auch ein exklusives Internat. Von seinem neunten Lebensjahr an wurde er von seinen Eltern mehr oder weniger allein gelassen. Zum Beweis führe ich Mrs Pollard an.« Ich senkte den Blick auf meine Aufzeichnungen. »Sie hat gesagt, dass er gelegentlich zu ein paar Weihnachtsfesten heimgekommen ist.
    Wenn das nicht Vernachlässigung ist, was dann?«
    »Bei Angehörigen einer so hohen Schicht ist das ein völlig normales Verhalten«, entgegnete Gabriel.
    »Mrs Pollard hat schließlich auch gesagt, dass Dorothy

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