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Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Titel: Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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geistesabwesend. »Ich muss was überprüfen.«
    Damit ließ ich ihn in der Küche sitzen und lief ins Wohnzimmer, wo ich in meiner Umhängetasche wühlte, bis ich endlich den Brief fand, den Miss Beacham mir einen Tag vor ihrem Tod geschrieben hatte. Ich las ihn zweimal, dann griff ich nach dem Handy und rief Bill an.
    »Hey, Mr Rechtsanwalt!«, rief ich, sobald er abnahm, »ich brauche unbedingt deinen Rat …«

    Zwanzig Minuten später kehrte ich mit Miss Beachams Brief in der Hand zu Gabriel zurück.
    Stanley hatte sich mittlerweile auf die Chaiselongue im Schlafzimmer zurückgezogen. Gabriel hatte frischen Tee gekocht und schenkte mir ein. Ich griff nach meiner Tasse und hob sie empor.
    »Ich möchte einen Toast aussprechen«, erklärte ich. »Auf Miss Beacham. Möge sie uns für alle Zeiten in Erinnerung bleiben.«
    Gabriel stieß mit seiner Tasse an. »Du wirkst erstaunlich fröhlich. Darf ich fragen, was du im Wohnzimmer gemacht hast?«
    »Ach, nicht viel.« Ich wippte ausgelassen auf meinen Zehen. »Nur deine Wohnung eingerichtet, das ist alles.«
    »Wie bitte?«

    Ich wedelte kichernd mit Miss Beachams Brief vor seiner Nase herum. »Ich darf alles nehmen, Gabriel! So steht es wortwörtlich in Miss Beachams Handschrift auf diesem Dokument. Darin gestattet sie mir ausdrücklich, jedes ihrer Möbelstücke, das mir gefällt , an mich zu nehmen .«
    »Ich habe ja Zweifel, dass Mr Moss …«
    Ich unterbrach Gabriel. »Mr Moss kann mich nicht aufhalten.« Erneut zitierte ich aus dem Brief:
    » Ich habe Mr Moss angewiesen , Ihnen bei allen Entscheidungen , die Sie treffen , auf jede ihm mögliche Weise zur Seite zu stehen . Sie hat ihn angewiesen, mir zu helfen, Gabriel, egal wie ich mich entscheide! Falls Mr Moss versucht, ihren Auftrag anders zu interpretieren, zerrt ihn Bill so schnell vor Gericht, dass ihm schwarz vor Augen wird.«
    Ich küsste den Brief. »Ich wusste doch, dass es sich irgendwann lohnen würde, einen Spitzenanwalt als Mann zu haben!«
    Gabriel schüttelte skeptisch den Kopf. »Du kannst doch Miss Beachams Sachen nicht einfach mir schenken.«
    »Warum nicht? Ich brauche sie nicht, du schon.«
    »Aber die Möbel sind Tausende von Pfund wert.
    Du kannst sie doch nicht einfach weggeben.«
    Ich starrte ihn verständnislos an, bis mir dämmerte, dass er keine Ahnung hatte, wie wohlhabend ich war. Ich hatte ihm nie erzählt, dass ich von Tante Dimity ein Vermögen geerbt hatte, und er hatte nicht den Schimmer einer Ahnung, aus welcher Familie Bill stammte. Ich setzte mich und legte ihm eine Hand auf den Arm. Jetzt galt es, ihm die Wahrheit schonend beizubringen.
    »Ich bin reich, Gabriel«, sagte ich. »Ich weiß, ich sehe nicht so aus und lasse es mir auch nicht anmerken, aber ich bin steinreich . Ich habe Father Julian vorletztes Jahr zu Weihnachten ein neues Haus gestiftet, damit die Gemeinde endlich ein vernünftiges Obdachlosenasyl hat. Und ohne meine Unterstützung würden die Aunt Dimity Attic Shops nicht existieren. Hast du schon mal von der Westwood-Stiftung gehört?«
    »Unterstützt sie nicht eine Reihe von Wohlfahrtsorganisationen?«
    »Dahinter stecke ich. Man könnte sogar sagen, ich bin die Westwood-Stiftung. Du nimmst meiner Familie und mir nichts weg, was wir zum Leben brauchen, wenn du Miss Beachams Sachen in deiner Wohnung aufstellst. Und Hand aufs Herz, Gabriel: Du musst dringend was wegen dieses grü nen Vinylsessels unternehmen!«
    Mit einem gedämpften Lachen verbarg Gabriel den Kopf in den Händen. Einen Moment lang dachte ich, er würde anfangen zu weinen, doch dann sagte er leise: »Solange Miss Beacham am Leben war, habe ich keinen Finger für sie gerührt.
    Ich weiß nicht, ob ich jetzt, nach ihrem Tod, mir einfach ihre Möbel unter den Nagel reißen kann.«
    »Sei nicht albern«, schalt ich ihn. »Wenn du an das Gespräch zurückdenkst, das wir kürzlich mit Mr Mehta hatten, wirst du dich erinnern, dass Miss Beacham sich mit Mrs Mehta zusammentun wollte, um für dich eine neue Frau aufzutreiben, sobald du über deine Scheidung hinweggekommen wärst. Sie wäre bestimmt nie auf eine solche Idee verfallen, wenn du ihr nicht am Herzen gelegen hättest. Ganz ehrlich, Gabriel, sie würde wollen, dass du ihre Sachen bekommst.«
    Gabriel hob den Kopf. »Bist du dir da wirklich sicher?«
    »So sicher, wie man es nur sein kann. Sie gehö ren dir, und zwar alle, wenn du sie willst.«
    »Ich … mir fehlen die Worte.«
    »Wenn ich du wäre, würde ich meine zwölf stärksten Freunde

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