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Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Titel: Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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um Stanley nicht zu wecken. »Lass das besser mich erledigen. Sag mal, du willst doch nicht etwa nach Newcastle?«
    »Doch«, sagte ich. »Gabriel und ich fahren morgen hin. Irgendjemand muss Kenneth ja sagen, dass seine Schwester gestorben ist, und ich habe bestimmt nicht vor, ihm die Nachricht am Telefon mitzuteilen.«
    »Du willst morgen mit dem Auto nach Newcastle?«, fragte Bill in nicht gerade vertrauensvollem Ton. »Und du hast vor, am Abend heimzufahren?«
    »Natürlich. Was ist so schlimm daran?«
    »Dein Orientierungssinn. Newcastle ist fast dreihundert Meilen von Oxford entfernt, Lori. Es wird einen halben Tag dauern, bis ihr dort seid.
    Und für die Rückfahrt werdet ihr genauso lange brauchen – wenn der Verkehr zügig fließt, was häufig nicht der Fall ist. Da bleibt euch nicht viel Zeit, um mit Kenneth zu plaudern.«
    »Oh.« Ich legte die Stirn in Falten. »So wie Gabriel sich angehört hat, lässt sich das schaffen.«
    »Dann fährt Gabriel zu schnell«, erklärte Bill.
    »Was sollen wir also machen?« So langsam sah ich meine Felle davonschwimmen. »Ich muss nach Newcastle, aber übernachten will ich dort auf keinen Fall. Am Sonntag soll ich wieder im St.- Benedict’s-Asyl arbeiten, und ich hab den Jungs versprochen, dass sie mitkommen dürfen.«
    »Lass mich ein paar Anrufe machen.« Bill sah hinunter auf Stanley, dessen regelmäßiges, tiefes Schnurren im ganzen Zimmer zu hören war.
    »Würde es dir was ausmachen, mir das Telefon zu bringen?«
    Ich trug das Telefon zu ihm hinüber und küsste ihn zärtlich auf die Stirn. Stanley war ein ungeheuer weiser Kater, sagte ich mir. Einen besseren Menschen als meinen Bill hätte er sich gar nicht aussuchen können.

20
    »Du FÄHRST IN die falsche Richtung«, hielt mir Gabriel vor, als ich den Rover von einem Kreisverkehr zur Autobahn A44 lenkte. Es war sieben Uhr am Mittwochmorgen, und die Hauptverkehrsstra ßen von Oxford waren, wie Bill prophezeit hatte, vom Pendlerverkehr verstopft.
    »Tu ich nicht«, erwiderte ich. »Ich fahre zum Flughafen. Es hat eine kleine Planänderung gegeben.«
    »Wirklich? Warum?«
    »Weil Newcastle fast dreihundert Meilen von Oxford entfernt ist. Und weil mein Mann ein paar Anrufe gemacht hat.« Ich warf ihm einen Blick zu.
    »Wir fahren nicht nach Newcastle, Gabriel. Wir fliegen .«
    »Womit?«, fragte Gabriel, nur um sich die Antwort gleich selbst zu geben. »Ach, schon gut. Ich vergesse das ständig. Ihr seid reich. Reiche Leute haben ihr eigenes Flugzeug.«
    »Wir haben keines«, entgegnete ich. »Bill hält es für töricht, Geld für Wartung und Hangarmiete auszugeben, wenn er im Bedarfsfall bei Bekannten eine Mitfluggelegenheit ergattern kann.«

    »Und das tun wir? Wir ergattern eine Mitfluggelegenheit?«
    »Exakt. Percy Pelham fliegt in den Norden, um sich eine Kollektion von Oldtimern anzuschauen, die jemand in der Nähe von Kirkwhelpington ver äußern will. Er beabsichtigt, den Tag dort in der Gegend zu verbringen und am Abend nach Oxford zurückzufliegen. Das bedeutet, wir müssen uns sputen, damit wir Percy rechtzeitig um sechs wieder am Flughafen treffen können. Aber ich denke, wir haben immer noch reichlich Zeit.«
    »Percy Pelham?« Gabriel wirbelte auf dem Beifahrersitz zu mir herum. »Meinst du etwa Sir Percy Pelham? Den Irren, der die Rallye Peking-Paris in einem Oldtimer-Bentley gefahren ist?«
    Ich schnitt eine Grimasse. Den erbärmlichen Zustand von Percys Bentley hatte ich nur in allzu frischer Erinnerung, als die knatternde Kiste nach einer zehntausend Meilen langen Tortur endlich in Paris über die Ziellinie getuckert war.
    »Percy ist kein Irrer!«, protestierte ich. »Er ist abenteuerlustig. Aber hab keine Angst: Im Cockpit ist er von Kopf bis Fuß Geschäftsmann.«
    »Sir Percy Pelham ist unser Pilot? « Gabriel stieß ein heiseres Stöhnen aus. »Wir werden uns gar nicht glücklich genug schätzen können, wenn wir Newcastle lebend erreichen.«

    »Ich weiß gar nicht, was für Befürchtungen du hast. Er hat es doch auch nach Paris geschafft, oder etwa nicht?«
    Gabriel ließ sich mit verschränkten Armen zurückfallen. Er sah entschieden blass aus.
    Als wir den Oxforder Flughafen erreichten, wartete Percy bereits am Terminal auf uns. Er war ein Hüne von Mann, groß und breitschultrig, doch dabei keineswegs dick, und obwohl er bereits auf die sechzig zuging, verströmte er die unerschöpfliche Energie eines Zwanzigjährigen. Er begrüßte uns überschwänglich, und nachdem er uns seinem

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