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Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Titel: Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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waren wir beide wohl stillschweigend davon ausgegangen, dass das eines Tages einfach geschehen würde. Nun sah es ganz so aus, als wäre dieser Tag da.
    »Stanley ist bei uns willkommen und darf bleiben, so lange er will«, sagte ich. »Bring ihn rein, ich hole seine Sachen.«

19
    STANLEYS SCHÜSSELN WIRKTEN auf dem  Küchenboden hinten in der Ecke so, als ob sie dort schon immer gestanden hätten, und der Wintergarten war genau der richtige Ort für das Katzenklo.
    Als ich seinen Löffel mit dem Griff in Gestalt einer Katze in die Hand nahm, fiel mir ein, dass Tante Dimity auch mal einen Kater gehabt hatte, einen ungestümen bernsteinfarbenen Rabauken, der seine Krallen an den Beinen des Esstischs verewigt hatte.
    Insofern erschien mir Stanleys Gegenwart unvermeidbar, ja, so passend, dass sich nur noch die Frage stellte, warum es derart lange gedauert hatte, bis wieder eine Katze in Tante Dimitys Cottage Einzug gehalten hatte.
    Zehn Sekunden nachdem er aus seinem Tragekorb gesprungen war, hatte sich Stanley schon aus dem Staub gemacht. Ich nahm an, dass er entweder sein neues Hoheitsgebiet erforschte oder, wie Gabriel prophezeit hatte, in irgendeiner dunklen Ecke Schutz suchte. Ich legte seinen Löffel in die Besteckschublade und wandte meine Aufmerksamkeit dem Hähnchen zu, das begossen werden musste. Wenn sein herrlicher Duft Stanley nicht aus seinem Versteck locken konnte, dann war er keine Katze.
    »In zwanzig Minuten ist das Essen fertig«, meldete ich und setzte mich mit Gabriel an den Küchentisch, um ihm zu erzählen, was Emmas Brainstorming erbracht hatte. Er war völlig von den Socken.
    »Fletcher-Beauchamps«, wiederholte er ungläubig. »Wenn ich es recht bedenke, hat Mrs Pollard Kenneths Nachnamen kein einziges Mal in den Mund genommen. Er war immer der ›liebe Kenneth‹ oder der ›gewitzte Kenneth‹, nie Kenneth Fletcher-Beauchamps . Sie muss angenommen haben, dass wir im Bilde sind. Und Joanna ist davon ausgegangen, dass Kenneth denselben Nachnamen hat wie seine unverheiratete Schwester.« Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Kein Wunder, dass wir ihn nicht im Telefonbuch gefunden haben. Wir schulden Emma einen Riesengefallen.«
    »Dabei war das erst der Anfang«, grinste ich und reichte ihm den Ordner. »Da steht alles drin, Gabriel, alles, was man bei solchen Leuten erwartet – Dorothys Wohltätigkeitsbälle, Walter James’
    Heldentaten beim Cricket, Kenneths Beförderungen …«
    Gabriel schlug den Ordner auf und begann zu lesen. Unterdessen kehrte ich zum Herd zurück, um die dampfende Suppe in Teller zu füllen. Gerade schnitt ich das selbst gebackene Brot in Scheiben, als Gabriel den Ordner zuklappte. »Das ging aber schnell«, bemerkte ich mit einem Blick über die Schulter.
    »Das meiste hab ich bloß überflogen. Ich vertrage eben nur eine begrenzte Menge an Beschreibungen von Ballkleidern.«
    »Gerade das waren meine Lieblingsstellen!« Lachend stellte ich die Suppenteller und den Brotkorb auf den Tisch und nahm ihm gegenüber Platz.
    »Weißt du, was wirklich merkwürdig an Kenneths Namenswechsel ist?«, fragte ich, nachdem wir zu essen angefangen hatten. »Dass sie sich erst dazu entschlossen haben, als sie schon über ein Jahr verheiratet waren.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Denk doch an Emmas erste Recherche. Da lautete der Suchbegriff noch Beacham, und die wenigen Treffer endeten mit Walter James’ Geburtsanzeige. Bei der Geburt seines Sohnes hieß Kenneth demnach noch Beacham. So lange hat er also mindestens gewartet. Und Walter James ist ein Jahr nach der Hochzeit auf die Welt gekommen.«
    »Interessant.« Gabriel leerte seinen Teller und griff nach einer Scheibe Brot. »Aber warum haben Kenneth und Dorothy so lange gewartet?«

    »Da kann ich nur Mutmaßungen anstellen.« Ich trug die Teller zur Spüle und kehrte mit dem Brathähnchen, Kartoffeln und Möhren, alles hübsch auf einem Tablett arrangiert, zurück. »Laut Mrs Pollard wurde Walter James nach seinem Großvater, Walter James Fletcher, genannt. Also schätze ich, dass der Opa da die Hand im Spiel hatte. Und sobald sein Enkel und Erbe das Licht der Welt erblickte, hat der Opa entschieden, dass es das Beste wäre, dem Kleinen mit dem Vornamen auch seinen Nachnamen zu verpassen – wollen wir wetten? Beachte bitte, dass Fletcher Beauchamps vorangeht.«
    Gabriel bediente sich. »Glaubst du, der alte Tyrann hat sie drangsaliert?«
    »Warum nicht? Er hat die Macht, die Leute nach seiner Pfeife tanzen zu

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