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Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Titel: Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Charme waren die zwei so hingerissen, dass ich mich schon fragte, wie ich sie trösten sollte, falls Gabriel meine Vorstellungen über den Haufen warf und doch noch beschloss, Stanley trotz Joannas Katzenallergie zurückzuholen. Am Anfang beäugte Stanley Rob und Will überaus misstrauisch, aber bald erlag er ihrem bewundernden Gurren, dem sie mit großzügigen Angeboten von Thunfisch, Lachs und Hähnchenresten kräftig nachhalfen.
    »Zwei Ponys und eine Katze«, bemerkte Annelise. »Was kommt als Nächstes? Ein Cockerspaniel und ein Kanarienvogel?«
    »Da weißt du so viel wie ich«, erwiderte ich.
    »Ich hab weder die Ponys noch den Kater kommen sehen.«
    Mein Mann akzeptierte den Neuankömmling mit resignierter Gelassenheit und bat mich nur, eine zusätzliche Kleiderbürste zu kaufen. Doch je später es wurde, desto deutlicher zeigte sich, dass Stanley sich Bill als seine Bezugsperson unter den Menschen auserkoren hatte. Der Kater folgte ihm von Zimmer zu Zimmer und rückte ihm nach und nach immer näher, als pirschte er sich an eine ahnungslose Maus heran. Als die Zwillinge schliefen und Bill es sich in seinem Lieblingssessel im Wohnzimmer bequem gemacht hatte, schlummerte auch Stanley zufrieden in sich eingerollt auf Bills Schoß.
    »Ich weiß nicht, womit ich das verdient habe«, brummte Bill mit einem pikierten Blick auf das schlafende Tier.
    »Er spürt einfach dein sonniges Wesen.« Ich saß ihm gegenüber mit angezogenen Beinen auf dem Sofa. »Außerdem ist er es gewohnt, mit einem Mann zusammenzuleben, und du bist der Einzige im Cottage, der dieses Kriterium erfüllt. Wie ist es mit Mr Moss gelaufen?«
    »Komisch.«
    »Hat er Schwierigkeiten gemacht?«
    »Überhaupt nicht. Das ist ja das Merkwürdige.«
    Bill hob die Hand, um sich übers Kinn zu streichen, eine Gewohnheit aus der Zeit, als er noch einen Bart hatte, aber dann schwebte die Hand einen Moment lang in der Luft, ehe sie die Richtung wechselte und nach unten sank, mitten auf Stanleys flauschiges Fell. Bill schien sich dessen gar nicht bewusst zu sein, aber ich sah gebannt zu. Es war, als besäße der Kater eine magische Zauberkraft.
    »Ich hatte ein höfliches, aber heftiges juristisches Sperrfeuer erwartet«, fuhr Bill fort. »Aber nichts dergleichen. Als ich ihm erklärt habe, wie Miss Beachams Brief rechtlich zu bewerten ist, hat er das sofort akzeptiert. Kein Protest, keine Drohungen, kein Widerspruch. Soweit ich das beurteilen kann, ist der Fall erledigt.«
    »Aber das ist doch gut, oder?«, fragte ich. »Und schließlich wird die Auktion kein totaler Reinfall.
    Die Schnupftabakdosen werden ein hübsches Sümmchen einbringen.«
    »Das Geld schien ihn gar nicht zu kümmern«, meinte Bill.
    »Mit deinen umfassenden Kenntnissen aller relevanten Paragrafen musst du ihn ganz schön eingeschüchtert haben.«
    »Ich bin gar nicht dazu gekommen, ihn einzuschüchtern. Unser Gespräch war höflich, kurz und absolut sachlich. Ich weiß nicht … Ich kann’s nicht genau benennen, Lori, aber hier spielt sich irgendwas Seltsames ab.«
    Ich wölbte theatralisch die Augenbrauen. »Ist es etwa an der Zeit, Joanna mit einer Haarnadel zu bewaffnen und sie auf Mr Moss’ Schreibtischschublade anzusetzen?«

    »Versucht wäre ich ja«, meinte Bill mit einem verschmitzten Lächeln. »Aber nein, ich finde, wir sollten schlafende Hunde – oder Katzen, je nachdem – vorerst nicht wecken. Erzähl mir doch noch ein bisschen mehr über Emmas Brainstorming.«
    Den Rest des Abends verbrachten wir damit, Emmas Erkenntnisse zu erörtern. Und weil Bill Gabriels Aversion gegen Ballkleider teilte, ging ich gleich zu Fletcher Securities über, ein Name, der Bill ein Begriff war.
    »Persönlich hatte ich nie mit Walter Fletcher zu tun«, sagte er, »aber ich weiß, dass er ein einflussreicher Mann ist.«
    »Wäre ihm zuzutrauen, dass er seinen Schwiegersohn tyrannisiert?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung. Manche mächtige Männer sind Tyrannen, aber nicht alle. Mein Vater ist wirklich ein sehr einflussreicher Mann, aber ich kann mir kaum einen sanfteren Menschen vorstellen.«
    »Dein Vater ist der ideale Softie«, erklärte ich.
    »Siehst du?«, erwiderte Bill. »Mit Verallgemeinerungen kommt man nicht weiter.«
    »Ist ja auch egal«, meinte ich achselzuckend.
    »Ich bezweifle, dass ich es je mit Opa Walter zu tun bekomme. Nach Lage der Dinge wird er in der Londoner Zentrale sein und nicht in der Zweigstelle Newcastle.«

    »Moment mal.« Bill verlagerte vorsichtig das Gewicht,

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