Tante Dimity und die unheilvolle Insel
ich ihn losgelassen hatte.
»Es ist ja nichts passiert. Aber wenn Mrs Gammidge vorschlägt, dass ihr euch im Nordostturm verbarrikadiert, werde ich ihr bestimmt nicht widersprechen.«
Peter lächelte ihn dankbar an, dann drehte er sich zu Cassie um. Plötzlich wirkte er viel schüchterner. Nach kurzem Zögern hielt er ihr die Hand entgegen. Sie ergriff sie forsch, als würde sie sie nie wieder loslassen wollen, und gestattete ihrem zerknirschten jungen Verehrer höchst anmutig, sie aus der Bibliothek zu geleiten. Ich nahm erneut meinen Platz auf der Couch ein und zog mir die Decke über den Schoß. Meine größte Hoffnung in diesem Moment war, dass die zwei Wills Rat beherzigten und sich auf Dundrillin vermählten.
»Dann wäre das also geregelt«, sagte Percy, als sie draußen waren. »Sie hat ihn den ganzen Abend bitterböse angefunkelt. Ich hatte schon befürchtet, sie in zwei verschiedenen Türmen unterbringen zu müssen. Aber Ende gut, alles gut.« Er sah auf die Uhr auf dem Kaminsims.
»Halb zwölf. Ich schätze, ihr zwei seid auch reif fürs Bett.«
»Nicht ganz, Sir Percy«, sagte Damian ruhig.
»Da gibt es noch ein paar Punkte, die wir gerne mit Ihnen erörtern würden, bevor wir uns schlafen legen.«
»Nur nichts aufschieben, sag ich immer.« Percy lehnte sich zurück und faltete die Hände über seiner Weste. »Schießen Sie los, alter Junge.«
Damian sah ihm fest in die Augen. »In dem Dossier, das Sie für Andrew und mich angefertigt haben, ist an keiner Stelle von der falschen Gedenktafel, der Treppe und den Höhlen unter der Ruine des Klosters die Rede. Warum wurden diese Punkte weggelassen?«
»Sie sind nicht relevant«, antwortete Percy.
»Die Höhlen würden es Ihrer Zielperson auch dann nicht ermöglichen, sich auf Dundrillin einzuschleichen, wenn sie sie überhaupt entdecken würde, was ohnehin so gut wie ausgeschlossen ist. Abgesehen davon behandeln die Bewohner der Insel die Höhlen wie eine Art Heiligtum. Sie wollen nicht, dass Fremde darüber Bescheid wissen, und mir selbst war daran gelegen, ihr Vertrauen zu ehren.«
»Ich fürchte, die Bewohner von Erinskil haben noch ganz andere Gründe, ihre Höhlen zu verbergen«, widersprach Damian. »Peter hat die Höhlen nicht gründlich erforscht, Sir Percy, aber Lori und ich hatten die Gelegenheit dazu. Ich glaube, dass das Ergebnis Sie interessieren wird.«
»Verraten Sie es mir«, bat Percy.
»Wir haben zwölf luftdicht verschlossene Truhen gefunden«, sagte Damian in nüchternem Ton. »Elf waren mit Bargeld im Gesamtwert von mehreren Millionen Pfund gefüllt. Die zwölfte enthielt wertvollen antiken Schmuck.«
»Mehrere Millionen Pfund, sagen Sie?« Percys Augenbrauen wanderten in die Höhe. »Gute Gü te, die Leute hier sind ja wirklich sparsam. Man kann es ihnen nicht verdenken, dass sie die Banken meiden. Die Gebühren sind schockierend!
Wer würde da schon bestreiten, dass Höhlen genau der richtige Ort sind, um Omas alte Klunker aufzubewahren?«
»Sir Percy«, sagte Damian geduldig, »die Objekte, die wir entdeckt haben, können keinesfalls als alte Klunker bezeichnet werden. Sie gehören ins Britische Museum. Und was das Geld betrifft
…« Er schürzte die Lippen. »Es schmerzt mich zutiefst, Ihnen das sagen zu müssen, aber ich habe ernste Zweifel daran, dass das Geld, das Lori und ich gefunden haben, mit legalen Geschäften erworben wurde. Wenn Sie mir gestatten, näher zu erklären …«
Percy beugte sich interessiert vor. »Ich bin ganz Ohr, alter Junge.«
In der nächsten halben Stunde präsentierte Damian Percy die lange Liste von Indizien, auf die wir gestoßen waren, angefangen mit dem Licht auf Cieran’s Chapel bis zum bestens gewarteten Ring für anlegende Boote und dem übergroßen Grab des alten Laird; von den vielen Spielarten der Kampagne zur Abschreckung von Touristen bis zum von Menschen geschaffenen Steinschlag, der den dritten Tunnel blockierte.
»Die Bewohner der Insel haben massiv in ihren eigenen Komfort investiert«, führte Damian seine Argumentationskette fort, »aber die Bedürfnisse von Touristen haben sie praktisch ignoriert. Noch mehr, sie haben es den Reisenden nach Kräften erschwert, Erinskil zu besuchen.
Warum?«
»Sie werden es mir sicher gleich verraten«, ermutigte ihn Percy.
Damian ließ sich nicht lange bitten. »Ich glaube, sie wollen gar nicht, dass irgendjemand nach Erinskil kommt. Ich glaube, dass Elspeth MacAllen die an Sie gerichtete Post absichtlich zurückgehalten hat, um
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