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Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Titel: Tante Dimity und die unheilvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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er hat euch nach Cieran’s Chapel rausgebracht. Mick, wären Sie so lieb und würden sich schon mal um die Drinks kümmern. In einer so scheußlichen Nacht wie dieser gibt es bestimmt keine Einwände gegen einen wee dram , wie es in Schottland so schön für ein Gläschen Whisky heißt.«
    »Sehr wohl, Laird Percy«, sagte Mick und eilte zur Getränkevitrine.
    Sir Percy strahlte Damian und mich selig an.
    »Den Dorfältesten obliegt die gewaltige Verantwortung, die Geschicke von Erinskil zu lenken.
    Hoffentlich werdet ihr es mir nicht allzu sehr verübeln, wenn ich gestehe, dass ich sie vorab eingeladen habe, unser spannendes Gespräch zu verfolgen. Ich dachte mir, dass es Informationen enthalten könnte, die auch für sie von Interesse wären.«
    »Sie haben uns belauscht? «, rief ich empört.
    »Spart ja so viel Zeit«, bestätigte Percy mit ungebrochener guter Laune. »Da erübrigt sich die Notwendigkeit, eure Seite der Geschichte umständlich wiederzukäuen.«
    »Was hat Sie darauf gebracht, dass unsere Seite der Geschichte für diese Herren von Interesse sein könnte?«, erkundigte sich Damian.
    »Da Sie und Peter durch die Höhlen gestreift sind, ließ sich nicht absehen, was Sie alles entdeckt haben könnten«, antwortete Percy. »Ich habe die Dorfältesten einbestellt, weil sie ein Recht – ja, die Pflicht – haben zu erfahren, ob jemand über die luftdichten Truhen gestolpert ist.«
    »Über diese Truhen würde ich sie gerne befragen«, sagte Damian.
    »Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel«, lächelte Percy. »Der erste Punkt der Tagesordnung ist aber die Vorstellung. Damian hat die Dorfältesten bereits kennengelernt, auch wenn ihm ihre offizielle Funktion damals noch nicht bekannt war. Ich werde die Herren also dir vorstellen, Lori. Von links nach rechts haben wir: Cal Maconinch, Hafenmeister; Alasdair Murdoch, Fischer; Neil MacAllen, Crofter und Betreiber der Fabrik; George Muggoch, Wirt und Bäcker; und Lachlan Ferguson, Pastor.«
    Die Männer schienen alle in den Sechzigern oder Siebzigern zu sein, wobei mich Pastor Fergusons wallendes weißes Haar und sein von tiefen Falten durchzogenes Gesicht vermuten lie ßen, dass er der Älteste aller Dorfältesten war.
    George Muggoch schien genauso rund wie seine Frau, was mich bei jemandem, der sowohl eine Kneipe als auch eine Bäckerei betrieb, nicht weiter wunderte. Die anderen aber waren alle schlank und rank. Alasdair Murdoch war breitschultrig und kräftig, wie es sich für einen Mann gehörte, der seine Tage damit verbrachte, Fischernetze einzuholen. Neil MacAllen war eher groß und mager, so wie ich mir Schafhirten immer vorgestellt hatte. Cal Maconinchs kastanienbraunes Haar wies so gut wie keine graue Strähne auf, was mich zu der Vermutung veranlasste, dass er der Jüngste unter den sechs Amtsträgern war. Alle trugen Hemd und Krawatte unter einem edel verarbeiteten Tweedjackett, das ohne Zweifel von den hohen Standards der örtlichen Fabrik zeugte.
    Während der Vorstellungszeremonie salutierte jeder knapp und murmelte höflich: »Guten Abend, gnädige Frau«, um dann Platz zu nehmen. Aus anderen Teilen der Bibliothek mussten noch drei Stühle herangeschafft werden, aber zu guter Letzt bildeten wir vor dem Kamin einen gemütlichen Kreis. Die Dorfältesten, jeder mit einem wee dram in der Hand, blickten Percy gespannt an, der plötzlich ungewohnt nachdenklich schien.
    »Wirklich komisch«, sinnierte er laut, den Kopf zur Decke gerichtet. »Alten Schnarchsä cken wie Cassies Vater, die ständig nur, im Dreck wühlen, wird Verstand zugebilligt, weil sie nie lächeln. Ich dagegen habe mir den Ruf erworben, ein Trottel zu sein, nur weil ich das Leben genieße. Diese Gleichung habe ich nie so richtig verstanden.«
    »Hier hält Sie niemand für einen Trottel, Laird Percy«, versicherte ihm Mick.
    »Lori und Damian schon«, entgegnete Percy und musterte uns mit spitzbübisch funkelnden Augen. »Sie wollten mich vor einer schrecklichen Wahrheit beschützen, die selbst zu durchschauen ich in ihren Augen zu einfältig war. Ich sollte Sie feuern, Damian, weil Sie Ihre Nase in Angelegenheiten gesteckt haben, die Sie nichts angehen.
    Aber das würde überhaupt nichts nützen. Sie gehören zu den Männern, die sich in einen Knochen verbeißen und ihn nicht mehr rausrücken, sobald sie was Besonderes daran gewittert haben.« Er ließ den Blick über die Gesichter der Dorfältesten schweifen, die aufmerksam lauschten. »Meine Herren, ich fürchte sehr,

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