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Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Titel: Tante Dimity und die unheilvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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zu verhindern, dass die Vereinigung zum Schutz der Robben auf der Insel eine Forschungsstation errichtet. Denn eine wissenschaftliche Einrichtung würde Fremde anziehen –
    und die Einheimischen haben keine Mühe gescheut, um die Fremden fernzuhalten.«
    »Sie stellen meine Leute ja als richtig fremdenfeindlich hin«, protestierte Percy.
    »Was Außenseiter betrifft, Sir, sind sie tatsächlich fremdenfeindlich. Und seltsamerweise hat es ihnen überhaupt nicht wehgetan, dass die Einkünfte durch den Fremdenverkehr wegfallen.
    Im Gegenteil, sie führen ein recht komfortables Leben.«
    »Der Handel mit Tweed hat es gut mit ihnen gemeint«, erwiderte Percy.
    »Ihnen als Geschäftsmann muss doch klar sein, dass die Tweedfabrik unmöglich Einkünfte bescheren kann, von denen sich die Einheimischen all den Luxus leisten könnten, den sie genießen.« Damian spreizte seine Finger. »Sir Percy, meiner Meinung nach bessern die Einheimischen ihr Einkommen mit Drogenschmuggel auf.
    Lieferungen werden von Händlern auf Cieran’s Chapel deponiert, von dort auf Alasdair Murdochs Fischkutter verladen und ans Festland gebracht. Das Geld, das sie damit verdienen, lagern die Einheimischen vorübergehend in der Höhle, bis sie es durch ihre Tweedfabrik schleusen und auf diese Weise waschen können. Als Nebeneinkunft verhökern sie gestohlene Antiquitäten auf dem Schwarzmarkt. Solche Unternehmungen gedeihen am besten abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit. Deshalb liegt es in ihrem Interesse, Touristen abzuschrecken.«
    Percy massierte sich das Kinn. »Faszinierend.
    Aber hoffentlich haben Sie mit Ihren beunruhigenden Enthüllungen nicht unsere jungen Freunde aufgeschreckt. Ich würde nicht wollen, dass ihnen ihr Aufenthalt auf Erinskil verdorben wird.«
    »Es war Cassie, die den Ball ins Rollen brachte«, schaltete ich mich ein.
    »Sie ist davon überzeugt, dass alle Bewohner von Erinskil an einer kriminellen Verschwörung beteiligt sind. Das ist auch der Grund, warum sie nicht wollte, dass Mrs Gammidge Dr. Tighe holte. Und deshalb geriet sie auch in solche Panik, als Peter vermisst wurde. Sie befürchtete, Peter wäre verschleppt oder sogar ermordet worden, weil er die Wahrheit herausgefunden hat.«
    Percy stieß einen derart betrübten Seufzer aus, dass ich fast wünschte, wir hätten den künstlichen Steinschlag nie überwunden. Dann erhob er sich kopfschüttelnd und schlurfte zum Feuer hinüber. Während er die Flammen betrachtete, sackten seine Schultern immer weiter nach unten, als drückte sie ein schweres Gewicht nieder.
    Doch als er sich zu uns umdrehte, hatte sein Gesicht einen merkwürdig spöttischen Ausdruck.
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie eine so lebhafte Fantasie haben, Damian«, begann er. »Ich dachte, Sie wären immer stocknüchtern, aber da war ich wohl im Irrtum. Ich gestehe, Ihre Einschätzung meiner Leute hat mich einigermaßen verblüfft. Diebe? Entführer? Mörder? Ja, was denn noch alles?« Seine Augen suchten die meinen.
    »Dass du neugierig bist, wusste ich, Lori. Aber ich hatte gehofft, deine Sorge um die eigene Sicherheit und die deiner Söhne wäre stärker als dein Wunsch, auf Erinskil rumzuschnüffeln. Ich hätte es besser wissen müssen.«
    Damian richtete sich auf. »Sie sind nicht so schockiert, wie ich es erwartet hätte, Sir Percy.«
    »Warum sollte ich schockiert sein?« Percy verhakte die Daumen in seiner Weste und streckte die Brust heraus. »Mein lieber Mann, ich bin hier der Laird. Glauben Sie im Ernst, dass auf dieser Insel irgendetwas ohne mein Wissen geschieht?«
    Plötzlich fing er an zu grinsen, als wäre er nicht mehr ganz bei Trost, machte eine ausladende Bewegung mit dem Arm und drückte einen am Kaminsims angebrachten Knopf. Lautlos glitt links vom Kamin eine Eichenvertäfelung zur Seite, und sechs Männer in Tweedjacken marschierten mit ernster Miene herein, um sich wie eine Wand vor Damian und mir aufzubauen. Ich erkannte Mick Ferguson, der uns genauso feindselig anstarrte wie am ersten Tag, und umklammerte verwirrt und etwas ängstlich meine Decke.
    Damian griff nach seiner Pistole.

20
    DAMIANS HAND SCHWEBTE gefährlich nahe über seinem gut verborgenen Holster, wanderte aber wieder nach oben, als Percy vortrat. Seine blauen Augen blitzten vor Heiterkeit.
    »Lori, Damian«, sagte er und legte die Arme um die Schultern der Männer links und rechts von ihm, »bitte gestattet mir die Freude, euch den Ältestenrat von Erinskil vorzustellen. Mick Ferguson kennt ihr ja schon –

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