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Tante Inge haut ab

Tante Inge haut ab

Titel: Tante Inge haut ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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joggt. Aber er kommt zum Essen nach.«
    Luise hatte sich hingesetzt. Mit einer kleinen Drehung des Halses konnte Christine immer noch den Rücken ihrer Tante sehen, war durch Luise aber jetzt besser gedeckt. Entspannt lächelte sie.
    »Und ? Wie geht es dir?«
    »Sehr gut.«
    Während Luise sich umdrehte, um besser in den Innenraum sehen zu können, fragte sie: »Was ist denn jetzt mit dem Mann da drinnen? Kennst du ihn?«
    »Luise! Starr ihn doch nicht so an, das fällt doch auf.«
    Tatsächlich. Nun hob er seinen Kopf und schaute in ihre Richtung. Christine lehnte sich zurück, um aus seinem Blickfeld zu kommen. »Luise! Bitte!«
    »Ja, doch«, entgegnete diese grinsend, »aber nur, wenn du mir erzählst, was an dem so spannend ist.«
    Christine setzte sich wieder gerade hin. »Wie alt schätzt du ihn? Nein, nicht wieder hingucken!«
    Luise sah sie an und hob die Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht so um die fünfzig. Wieso?«
    »Er sitzt da mit meiner Tante.«
    Jetzt drehte sich Luise doch wieder um. »Echt? Das ist deine Tante?« Sie stand auf. »Lass uns hingehen und guten Tag sagen.«
    Christine erwischte im letzten Moment ihren Arm. »Bist du verrückt? Bleib hier. Ich glaube nicht, dass es meiner Tante recht wäre, wenn wir jetzt da aufkreuzen. Sie hat der Familie gerade eröffnet, dass sie ihr Leben verändern will. Ohne nähere Angabe von Gründen. Aber ich habe es gerade begriffen: So wie es aussieht, sitzt da der Grund. Ich glaube es einfach nicht. Mir wird ganz schlecht.«
    »Wieso? Der wirkt doch ganz sympathisch.«
    »Luise! Meine Tante ist 64! Nicht vierzehn!«
    Ihre Freundin hob erstaunt die Augenbrauen. »Na, dann gerade! Da darf man doch keine Zeit mehr vergeuden.«
    In diesem Moment kam Anika an den Tisch und fragte, ob sie bestellen wollten. Luise beschloss, es sei Zeit für Weißwein.
    »Wie kann man nur so schön sein?«, sagte sie und sah der Kellnerin anerkennend hinterher.
    Die nächste halbe Stunde verbrachte Christine damit, Luises Schilderungen ihres letzten Urlaubs in Andalusien zu folgen und gleichzeitig herauszufinden, wie innig Tante Inge mit dem graumelierten Anzugtyp wirklich war. Immer wieder kam ihr das Bild von Onkel Walter in den Sinn, der in seinem Lieblingstrainingsanzug mit dem Emblem von Borussia Dortmund Rasen mähte. Man musste es zugeben, er schnitt im Vergleich leider schlechter ab. Obwohl er noch ganz fit war. Und irgendwie auch attraktiv. Wenn man seinen Typ mochte. Diesen Onkel-Walter-Typ eben.
    Tante Inge und ihr Begleiter steckten nun zwar die Köpfe zusammen, darüber hinaus konnte Christine aber keine weiteren Vertraulichkeiten erkennen. Wobei sie natürlich nicht sehen konnte, was sich unter dem Tisch abspielte.
    »Und was sagen deine Eltern nun zu ihm?«
    Irritiert starrte Christine Luise an. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass sie nach den Geschichten aus Andalusien schon wieder bei Tante Inge angekommen war.
    »Die wissen doch noch gar nichts von ihm. Ich habe die beiden doch gerade eben erst entdeckt.«
    »Ich rede von Johann.« Luise guckte ungeduldig. »Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Ja, sicher.« Mit einem Hüsteln versuchte Christine Luises peinliche Frage zu überspielen. »Also, meine Eltern haben ihn ja schon auf Norderney kennengelernt. Mein Vater fand ihn erst, wie soll ich sagen, etwas eigenartig, aber das hat sich dann alles schnell gegeben.«
    »Eigenartig ist gut.«
    Johanns Stimme ließ beide zusammenzucken, sie hatten überhaupt nicht bemerkt, dass er an den Tisch getreten war. Unbekümmert gab er Luise die Hand und setzte sich neben Christine.
    »Heinz fand, ich hätte tückische Augen, und hat mich eine Woche lang mit zwei anderen Rentnern und einem wahnsinnigen Inselreporter verfolgt. Sie hielten mich für einen Heiratsschwindler.«
    Luise schüttelte verblüfft den Kopf. »Das ist ein Witz, oder ?«
    Christine winkte lässig ab, achtete dabei aber darauf, ihre Deckung nicht zu verlieren.
    »Mein Vater hatte sich da in eine fixe Idee verrannt, das war aber nicht so schlimm.« Im vergangenen Sommer hatte sie Luise eine sehr verkürzte Version ihrer Begegnung mit Johann erzählt. Die ganze Wahrheit war ihr zu peinlich gewesen. Luise sollte schließlich nicht denken, dass Heinz nicht mehr bei Verstand war.
    »Na ja«, Johann legte den Arm auf Christines Stuhllehne und lächelte milde, »normal war das nicht. Wieso zappelst du eigentlich so, Christine?«
    Sie biss sich auf die Lippen, um ja nichts Falsches zu sagen.
    »Christines Tante

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