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Tante Inge haut ab

Tante Inge haut ab

Titel: Tante Inge haut ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Ich wohne in Kampen, bei Hannes Tochter.«
    »Bei Petra? Ach, das ist ja nett. Dann können wir uns doch mal zum Essen treffen. Mit deinem Mann. Oder ist der gar nicht hier?«
    »Ha!«, Renate schnaubte und stand auf. »Mir reicht es, ich gehe raus. Viel Spaß noch.«
    Sie knallte die Tür hinter sich zu, verharrte kurz, holte tief Luft und rannte wie aufgezogen aufs Meer zu. Gebannt verfolgten die drei durch das Saunafenster den etwas schwerfällig aussehenden Hoffnungslauf durch den weichen Sand.
    Johann war begeistert. Christine und er hatten sofort nach Ankunft in der Sauna einen Gang gemacht, waren dann zum Strand gelaufen und gleich in die Wellen gesprungen. Das Wasser war noch kalt, es hatte nicht viel mehr als sechzehn Grad, was nach dem Schwitzen zwar Überwindung kostete, sich aber sensationell anfühlte. Danach waren sie mit den Füßen im Wasser am Strand entlanggelaufen, immer der Sonne entgegen. Nach einer halben Stunde drehten sie um und gingen zurück. Kurz vor dem Aufgang zur Sauna ließ Johann sich in den Sand sinken. »Es ist toll hier. Willst du wieder hoch, was trinken, oder wollen wir noch einen Moment aufs Wasser gucken?«
    »Was du willst«, Christine setzte sich neben ihn, »wir haben den ganzen Tag Zeit, lass uns ruhig gucken.«
    Sie schwiegen eine Zeitlang vor sich hin. Christine grub ihre Zehen in den Sand und wieder aus, Johann malte mit seinen Fingern Kreise.
    »Hast du ...«
    »Wollen wir...«
    »Du zuerst.« Er drehte sich auf die Seite und strich mit einem Dünengrashalm über ihre Hüfte. »Ich wollte nichts Wichtiges.«
    »Wollen wir heute Abend mal nach Keitum? Ich zeige dir den Ort, und anschließend gehen wir zu >Fisch-Fiete< Scholle essen?«
    »Können wir machen. Du musst mir aber nicht jeden Tag ein Programm bieten. Ich finde es sehr schön, dass wir mal zwei Wochen Zeit für uns haben, mir wird das schon nicht langweilig. Dir?«
    Christine schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Ich möchte nur lieber mit dir allein nach Keitum, statt mit meinen Eltern und Inge zu >Gosch< zu gehen. Das ist alles.«
    Johann drehte sich auf den Rücken. »Das ist überzeugend. Gibt es eigentlich an der Tante-Inge-Front was Neues?«
    »Nein«, Christine zog ihre Füße aus dem Sand, »ich glaube, es beruhigt sich alles. Wollen wir jetzt bei Gudrun einen Kaffee trinken?«
    Johann stand schon und wischte sich den Sand von den Beinen, als er unvermittelt innehielt und ungläubig zum Dünenübergang hinüberblickte. Christine drehte sich in dieselbe Richtung. Eine Frau mit wildem roten Haar, eingewickelt in ein rotes Handtuch, das sie krampfhaft mit einer Hand festhielt, rannte in Zickzacklinien dem Meer entgegen. Alles an ihr wogte, eine Abfolge von kurzen, spitzen Schreien war zu hören, sie fuchtelte mit dem freien Arm, ihre Schritte wurden schwerer, langsamer, gebremst durch den weichen Sand, bis sie endlich am Flutsaum stand, das Handtuch fallen ließ, beide Arme zum Himmel streckte, ihren Kopf zurückwarf, einen letzten Schrei ausstieß und sich wie ein Nilpferd nach kilometerlangem Marsch durch die Steppe in die Fluten warf.
    Johann wandte seinen Blick zu Christine. »Wow!«
    Auch sie war beeindruckt.
    »Bestell mir doch bitte einen Kaffee und ein Stück Nusskuchen, ich gehe schnell aufs Klo.«
    »Mach ich.«
    Johann sah Christine nach und ging zu Gudrun, um den Kaffee zu ordern, dann holte er Christines und seinen Bademantel aus dem Umkleideraum. Kurz danach saßen sie nebeneinander auf einer Bank vor einem der Häuschen, lehnten sich an die warme Holzwand und hielten ihre Gesichter mit geschlossenen Augen in die Sonne. Gudrun brachte ihre Bestellung und setzte sich kurz neben Christine.
    »Und? Wie geht es dir?«
    »Gut. Ein bisschen viel Stress im Job, aber sonst sehr gut. Und hier?«
    Gudrun zuckte mit den Schultern. »Du, wie immer. Viel zu tun. Aber das ist ja gut. Und wir haben eine ganze Menge neuer Gäste, die noch nie hier waren, das ist ganz schön. Na ja«, sie beugte sich vor und lächelte Johann an, »du bist ja auch neu.«
    Er nickte. »Ich war vorher noch nie in einer Strandsauna. Das ist schon eine tolle Erfindung.«
    Gudrun hob plötzlich den Kopf und starrte irritiert nach vorn. »Was um Himmels willen macht die da?«
    In dem schmalen Durchgang von der Düne zum Strand stand die rothaarige Walküre auf einem Bein mit dem Rücken zu ihnen und reckte ihren Körper gen Himmel. »Ich glaube, das wird der Sonnengruß«, Christine hob träge den Kopf, »passt

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