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Tante Inge haut ab

Tante Inge haut ab

Titel: Tante Inge haut ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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massiv, fand zumindest Christine, die langsam bedauerte, dass die neue Freundin von Tante Inge mit diesem mageren Cayenne-Huhn aber auch gar nichts gemeinsam hatte. Die hatte wenigstens nicht so viel gesprochen. Und kaum gegessen. Ganz anders als Renate.
    Johann holte tief Luft und rieb sich mit einem Stofftaschentuch die Augen. »Was für eine Strafe. Da kann Werner, oder, wie sie sagt, >Wernerdasschwein<, doch eigentlich jeden Tag eine Party feiern, dass er diesen Tornado überlebt hat. Meine Güte ...«
    »Was hat sie dir denn erzählt?"
    Gequält stöhnte er auf. »Alles. Ihre Ehe, ihre Finanzen, ihre Bekanntschaft mit Inge, der sie endlich die Augen geöffnet hat, einfach alles. Du hast dich ja verdrückt und bist mit deiner Tante in die Sauna gegangen. Du hast mich der Dame einfach ausgeliefert.«
    Christine hatte nach Renates drittem Stück Kuchen Inge ge fragt, ob sie noch einen Gang mit ihr machen würde, ihre Tante schien sogar erleichtert.
    Drinnen hatten sie sich nebeneinandergesetzt und durch das Fenster die wild gestikulierende Renate beobachtet.
    »Weißt du, Christine, Renate hat gerade eine anstrengende Zeit. Sie ist sehr nett, wir haben uns in Bad Oeynhausen so gut verstanden. Und sie ist sehr großzügig, sie hat mir meinen roten Hut geschenkt, der ist extra für mich angefertigt worden.«
    »Mit dem Geld von ihrem >Wernerdasschwein<, wie sie mehrfach erwähnt hat.«
    Inge sah sie an. »Christine. Das musst du nicht in diesem Ton sagen. Er hat sich ja auch nicht gerade anständig verhalten.«
    »Sagt Renate. Na egal. Wieso warst du eigentlich bei einem Anwalt?«
    »Ach«, Inge war bei der Frage leicht zusammengezuckt, »das war nur so eine kleine Auskunft, die ich brauchte. Wegen, ahm, Anika und Till. Ich wollte ihnen einen Gefallen tun.«
    »Wieso, was ...«
    In diesem Moment betraten zwei Frauen die Sauna, grüßten und setzten sich. Inge hatte Christine zugeflüstert: »Ich mag es auch nicht, wenn man in der Sauna redet.«
    Mehr hatte Christine leider nicht in Erfahrung bringen können. Renate dominierte den Tag, Johann wehrte sich nicht, Gudrun war wie paralysiert nach der Brühe, und Tante Inge hütete immer noch ihre Geheimnisse. Christine hatte wirklich schon bessere Tage in der Strandsauna erlebt. •
     Inge schmiss ihre Tasche aufs Bett und setzte sich daneben. Was dachte sich Renate eigentlich? Gut, sie hatten sich angefreundet, aber sie konnte deshalb doch nicht sagen, was sie wollte. Schließlich war Inge nicht irgendeine dumme Landschnecke, die nach vierzig Jahren das erste Mal aus ihrem Beet kroch. Und außerdem kannte Renate Walter doch gar nicht.
    »Kennst du einen, kennst du alle«, hatte sie gesagt, »das ist völlig richtig, dass du ihm gleich den Anwalt auf den Hals schickst, bluten soll er, richtig bluten. Aber du hättest mir Bescheid sagen können, ich hätte dir einen Termin bei Dr. Karla Wagner verschafft, die ist auf Zack und hat eine solche Wut auf die Kerle, die macht jeden platt. Sie war mit einem Architekten verheiratet, und als sie nach einem Gerichtstermin früher nach Hause kam, da ...«
    Schon wieder eine dieser furchtbaren Ehegeschichten, die Renate so gern erzählte. Inge konnte sie nicht mehr hören. Und dann hatte sie sich auch noch über Christine ausgelassen. »Die hat auch schon so einen Weibchenblick drauf. Dieser Johann ist doch auch nicht treu, hast du gemerkt, wie der mich angestarrt hat? Ich hätte doch nur mit dem Finger schnipsen müssen.«
    Darauf war Inge aber sauer geworden! »Renate, ich bitte dich, Christines Freund ist mindestens zehn Jahre jünger als du. Und ich sehe ja wohl, wie verliebt er in meine Nichte ist. Richtig rührend.«
    »Pah!« Renate verschaltete sich zweimal, bevor sie den richtigen Gang fand, Inge überlegte, was das Getriebe eines Porsches wohl kostete. »Was bist du nur für eine Familien glucke. Nur, weil sie deine Nichte ist. Sie ist schon mindestens Ende vierzig.«
    »Mitte.«
    »Was?«
    »Sie ist erst Mitte vierzig. Und du hast ihn ...« Inge hatte jedoch das Gift verschluckt. Sie hatte überhaupt keine Lust, sich mit Renate wegen solcher Albernheiten zu streiten. Sie hatte sich um ganz andere Dinge zu kümmern. Unter anderem darum, dass sie am nächsten Tag mit Mark eine kleine Reise machte. Sie hatte gelächelt, was Renate zu einem zufriedenen Kopfnicken veranlasst hatte.
    »Na also, ich dachte schon, du wirst jetzt komisch. Es ist nur schade, dass Horst und Peter heute keine Zeit hatten. Vielleicht sind ihnen

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