Tante Inge haut ab
Mutter, in der anderen Hand einen kleinen Blumenstrauß, schob sich ins Zimmer.
»Bist du doli krank?«
Christine setzte sich neben Johann auf die Fensterbank und sah Tante Inge erfreut die Arme ausstrecken. »Oh, wie schön, da ist mein kleiner Freund. Hallo Till, hallo Anika, woher wisst ihr denn, dass ich hier bin?« »Wir haben dich ganz viel angerufen, aber da war immer eine andere Frau dran, und dann habe ich zu Mama gesagt, wir müssen zu dir fahren, da, wo du wohnst. Weil, ich habe doch Karten für das Aquarium. Und da musst du mit uns hingehen.«
Till hatte sich aufs Bett gesetzt und die Blumen vorsichtig auf die Decke gelegt.
Seine Mutter guckte Inge entschuldigend an. >*Es war immer nur die Mailbox dran. Ich habe mir Sorgen gemacht.« Sie hatte etwas Forschendes in ihrem Blick. »Und ich musste vorhin sowieso nach Kampen, da bin ich schnell bei Petra vorbeigefahren, umzuhören, was los ist. Till wollte dann sofort hierher.«
»Sag doch mal, bist du doli krank?« Tills Stimme klang kläglich.
Inge strich ihm über den Kopf. »Nein, Till, ich darf auch bald nach Hause. Und dann komme ich sehr gern mit ins Aquarium.«
Er strahlte sie an. »Da sind nämlich ganz große ...«
»Hallo, wen haben wir denn da?« Renate schleppte eine anscheinend tonnenschwere Bodenvase in den Raum, die sie ächzend absetzte. »Das wird ja ein richtiger Massenauflauf. Ich bin Inges Freundin, Renate.«
»Anika Jakob. Und das ist mein Sohn Till. Da fällt mir ein, ich habe ja noch gar nicht richtig Guten Tag gesagt.« Sie gab Heinz, Renate und Charlotte die Hand und nickte Christine und Johann lächelnd zu. »Vor lauter Aufregung vergisst man glatt das Benehmen.«
Heinz musterte Anika. »Waren Sie nicht dabei, als meine Schwester in Kampen so viel, na, wie soll ich sagen ... ?«
»So, Frau Müller.« Der Arzt versuchte vergeblich, die Tür ganz aufzudrücken. Renate stand davor. Charlotte nahm sich noch ein Stück Schokolade.
»Was ist denn hier los?« Er passte gerade noch in den Raum. »Wir wollten Sie noch einmal untersuchen, da wäre es hilfreich, wenn Ihr Besuch vor die Tür ginge.«
»Alle?« Heinz stellte sich vor das Bett seiner Schwester. »Ich bin der Bruder.«
»Heinz, bitte!« Inge setzte sich aufrecht hin. »Rette doch einen Moment lang jemand anderen. Du kannst Till was zu trinken kaufen. Till, du hast doch bestimmt Durst.«
Er sah seine Mutter an. Die nickte. »Ja, geh ruhig mit, wir warten im Flur.«
Es gab ein kleines Geschiebe, bis alle aus dem Zimmer waren. Hinter ihnen wurde die Tür geschlossen. Heinz marschierte mit Till zum nächsten Getränkeautomaten, Renate fixierte die anderen, dann schloss sie sich den beiden an. Anika sah ihnen nach.
»Ich hoffe, wir haben jetzt nicht gestört, aber ich habe mir wirklich Sorgen gemacht. Wie geht es ihr denn?«
»Sie hat Kopfschmerzen. Und natürlich einen Schock.« Charlotte hatte mit ruhiger Stimme geantwortet. »Alles halb so wild.«
Anikas Gesichtsausdruck war unsicher. »Und die hatte sie schon länger?«
»Was?« Christine verstand die Frage überhaupt nicht.
»Die Kopfschmerzen. War sie deshalb bei all den Ärzten?«
»Bei welchen Ärzten?«
»Sie hat doch ...« Anika wurde von einem jungen Mann unterbrochen, der mit einem großen Blumenstrauß auf sie zukam. »Entschuldigung, ist das hier Zimmer 112? Wo Frau Müller liegt?«
»Da können Sie jetzt aber nicht rein.« Charlotte nahm die Blumen in Augenschein. »Meine Güte, Sträuße wie auf einer Beerdigung.« Sie wandte sich wieder an Anika. »Was für Ärzte?«
»Ich soll sie doch nur abgeben. Gehen Sie gleich zu Frau Müller?« Der Kurier sah sich unsicher um. »Ich muss weiter.« Christine nahm ihm die Blumen ab. »Geben Sie her. Ist eine Karte dabei?«
»Ja«, beflissen nickte er, »wenn Sie mir das bitte noch hier quittieren würden. Danke. Tschüss und gute Besserung.«
Eine kleine Genesungskarte steckte zwischen den Blumen. Christine versuchte die Unterschrift zu entziffern, entdeckte aber nur den Stempel des Floristen. Sie begann vorsichtig, die Karte aus dem Strauß zu schütteln. Ihre Mutter blickte sie strafend an.
»Das geht dich gar nichts an. Du wirst schon wie Heinz. Also, Anika, was war jetzt mit den Ärzten?«
»So genau weiß ich das auch nicht.« Sie biss sich unsicher auf die Unterlippe. >» Frau Müller hat mich gefragt, ob ich einen guten Internisten kenne. Und welchen Hausarzt wir haben. Und dann wollte sie noch die Adresse von einer Orthopädin, die ihr empfohlen
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