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Tante Inge haut ab

Tante Inge haut ab

Titel: Tante Inge haut ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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nützte nichts.
    »Ich will Walter nicht unter die Brücken schicken, Herrgott! Der Mann ist pensionierter Steuerinspektor, er hat eine gute Rente, er kann sich doch wohl ein paar Tage ein Hotelzimmer leisten. Bis deine Schwester sich besonnen hat.«
    »Meine Schwester besinnt sich nicht, die hat eine Krise, und ich werde herausfinden, wieso. Aber das hat nichts damit zu tun, dass du Walter aus dem Haus jagst.«
    »Papa, warte mal. Ich habe da ...«
    »Misch du dich da nicht auch noch ein! ... Es sei denn, du bist gegen deine Mutter.«
    Charlotte funkelte ihren Mann wütend an. »Du benimmst dich unmöglich. Jetzt bringst du auch noch meine Tochter gegen mich auf.«
    »Deine Tochter? Ha! Das ist ja wohl immer noch unsere.«
    »Schluss jetzt!« Christine schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Ihre Eltern zuckten zusammen. »Sagt mal, seid ihr noch bei Trost? Es muss überhaupt niemand unter eine Brücke. Johann und ich ziehen ins Hotel.«
    »Was soll das denn?« Charlotte und Heinz starrten gleichermaßen entsetzt ihre Tochter an. Heinz fing sich als Erster.
    »Du musst doch nicht ausziehen, nur weil Onkel Walter ein paar Tage hier schläft. Wir haben doch genug Platz. Siehst du, Charlotte, das kommt davon, dass du mit mir streitest, jetzt vertreiben wir sogar schon die Kinder.«
    Wenigstens hatte er »wir« gesagt, dachte Christine und fühlte sich irgendwie müde.
    »Ach, Papa, es ist doch viel entspannter, wenn Onkel Walter oben wohnt und nicht auf der Couch schlafen muss. Wir können ja morgens immer zum Frühstück kommen.«
    Johanns entschlossenes Räuspern verhinderte noch mehr Versprechungen. »Guten Morgen. Sind wir zu spät?«
    »Nein, nein«, Charlotte lächelte ihn mühsam an, »Morgen, Johann. Der Kaffee läuft gerade durch. Gut geschlafen?«
    »Ja, danke.« Er wechselte einen Blick mit Christine. »Ich habe zwei Hotels gefunden, die beide noch was frei haben, wir können nachher gleich mal hinfahren.«
    Christine seufzte erleichtert. »Gut. Ich decke mal den Frühstückstisch. Wo ist denn Onkel Walter?«
    »Im Wohnzimmer«, Heinz deutete auf die Tür, »er setzt gerade ein Schreiben auf, dass er keine Kurtaxe bezahlen will. Der traut sich wirklich was.«
    »Wieso trauen?« Christine zog die Schale mit Pralinen weg, so dass ihre Mutter ins Leere griff. »Er muss doch sowieso keine Kurtaxe zahlen, wenn er privat wohnt.« »Aber Eintritt am Strand«, antwortete Onkel Walter, der plötzlich in der Tür stand und mit einem Briefbogen wedelte, »und das sehe ich überhaupt nicht ein. Habt ihr mal einen Umschlag und eine Briefmarke? Ich kann ihn natürlich auch persönlich hinbringen, dann spare ich das Porto.«
    »Wieso du?« Charlotte hatte jetzt doch noch eine Praline erwischt. »Du nimmst doch unsere Briefmarken.«
    »Die eine Marke.« Walter sah seine Schwägerin kopfschüttelnd an. »Isst du nicht ein bisschen viel Süßes, Charlotte? Was hast du eigentlich für Cholesterinwerte?«
    Kauend schob sich Charlotte an ihm vorbei. »Bin im Garten.«
    Christine strich Johann über den Rücken. »Komm, Johann, der Kaffee ist durch, möchtest du hier frühstücken oder lieber auf der Terrasse?«
    »Auf der Terrasse.« Seine Stimme klang dankbar. »Ich gehe schon mal vor.«
    Während Christine ein Tablett belud, setzte sich Onkel Walter neben Heinz und griff zur Zeitung.
    »Und ? Was ist los in der Welt?«
    »Nicht viel.« Heinz guckte kurz hoch und tippte auf einen Artikel. »Die fangen heute vor Kampen wieder mit den Sandvorspülungen an. Das möchte ich mir mal angucken.«
    »Ich komme mit. Und auf dem Weg dahin können wir bei der Kurverwaltung anhalten und meinen Brief reinreichen.«
    »Das ist aber ein Umweg.«
    »Und?« Walter klopfte ihm auf die Schulter. »Du fährst doch mit sechs Litern Verbrauch, hast du erzählt, das ist doch nichts. Und der Wagen läuft mal wieder warm. Diese Kurzfahrten sind nicht gut für die Maschine.«
    »Sag mal, Onkel Walter«, Christine drehte sich zu ihm um, »was ist denn jetzt mit Tante Inge?«
    Sein Blick war verblüfft. »Inge? Wieso? Meinst du, sie interessiert sich auch für die Sandvorspülungen?« Christine musste sich anstrengen, ein geduldiges Nichtengesicht zu machen. »Nein, das meine ich nicht. Aber willst du dich nicht um sie kümmern?«
    »Um Inge?«
    »Onkel Walter!« So viel Geduld ging nun wirklich nicht. »Meine Güte, du bist doch ihretwegen hier, nicht wegen der Sandvorspülungen. Kümmere dich doch mal um deine Frau.«
    Walter sah seinen Schwager an.

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