Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Inge haut ab

Tante Inge haut ab

Titel: Tante Inge haut ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
Vom Netzwerk:
stand plötzlich wieder am Tisch, diesmal mit eisverschmiertem Mund und quengeliger Stimme. »Ich habe Langeweile.«
    »Wir fahren gleich, Schatz«, beruhigend fuhr Anika ihm über den Kopf. »Holst du mir bitte meine Handtasche von hinten?« Kaum war er weg, fragte sie leise: »Und du hast jetzt das Haus geerbt und hast deshalb eine Wohnung für uns?«
    Inge nickte. »Genau. Es sind vier Wohnungen. Drei waren bislang Ferienapartments, und in einer wohnte Anna selbst. Ich war mit dem Testament schon beim Notar und warte jetzt auf den Erbscheinantrag, mit dem ich dann nach Niebüll zum Nachlassgericht muss. Erst dann ist es offiziell. Bis dahin muss alles unter uns bleiben. Wenn Walter was davon erfährt, ist der Verkauf sofort beschlossene Sache. Und das will ich nicht.«
    Plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf. Der Erbscheinantrag war noch gar nicht da! Mark hatte ihr den eigentlich vorbeibringen und sie zum Gericht begleiten wollen. Seit dem Einbruch hatte er sich nicht mehr bei ihr gemeldet. Gleich morgen würde sie in der Kanzlei anrufen. Doch jetzt hatte sie etwas anderes zu tun.
    »Wollen wir hinfahren? Damit ihr das Haus sehen könnt?«
    Anika lächelte sie an. »Es wäre zu schön, wenn das klappt. Also los, mein Auto steht in der Käpt'n-Christiansen-Straße.« Sie drehte sich zu ihrem Sohn um. »Till, zieh deine Jacke an, Inge will uns was zeigen.«
    »Wir sind gleich da. Da vorn ist es, das Rotklinkerhaus.«
    Aufgeregt drehte Inge sich zu Till um. Sie hatte Anika durch Wenningstedt in die Norder Wung dirigiert, die Straße, in der Anna Nissens Haus stand. Sie wandte sich wieder Anika zu. Du parkst am besten hier ... was ist denn da los?« Erschrocken beugte sie sich vor, während Anika den Wagen auf einen Seitenstreifen lenkte und den Motor ausstellte. Dann folgte sie Inges Blick, die plötzlich ganz blass geworden war.
    Die Haustür und alle Fenster standen sperrangelweit offen. Ein silberner Mercedes mit Hamburger Kennzeichen parkte direkt vor dem Haus, daneben standen zwei Männer, den Rücken zu ihnen gewandt. Der kleinere der beiden, blond, in Jeans und Sakko, redete auf den größeren, dunkelhaarigen ein. Beide hatten Klemmbretter in der Hand, der größere machte sich Notizen.
    Inge war wie gelähmt. »Das gibt es doch gar nicht. Was machen die denn da?«
    Anika war schon ausgestiegen. »Till, du bleibst bitte einen Moment im Auto sitzen, ja?« Sie sah Inge besorgt an. »Inge, ich glaube, ich kenne den dunkelhaarigen. Lass mich reden, ich kriege das raus.«
    Mit langen Schritten ging sie auf das Haus zu. Inge folgte ihr aufgeregt.
    »Jörn?«, rief Anika in die Richtung der beiden. »Jörn Tietjen ?«
    Der dunkelhaarige Mann fuhr herum und sah Anika verblüfft an.
    »Wer? ... Anika? Tatsächlich!« Erstrahlte übers ganze Gesicht und ging ihr entgegen. »Anika Jakob. Das ist ja toll! Was treibt dich denn hierher? Willst du mir Konkurrenz machen?«
    Sie lächelte und wandte sich an Inge. » Darf ich dir Jörn vorstellen? Jörn Tietjen, ein alter Studienkollege von mir. Jörn, das ist... äh ... meine Tante.«
    »Angenehm.« Er drückte Inge herzlich die Hand, verbeugte sich sogar ein bisschen.
    Sehr angenehm, fand Inge und registrierte dann erst, was Anika gesagt hatte.
    »Ein Studienkollege?«
    »Ihre Nichte und ich haben in Berlin zusammen Architektur studiert«, erklärte er, »... zumindest bis sie dann nach Hamburg wechselte. Bist du selbstständig oder in einem Architekturbüro angestellt?«
    Inge bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck und wartete gespannt auf Anikas Erklärung.
    »Weder noch«, antwortete sie, »ich arbeite inzwischen in einer ganz anderen Branche. Bist du beruflich hier?«
    »Ja.« Jörn machte eine weit ausholende Geste, die das Haus und das gesamte Grundstück umfasste. »Ich soll dieses schöne Haus hier umbauen, in acht Ferienwohnungen. Ein Großprojekt. Ich liebe so was.« Er zog den blonden Mann näher. »Guido, das hier ist eine ehemalige Studienkollegin von mir, Anika Jakob, mit ihrer Tante. Und das ist Guido Schneider, einer der Inhaber der Verwaltungsgesellschaft, der das Haus gehört.«
    Inge machte ein gurgelndes Geräusch und knickte in den Knien ein. Dankbar registrierte sie Anikas festen Griff an ihrem Arm.
    »Guten Tag, Herr Schneider.« Anika musterte ihn von oben bis unten. »Ihnen gehört das Haus? Wir dachten, es gehört Anna Nissen.«
    »Wollten Sie sie besuchen?«
    Guido Schneider hatte noch nicht mal gegrüßt, registrierte Inge. Er

Weitere Kostenlose Bücher