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Tante Inge haut ab

Tante Inge haut ab

Titel: Tante Inge haut ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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inne. Jetzt drehte sich Till zu ihr um und winkte sie zu sich. Als sie näher kam, entdeckte sie einen weiteren Kopf in der Burg. Inge hielt die Luft an, diese Schirmmütze, gelb-schwarz, die hatte Walter auch. Sie musste über sich selbst den Kopf schütteln: Borussia Dortmund hatte Hunderttausende davon verkauft. Ruhig ging sie weiter. Bis sie die Stimme hörte: »Na, dann sieh dir mal an, wie vernünftige Sandburgen gebaut werden.«
    Walter. Und jetzt sah er sie auch.
    »Mensch, Inge! Was machst du denn hier? Guck mal, Kalli, da ist meine Frau.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und stutzte. »Der Junge hat gesagt, er ist... Bist du ...«
    Erschrocken war Till auf Inge zugelaufen und schob schnell seine Hand in ihre. An Walters Stentorstimme musste man sich erst mal gewöhnen.
    »Inge?« Verwirrt sah Walter seine Frau und das unbekannte Kind an. »Wieso weiß ich davon nichts?« »Das ist doch bestimmt nicht ihr eigenes.« Kalli war vorsichtig aus der Burg gestiegen und nahm seine Mütze ab. »Oder? Hallo Inge, lange nicht gesehen.«
    »Hallo Kalli. Das ist ja eine Überraschung. Kann Till hier mitbauen? Oder wollt ihr alleine spielen?«
    »Nein, nein, wir können jede Hand gebrauchen. Komm rein, Till, wir sind noch am Ausschachten.« Kalli hob ihn über die Kante, dann folgte er ihm. Walter beobachtete ihn und sagte: »Kalli, pass auf, dass du nicht die Wand runtertrittst. Guck hin, wo du gehst mit deinen großen Füßen.«
    Inge sah ihren Mann verwundert an. »Ihr baut eine Sandburg? Kalli und du?«
    »Heinz auch. Der ist nur eben schnell zum Auto, er meinte, er hätte noch Pappe im Kofferraum liegen, damit wird der Boden fester. Ah, da kommt er schon. Hallo Heinz, guck mal, wer hier ist.«
    Heinz, mit Pappe und drei Holzbrettern beladen, lief freudig überrascht auf seine Schwester zu.
    »Das ist ja toll. Hast du uns gesucht?«
    »Ich wäre im Leben nicht auf die Idee gekommen, dass drei Rentner hier allein Sandburgen bauen. Das macht man mit Enkelkindern.«
    »Walter und ich haben ja keine Enkel. Und Kallis sind in Bremen. Was sollen wir machen?«
    Walter nickte. »Ich hätte gern welche, das kannst du glauben, aber mit unserer Tochter wird das ja nichts mehr ... Wir haben uns vorhin die Sandvorspülungen angeguckt und haben uns dabei unterhalten, über Sand und so.«
    »Genau«, Heinz reichte ihm die Pappe, »ach, das ist doch der kleine Till, der Sohn von dieser Anika, oder?«
    »Jedenfalls sprachen wir über Sand«, fuhr Walter fort, »und Kalli hat erzählt, dass er auf Norderney mal einen Wettbewerb gewonnen hat, die schönste Sandburg oder so. Ist aber schon Jahre her.« »Über dreißig«, ergänzte Heinz, »er hat aber damit angegeben wie nur was. Da haben wir gesagt: >Also los, zeig mal, was du noch kannst.< Und dann haben wir uns Schaufeln gekauft. Gleich drei Stück. Walter hat in dem Laden nämlich so eine Aktion entdeckt: >Kauf drei, zahl zwei.< Und jetzt sind wir hier. Aber die echte Ahnung hat Kalli auch nicht mehr.«
    »Kalli«, bellte Walter in Kallis Richtung, »die Wand rieselt. Das ist doch Pfusch.« Kopfschüttelnd sah er seine Frau an. »Der Gewinner. Lachhaft, macht schon im Ansatz Baufehler. Sag mal, was ist denn das für ein Kind? Das ist mir ja ganz neu.«
    »Das ist Till, der Sohn von Anika, einer guten Bekannten. Ich passe heute Nachmittag auf ihn auf.«
    »Und woher kennst du die? Wieso hast du auf einmal so junge Bekannte? Ich denke, du triffst dich hier mit Renate.«
    »Das mache ich auch. Und im Übrigen hatten wir eine Abmachung: Du wolltest mich in Ruhe lassen.«
    »Du hast mich doch hier aufgestöbert«, antwortete Walter empört, »wir wollten nur in Ruhe bauen, mehr nicht.«
    Kalli sagte etwas zu Till, der daraufhin laut loslachte. Er amüsierte sich.
    Seufzend ließ Inge sich in den Sand fallen. »Dann baut weiter. Aber eins sage ich euch: Kein Streit vor dem Kind. Es ist erst acht.«
    Inge schloss die weiße Friesentür auf. Die alten Holzbohlen in der Diele glänzten in der Sonne, auf der kleinen Konsole neben der Garderobe stand ein großer Strauß Mohnblumen. Sie ging den Flur entlang, an vielen Türen vorbei, die unterschiedlich gestrichen waren, einige blau, andere rot, bis sie in einen riesigen Raum kam. In der Mitte stand ein langer dunkler Holztisch, der zum Kaffeetrinken gedeckt war. Mark saß am Kopfende, links von ihm Renate, Heinz und Kalli, alle trugen Schirmmützen, jeder von einem anderen Verein. Am anderen Ende des Tisches saßen Anika und Till.

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