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Tanz auf dem Regenbogen

Tanz auf dem Regenbogen

Titel: Tanz auf dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinky Friedman
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Freundschaft ein archaisches, überbewertetes Gefühl. Sie glaubte, Freunde waren dazu da, einen zu benutzen, von einem zu profitieren, wenn es einem gut ging, und einen hängen zu lassen, wenn man schlecht drauf war. Es war eine Hund-frißt-Hund-Welt und für die Katze war das auch in Ordnung. Ich konnte ihr nicht unbedingt widersprechen, da es mir nie gut genug gegangen war, um ihre Theorie wirklich zu testen.
    Aber Katzen ziehen sich oft in sich zurück, wenn es darum geht, ihre Schmerzen, Befürchtungen und Ängste zu kommunizieren. Es war genauso gut möglich, daß ihre sofortige Negativreaktion nicht durch meine Loyalitätserklärung meinem lieben Freund McGovern gegenüber hervorgerufen worden war, sondern durch die unwillkommene Handlung, meinen Koffer hervorzuholen. Die meisten Katzen reisen nicht gerne und sind voller Abneigung und Widerwillen den irregeleiteten Seelen gegenüber, die dies gelegentlich tun. Die Haltung der Katze war zugegebenermaßen ziemlich provinziell, auf der anderen Seite jedoch auch nachvollziehbar, schließlich hatte sie noch nie einen Rückspiegel gebraucht, in dem sie sich selbst sehen konnte.
    Ich hatte gerade ein paar Hawaiihemden und meinen alten Friedenskorps-Sarong in den Koffer geworfen, als die Telefone klingelten. Ich lauschte einen Moment ihrem Klingeln und stellte mir vor, die Geräte seien empfindungsfähig und mit einem Sinn für Dringlichkeit ausgestattet. Natürlich war es spät. Natürlich war es einen Gammel Dansk über dem Strich. Es konnte jeder dran sein. Oder jemand, der sich verwählt hatte. Aber dem war nicht so.
    »Schieß los«, sagte ich, als ich den Hörer zur Linken abnahm.
    Die Stimme klang merkwürdig und die Verbindung war schlecht und es hörte sich an, als käme der Anruf von einem weit entfernten Ort wie vielleicht einem Affenarsch. Aber die Worte würden für immer auf meinem Skrotum eingestanzt bleiben.
    »Bleib locker«, sagte die Stimme, »Lono ist zu Hause.«
    Bevor ich antworten konnte, hörte ich eine andere Stimme, mir lieb und teuer, die jedoch noch weiter entfernt und dringlich klang.
    »MIT!-MIT!-MIT!« sagte sie.
    Dann war die Leitung tot.

 
     
     
     
    Teil Zwei
     
     
     
    Im Flug

 
    10
     
     
     
    Die Gulfstream IV flog wie ein Silberstreif hoch über der kalifornischen Küste auf ihrem westlichen Kurs nach Hawaii. Das Privatflugzeug verdankte ich meinem Freund McCall, dem Shampookönig aus Dripping Springs, einer kleinen Stadt außerhalb von Austin, wo Willie Nelson sein allererstes 4. Juli-Picknick veranstaltet hatte. Als Willie vor ein paar Jahren freiwillig auf Hawaii verschwunden war, hatte John ein Privatflugzeug gechartert, um mir bei der Suche zu helfen. Aber wir fanden Willie in nur drei Tagen, wohingegen McGovern schon länger als diese Zeitspanne vermißt war.
    »Ich hab zwei Bücher mitgenommen«, sagte McCall vom Sitz auf der anderen Seite des schmalen Gangs. »Eins ist dieser dicke Band mit dem Titel Power, geschrieben von so einem Hilf-Dir-Selbst-Business-Schwachmaten. Seiner Meinung nach ist Macht nicht nur der Schlüssel zum Erfolg, sondern auch zu Freiheit und Glück, was der Grund dafür ist, daß jeder, ob bewußt oder unbewußt, sein Leben damit verbringt, nach Macht zu streben.«
    »Er hat Recht«, sagte ich.
    »Das andere ist Der große Gatsby«, sagte McCall, »in dem Fitzgerald deutlich beschreibt, daß jegliche Form von Macht reine Illusion ist und nicht das geringste mit ultimativem Erfolg zu tun hat, von Freiheit und Glück ganz zu schweigen.«
    »Er hat Recht«, sagte ich.
    »Moment mal«, sagte McCall. »Der Business-Schwachmat sagt, Macht ist das ein und alles, und du sagst, er hat Recht.
    Fitzgerald sagt, Macht bedeutet rein gar nichts und du sagst, er hat Recht. Sie können nicht beide Recht haben.«
    »Du hast auch Recht«, sagte ich.
    Ich war nicht wirklich konzentriert. Meine Gedanken waren in Chicago, bei einem alleinstehenden Mann in den mittleren Jahren, der vor einigen Jahren in seiner Wohnung gestorben war. Alle, die ihn kannten, hatten geglaubt, er sei nicht zu Hause oder sich einfach nicht gekümmert, oder aber seine wunderbaren Freunde waren alle mit ihren Projekten beschäftigt und auf seine Weise war er das sicher auch, wenn man sein Projekt dahingehend deutet, daß Katzen und Ratten seinen Körper fraßen, während er wartete, wie lange es dauern würde, bis jemand merkte, daß er durch die Falltür verschwunden war.
    McGovern hatte die Story auf dem Ticker eines

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