Tanz auf dem Regenbogen
witziger als du, reicher als du und klüger als du…«
»Aber du magst keine Limericks…«
»Ich mag dich nicht. Was zum Teufel geht in deinem Zimmer ab, Sittichschwanz? Klingt wie das Frühstück in einem Club von Schwulen.«
Die Bullen schüttelten sich mittlerweile vor Lachen. Ich setzte mich im Bett auf, in der Absicht, mir die erste Zigarre des Morgens anzuzünden und das, was von meinem Gehirn noch übrig war, zusammenzurühren, um mir ein gute Ausrede einfallen zu lassen, Stephanie endlich aus der Leitung zu kriegen.
»Hör zu, Prinzessin. Es ist äußerst wichtig, die Leitung freizuhalten, für den Fall, daß die Leute, die McGovern haben, anrufen. Meinst du, wir könnten zu gegebener Zeit noch mal auf dieses Thema zurückkommen, oder muß ich erst einen Gabelstapler hier reinfahren, um dich vom Hörer wegzukriegen?«
»Ich kann dich richtig vor mir sehen, wie du Gabelstapler fährst, Friedman. Du würdest dich wahrscheinlich dabei umbringen, was mich im übrigen nicht stört, aber es wäre zumindest der erste Job, den du in deinem Leben machen würdest.«
»Bitte leg jetzt auf, Liebling, wir diskutieren das später.«
»Okay, Itzig, aber vergiß nicht, daß du gerade die Stimme deines Herren gehört hast.«
»Stephanie…«
»Vergiß es nicht!« sagte Stephanie »Ciao, Itzig.«
Sie legte den Hörer auf. Ich tat es ihr nach. Zu meiner Überraschung hörte ich einen kleinen Applaus von der in meinem Hotelzimmer versammelten Menge.
»Oh Gott«, sagte einer der Schnüffler anerkennend, »was für ein Weltklassefrau. Die macht dich fertig.«
»Es würde mich nicht stören, von dieser Mieze gekidnappt zu werden«, sagte der andere.
Ich stieg aus dem Bett und goß mir einen Kaffee ein. Es ist eine merkwürdige emotionale Mischung, sich stolz und lächerlich zugleich zu fühlen, aber es ist besser, als gar nichts zu spüren.
»Ist sie auch nur im entferntesten so wie sie klingt?« fragte einer der Techniker nicht unhöflich.
Ich beobachtete, wie die Vögel auf dem Lanai die Poi Rolls unter dem Schild, auf dem stand »Bitte nicht die Vögel futtern, Mahalo«, pickten. Ich paffte an meiner Zigarre und nickte gedankenverloren.
»Sie ist eine Hure mit einem Herz aus Gold«, sagte ich.
22
Der Telefonverkehr nach Stephanies kleinem Weckruf war an diesem Morgen praktisch nicht existent und es dauerte dann auch nicht lange, bis einer der Schnüffler und einer der Techniker sich verpißten. Die verbleibenden zwei versicherten mir, alles sei eingerichtet, um die Kidnapper, wenn sie denn anriefen, zu fangen und zu verfolgen. Sie sagten, sie würden in Schichten arbeiten und den Einsatz aufrecht erhalten, so lange er sinnvoll schien. Ich fragte, wie lange das denn sein würde, und sie antworteten, so lange die Poi Rolls und der Kaffee nicht ausgingen.
Gegen zehn schaute McCall vorbei. Er trug ein farbenfrohes Hawaiihemd, Khakishorts, Jesuslatschen, eine verspiegelte Sonnenbrille und einen mittelgroßen, ausgesprochen seriös wirkenden Aktenkoffer. In diesem Aufzug sah er aus wie ein freundlicher Drogendealer, der bessere Kreise versorgte. Ich stellte ihn den Bullen vor und er legte den Koffer aufs Bett.
»Alles da«, sagte er, »fünfzig Riesen in Fünfern, Zehnern und Zwanzigern, nur gebrauchte Scheine.«
»Warum hat das so lange gedauert?« fragte ich. »Du hast vermutlich so viel Beschleuniger auf Tasche, daß du den größten Teil ohnehin gleich selbst stellen könntest.«
»Banker sind einfach immer Schweinehunde«, sagte McCall. »Und je kleiner die Transaktion ist, desto größere Schweinehunde sind sie. Wäre das eine wirklich hohe Lösegeldforderung gewesen, sagen wir im Millionenbereich, hätte ich den Deal wahrscheinlich in einem Atemzug machen können.«
»Vielleicht beim nächsten Mal«, sagte der Bulle, während er den Koffer öffnete und McCalls Geld durchsah.
»Sie haben noch nicht angerufen, oder?« fragte McCall.
»Nein«, sagte ich, »die Leitungen in der Spendengala für Jerry Lewis’ Gesichtszuckungen sind noch nicht heiß gelaufen.«
»Sie rufen schon noch an«, sagte der Bulle grimmig. »Und wenn es soweit ist, denken Sie an das, was ich Ihnen gesagt habe. Erklären Sie sich mit allem, was sie fordern einverstanden, aber lassen Sie sich dabei Zeit. Je länger das Telefongespräch dauert, desto leichter ist es mit der Fangschaltung zurückzuverfolgen.«
»Was bedeutet mit der Fangschaltung zurückverfolgen?« frage McCall einen Augenblick später als wir beide
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